Zur Theodizee-Frage im Allgemeinen……

Zur Theodizee-Frage im Allgemeinen gibt es eine Vielzahl von Ansätzen. In der Bibel wird z. B. im Buch Hiob der Frage nachgegangen: Warum leidet der Gerechte? Oder dass Gott dem Menschen einen freien Willen lässt, auch selbst Leid zu produzieren (z. B. durch Krieg oder wie Du es bei Deiner Freundin geschildert hast) oder dass Gott nicht oder eher selten in die Abläufe der Natur eingreift (z. B. wenn sich Erdplatten verschieben und ein Erdbeben passiert, oder Krankheit auftritt). Oder dass Gott durch Leid den Menschen zu sich zurück sucht, im Sinne von heimsucht etc.

Warum lässt Gott das Böse zu? Ungefähr 30 Jahre nach der Auferstehung Jesu schreibt Tacitus folgendes über die Christen in Rom unter Nero: „Die Todgeweihten benutzte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen, man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an und ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit als Fackeln brennen.“

Von allen Aposteln starb nur einer eines natürlichen Todes, das war Johannes in der Verbannung. Paulus schreibt im Frühjahr 54: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“ (1. Korinther 15, 19) Dagegen lesen wir im AT: „Siehe, das sind die Gottlosen; die sind glücklich in der Welt und werden reich.“ (Psalm 73, 12)

Der Psalm 73 geht aber noch weiter: „23 Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, 24 du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. 25 Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. 26 Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ (Psalm 73, 23-26)

Im NT steht das so: „17 Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, 18 uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ (2. KORINTHER 4, 17-18)

Manchmal wünschen wir uns ein direktes Eingreifen Gottes, das war schon im AT so: „Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen.“ (JESAJA 63, 19)

C.S. Lewis beschreibt das so: „Warum landet Gott nicht mit Heeresmacht und startet eine Invasion? Ist er dazu etwa nicht stark genug? Die Christen glauben, dass er eines Tages mit Heeresmacht kommen wird; wann, wissen wir nicht. Aber wir können uns denken, warum er es nicht gleich getan hat. Er will uns die Chance dazu geben, aus freiem Willen auf seine Seite zu treten. […]

Gott wird kommen. Aber ich zweifle, ob gerade die Leute, die von Gott verlangen, er solle offen und unmittelbar in unsere Welt eingreifen, sich richtig vorstellen können, was dann geschehen wird. Wenn das geschieht, ist das Ende der Welt da. Wenn der Autor auf die Bühne tritt, ist das Spiel aus.

Gott wird kommen, aber was dann? … Dann, wenn die ganze Welt dahinschwindet, als wäre sie nie gewesen, und etwas hereinbricht, dass all unsere Vorstellung übersteigt, das manchen von uns so herrlich, anderen so furchtbar erscheinen wird und wir keine Wahl mehr haben.
Dann nämlich wird sich Gott in seiner wahren Gestalt zeigen, und das so überwältigend, dass es in aller Kreatur unendliche Liebe oder unendliches Grauen erwecken wird. Dann wird die Zeit des Wählens vorüber sein. Es beginnt die Zeit, in der es sich zeigen wird, auf welcher Seite wir stehen, ob es uns nun vorher klar war oder nicht.
Jetzt, heute, in diesem Augenblick liegt die Entscheidung noch bei uns. Gott wartet, um uns diese Chance zu lassen. Gottes Warten wird nicht ewig währen. Wir müssen uns entscheiden. […]

Der Himmel wird unsere Probleme lösen; aber vermutlich nicht, indem er scharfsinnig unsere scheinbar widersprüchlichen Begriffe versöhnt. Die Begriffe werden uns unter den Händen weggezogen. Wir werden sehen, dass überhaupt nie ein Problem bestand.“ (Prof. Dr. theol. h.c., Dr. h.c. Clive Staples Lewis, 1898-1963, Nach der Wahrheit fragen, Dr. phil. Jürgen Spieß, Brunnen-Verlag, Gießen; Aufl. 2007)

Warum lässt Gott das Leid zu? Ich weiß es nicht. Aber ich denke, es war von Anfang an keine Frage von Recht oder Unrecht. Gott hat uns für unsere Zeit hier auf der Erde keine Garantien oder Versprechungen gegeben – im Gegenteil. Aber in Jesus hat er uns versprochen, dass wer an Ihn glaubt – Anrecht auf ein ewiges Leben hat. Darin hat Er mir seine Liebe gezeigt.

„Viele fragen sich, was das für ein Gott ist, der seinen Sohn massakrieren lässt. Die Antwort der Bibel: Das ist kein fieser Deal zwischen Vater und Sohn. Es ist Gott selbst, der sich in Jesus für uns Menschen hingibt!
Wir sind Gott so wertvoll, dass er sich selber für uns hingibt. Die Allmacht der Liebe Gottes äußert sich nicht in blumigen Sätzen, sondern in schmerzvoller Hingabe.“
Pfarrer Ulrich Parzany

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