Wir leben in einem Land, in dem sich jeder seinen eigenen Glauben bastelt.
Die Individualisierung hat in den letzten 50 Jahren die religiöse Landschaft der BRD verändert. Bestimmte, liberale Kirchen und Gemeinden leeren sich.
An Weihnachten füllen sich dann die Lücken auf den Kirchenbänken mit den «Distanzierten», den «Säkularen», den «Religionsgegnern», den «Alternativen» und den «alternativen Kunden und Sheilaisten», die sich zwischen die «Institutionellen» und die «Etablierten» Gottesdienstbesucher drängen.
«Sheilaisten» sind übrigens die wachsenden Gruppe der Individualisten, die sich ihren Glauben selbst zurechtgelegen.
„Vor 1960 verstand sich die Gesellschaft noch als genuin christlich. 97 Prozent der Bevölkerung gehörten einer Kirche an. Taufe und kirchliche Hochzeit waren unhinterfragter Teil des Lebens. Doch mit dem steigenden Wohlstand der Nachkriegszeit und der sexuellen Revolution von 1968 lösten sich die alten Grossmilieus auf, das Individuum gewann zunehmend an Bedeutung. Es entstand laut Stolz die Ich-Gesellschaft – gerade auch in religiöser Hinsicht. Unmittelbarer Ausdruck des Wandels war der Boom der alternativen Spiritualität in den 1970er Jahren, Stichwort New Age.“
(Jörg Stolz et al.: Religion und Spiritualität in der Ich-Gesellschaft.)
Die vielen Wissenschaften, an die die Aufgeklärten jetzt glauben, haben seit der Renaissance leider nur einige Antworten auf die Frage des „Wie“ gegeben – die Frage des „Wieso“ und „Warum“ des Lebens konnten sie dennoch nie beantworten. Die moderne Situation darauf ist, dass wir Menschen weiter einen Sinn suchen müssen. Die Natur hat uns keinen zu bieten, ausser man begnügt sich mit der unbewiesenen Evolution als Erklärungsmodell. Wir meinen aufgeklärt zu sein und urteilen über Dinge die wir letztlich nicht verstehen oder nicht verstehen wollen. Deshalb ist echter Glaube immer noch gefragt. Eine Denkhilfe könnte dieses Buch sein:
Das Buch der Mitte: Wie wir wurden, was wir sind: Die Bibel als Herzstück der westlichen Kultur.
von Vishal Mangalwadi
