Das ist wieder mal ein Beispiel dafür wie gefährlich Alkohol wirklich ist. Und auch ein Beispiel wie gefährlich die alltägliche Ignoranz von Mitmenschen ist. Da ist einer seit über einem halben Jahr total verzweifelt und sein Umfeld merkts nicht. Ja, sie reden wahrscheinlich hinter seinem Rücken noch blöd daher, dass er so anders geworden ist. Die Kollegen, die jetzt auch noch einen netten Film über ihn gedeht haben, haben sicher auch gelästert über ihn. Hat mal jemand nach der Kündigung angerufen und gefragt wie es ihm geht? Auch auf die Gefahr hin, dass er sie eine Stunde anjammert? Aber jetzt wird so betroffen getan. Die Menschen sind so wie sie sind.
Vielleicht gibts in deiner Nähe eine Person die jetzt gerade dringend Hilfe benötigt und keine selbstgefälligen, klugscheisserischen Reden. Bete für die Person und ruf sie an und biete ihr Hilfe an.
WAS WIR ÜBER SELBSTMORD WISSEN
SOLLTEN….
Einleitung:
„Aachen. In einem Waldstück bei Aachen hatten sie in den Frühstunden des Sonntags mit
einem Schlauch die Abgase des laufenden Automotors in den Innenraum gelenkt. Vier Jungen
schlossen einen Todespakt aus Verzweiflung. Hier der Inhalt ihres erschütternden
Abschiedsbriefes:
Hallo, Ihr! – Unser größter Wunsch ist es zu sterben…. Das Leben hier ist blöd. Alles nur
Zeitverschwendung. Auf der Erde läuft alles schief. Hey, weint nicht. Uns geht es bestimmt
gut. Wir wollen ins Paradies…!“
Jedes Jahr nehmen sich allein in der Bundesrepublik ca. 20.000 Menschen das Leben. Wenn
man diese harte, statistische Zahl einmal umrechnet, bedeutet das: etwa alle 30 Minuten
begeht irgendwo in unserem Land ein Mensch Selbstmord. D.h. während wir hier sitzen,
kämpfen vielleicht irgendwo verzweifelte Menschen zwischen Leben und Tod.
Und die jährliche Zahl der Suizidversuche wird auf über eine halbe Million geschätzt.
Das sind erschütternde Zahlen.
Warum dieses Thema?
Nun, ich persönlich glaube, dass es hier in diesem Raum kaum jemanden geben dürfte, der
nicht schon einmal irgendwann und irgendwie mit dem Gedanken an Selbstmord gespielt hat.
Und ich bin genauso sicher, dass in unserem Umfeld Menschen leben oder arbeiten, denen es
ebenso geht. Vielleicht kennen wir sogar den einen oder anderen, der zurzeit als
„selbstmordgefährdet“ einzustufen ist.
Die Bibel hat etwas zu sagen zum Thema Selbstmord. Zusätzlich habe ich in einigen guten
Büchern gelesen, vor allem in diesem: „Was Sie über Selbstmord wissen sollten“ von Dr. Bill
Blackburn.
Wollen wir uns gemeinsam dem Thema stellen. Ich will versuchen, so seelsorgerlich wie
möglich an die Sache heranzugehen.
I. Warum nehmen sich eigentlich Menschen das Leben?
Es gibt viele Ursachen, die zu einem Suizidversuch führen. Bei einem Selbstmord spielen
normalerweise mehrere, oft sogar viele Gründe eine Rolle. Wir wollen einfach einmal die
möglichen Beweggründe anschauen.
1. Einer unerträglichen Situation entkommen
Die meisten Personen, die sich mit Selbstmordgedanken tragen wollen einer Situation, die sie
für unerträglich halten, entkommen.
– Sei es in einer schweren Krankheit, die nach aller Erfahrung nur noch Schmerzen
und Leiden erwarten lässt….
Oft ist der Gedanke mit verbunden, den Angehörigen oder Pflegekräften nicht zur
Last zu fallen.
Es gibt noch weitere unerträgliche Situationen:
– Sei es in einer dramatischen Beziehungskrise… oder
– sei es bei einer ungewollten vorehelichen Schwangerschaft
– sei es vor einer Gefängnisstrafe, die es anzutreten gilt.
Irgend eine für den Betreffenden unerträgliche Situation ist entstanden; er sieht kein Land
mehr und versinkt in Hoffnungslosigkeit. Und dann zieht er die falsche Schlussfolgerung: Es
hat keinen Sinn mehr. Ich mache Schluss.
2. Hinterbliebene bestrafen
Blackburn schreibt: „Suizid ist fast immer ein feindseliger Akt. Oft richtet sich die
Feindseligkeit gegen die Hinterbliebenen. Es ist wie bei einem Kind, das trotzig sagt: <Ich
werde sterben, und du wirst traurig sein!>“
Ein junger Mann, der sich das Leben nahm, tat dies ausgerechnet, als seine Eltern eine weite
Urlaubsreise angetreten hatten. Am zweiten Urlaubstag erhielten sie die Nachricht vom Tode
ihres Sohnes.
Häufig wird Suizid versucht oder vollendet, nachdem ein Ehepartner seine beabsichtigte
Scheidung angekündigt hat oder nachdem die Scheidung vollzogen worden ist. Irgendwann
vorher hatte der verlassene Ehepartner vielleicht gedroht: „Das wird dir noch leid tun!“
Suizid oder versuchter Selbstmord kann eine wirkungsvolle Art sein, die Hinterbliebenen zu
bestrafen. Manchmal ist der Wunsch zu bestrafen mächtiger als der Wunsch zu leben.
Evtl.: Landschulheim Borkum 1970
3. Beachtung finden oder etwas erreichen wollen
Wir alle wissen, dass es zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehört, geliebt und
angenommen zu werden. Ist das nicht der Fall, bekommen Menschen kaum Liebe
entgegengebracht, kann der Gedanke entstehen, sich die gewünschte Aufmerksamkeit zu
erheischen. Ein Selbstmordversuch zieht Aufmerksamkeit auf sich wie kaum etwas sonst. Oft
werden die Betreffenden anschließend mit Interesse und Fürsorge geradezu überhäuft. Aber
irgendwann ist vielleicht wieder alles beim Alten.
Ein Selbstmordversuch kann auch die letzte Trumpfkarte sein, wenn alle anderen Karten
bereits ausgespielt worden sind. Manchmal wird der Suizid als Mittel der Manipulation, oder
sogar der Erpressung, von Kindern gegen die Eltern, von Ehefrauen gegen Ehemänner, von
Kollegen gegen Mitarbeiter eingesetzt.
4. Mit einem geliebten Verstorbenen wieder vereint sein
Dr. Blackburn schreibt: „Mit einem geliebten Menschen wieder vereint sein, indem man ihm
durch die Tür des Todes folgt, ist eines der ältesten Motive für den Suizid. Die Angst vor der
Trennung und der Wunsch, im friedevollen Zustand des Todes vereint zu sein, bringt manche
Menschen von Selbstmordgedanken zur Tat.“
Manchmal glaubt der Hinterbliebene auch, dass er nur auf solch eine drastische Weise der
Welt mitteilen kann, wie groß seine Liebe zu dem verstorbenen Ehegatten war.
Das trifft aber nicht nur auf ältere Menschen zu. Der Verlust einer sehr engen Beziehung ist
immer eine stressreiche Erschütterung der Persönlichkeit.
– Teenager nehmen sich manchmal nach dem Tod ihres Idols das Leben…
– Kinder haben sich sogar schon nach dem Tod ihres Streicheltieres umgebracht…
Die Frage muss gestellt werden: „Was bedeutet der Verlust für den Betroffenen?“
5. Sich selbst bestrafen
Suizid ist für manche eine selbstauferlegte Strafe. Manchmal trägt eine gestörte
Gottesvorstellung zu diesem Suchen nach Strafe bei. Das wird besonders an den Personen
deutlich, die meinen, eine „unverzeihbare Sünde“ begangen zu haben .
Darf ich das an der Stelle einfügen: Seit dem unser Herr Jesus Christus am Kreuz gestorben
ist, gibt es keine „unverzeihbare Sünde“ mehr – auch nicht Mord, Ehebruch oder Lästerung.
Nach der Schrift ist tatsächlich die einzige unverzeihbare Sünde der verstockte, hartnäckige
Widerstand gegen das Wirken des Heiligen Geistes, das zur Errettung führt. Die Ablehnung
des Erlösers und seiner Erlösung ist die eigentliche Sünde.
Zwei mögliche Gründe will ich noch anführen:
6. Einem plötzlichen Einfall folgen
Oft sind es junge Leute, die leichtsinnig mit dem Tod experimentieren, manche mit Autos,
andere mit Waffen (Russisches Roulett), wieder andere mit Drogen.
Die Rocksängerin Janis Joplin starb an einer Überdosis Drogen. Einige ihrer Freunde
erinnerten sich, dass sie schon während ihrer Hochschulzeit immer wieder mit dem Tod
gespielt hatte. Suizid kann einfach eine Kurzschlusshandlung sein.
Und 7. Manche suchen auch einfach das Martyrium
Ich habe gelesen, dass Augustin seine Lehre gegen den Selbstmord entwickelte, weil damals
so viele Christen den Märtyrertod durch die Römer suchten.
Für einige Menschen scheint es ein Reiz zu sein, als toter Held verehrt zu werden. Auf diese
Weise wird ihnen im Tod vielleicht der Ruhm und die Ehre zuteil, die sie zu Lebzeiten nicht
kannten. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Aspekt mitspielt, wenn sich Leute anzünden
und verbrennen – wie der Prager Student Jan Pallach – oder dergleichen. Solchen und anderen
romantischen Todesvorstellungen sollten wir vehement entgegen treten.
Der Tod ist kein Freund, sondern die Bibel nennt ihn den letzten Feind!
Ich bin sicher, dass es weitere Beweggründe für die Selbsttötung gibt, vor allem auch das
ganze Gebiet der geistigen und schweren seelischen Krankheiten, das ich hier jetzt nicht
behandeln kann.
Eines möchte ich jedoch jetzt schon mit aller Deutlichkeit sagen: Wenn ein Mensch versucht,
sich das Leben zu nehmen, oder wenn es ihm gar gelingt, dann haben wir Außenstehenden
nicht das geringste Recht zu richten. Gott allein weiß, was im Innersten eines menschlichen
Herzens vorgeht. Gott allein kennt die Abgründe von Verzweiflung und völliger Abwesenheit
von Hoffnung. Gott allein kennt die verzweifelte Einsamkeit, in die eine Seele kommen kann.
Selbstmord ist oft die Abwesenheit aller anderen. Deshalb: Wir dürfen nicht richten! Gott
allein kennt die Gründe und Hintergründe!
In der Bibel wird auch von Selbstmorden berichtet (Simson, Saul, Simri, Judas, etc). Aber wir
sollten etwas beachten: Wir finden an keiner Stelle wertende Aussagen über diese Taten. Sie
werden einfach historisch berichtet; aber die Wertung wird ganz bewusst Gott überlassen.
Noch etwas wollen wir in diesem Zusammenhang bedenken. Wissenschaftler in aller Welt
arbeiten fieberhaft an der Erforschung der biochemischen Zusammenhänge im menschlichen
Gehirn.
Der kalifornische Genetiker David Comings zum Beispiel hat herausgefunden, dass das
Gehirn von Menschen die Suizid begehen, oftmals abnormale Proteine enthält, die man auch
im Gehirn von Menschen mit Multipler Sklerose (MS) findet.
Forscher in den USA und Schweden haben unabhängig voneinander entdeckt, dass der
Serotonin-Spiegel eines Menschen eine wichtige Rolle spielt. Serotonin ist einer der vielen
„chemischen Botschafter“, die Impulse von einer Zelle zur anderen weiterleiten. Die Forscher
haben nun herausgefunden, dass bei Selbstmördern auffällig weniger Serotonin gefunden
wurde.
Wer von uns will angesichts dieser Erkenntnisse den Finger erheben? Jeremia fragt:
„Trügerisch ist das Herz, mehr als alles,…..Wer kennt sich mit ihm aus? Ich der HErr….“
(Jeremia 17, 9)
Aber auf der anderen Seite muss ich hier von dieser Stelle laut und vernehmlich vor dem
Selbstmord warnen. Wir haben uns das Leben nicht selbst gegeben; wir dürfen es uns auch
nicht selbst nehmen. Wir gehören Gott! Wir sind keine „biochemischen Maschinen oder
Roboter“, die nur von ihrer Körperchemie gesteuert werden und deshalb nicht verantwortlich
sind, für das, was wir tun. Oh doch, wir sind voll verantwortlich. Davon spricht die Bibel auf
fast jedem Blatt.
Für Christen gilt, was Paulus schreibt:
„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, den ihr von
Gott habt, und dass ihr euch nicht selbst gehört? Denn ihr seid um einen Preis erkauft
worden, verherrlicht nun Gott mit eurem Leib.“ (1. Korinther.6, 19-20)
II. Können Selbstmorde verhindert werden?
Antwort: Nicht alle, aber ein großer Teil könnte verhindert werden.
Bevor wir auf das Wie? eingehen, wollen wir zunächst noch einige wichtige Dinge aus dem
Bereich der Statistik hören.
1. Im Blick auf das Geschlecht
Frauen unternehmen zwar dreimal häufiger einen Selbstmordversuch als Männer, aber
Männer vollenden den Selbstmord dreimal so oft wie Frauen. Wie das kommt?
Das hängt stark mit der Methode zusammen. Frauen neigen zu weniger endgültigen
Methoden wie Medikamente und Gas, während Männer Waffen, Autos und Erhängen
bevorzugen.
Im Blick auf das Alter
Männer um 25 und um 75 sind die absoluten Spitzenreiter. Das hat natürlich Gründe. In
beiden Gruppen hat es mit einer akuten Sinnkrise zu tun.
Junge Männer, besonders intelligente junge Männer, suchen nach dem Sinn des Lebens.
Wenn sie ihn in den Werten des Elternhauses nicht finden und auch das Evangelium der Bibel
nicht kennen, kann es kritisch werden.
Ältere Männer haben einen großen Teil ihres Lebenssinns verloren, weil sie ihren Beruf
nicht mehr ausüben können. Der Beruf war für sie die Hauptquelle ihrer Identität und
Selbstachtung. Wenn es keinen anderen Pfeiler gibt, auf den sie sich stützen können, bringt
die Pensionierung das ganze Gebäude zum Einsturz. Für manche bleibt dann nichts mehr
übrig als Depression und Selbstmordgedanken.
Im Blick auf den Familienstand
Ich zitiere Blackburn: „Im allgemeinen gibt es bei Verheirateten weniger Suizidfälle als bei
den Alleinstehenden. Die Suizidrate ist bei Menschen, die nie verheiratet waren, und bei
Verwitweten höher und am höchsten bei Geschiedenen.“
Gruppen mit hohem Risiko
– Ältere Männer (höchste Rate aller Gruppen)
– Mediziner
– Jugendliche (nur Unfälle und Morde höhere Raten)
– Studenten (erste Stelle der Todesursachen)
– Alkoholiker, Drogenabhängige und Homosexuelle
Noch eine wichtige Information für alle Eltern unter uns:
Auch wenn Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren nicht zu den Gruppen mit hohem
Risiko gehören, sind sie gegen die Verlockungen des Suizids nicht immun. Die
Selbstmordrate dieser Gruppe hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt! Das sind
alarmierende Zahlen.
Aber nun zurück zu der Frage: Wie kann Selbstmord verhindert werden?
An der Stelle sollte ich vielleicht mit einem weit verbreiteten Irrtum aufräumen: „Wer von
Selbstmord redet, der tut es nicht.“ Das ist ein fataler Irrtum!
Fachleute behaupten, dass 80% derer, die sich das Leben nehmen, vorher Hinweise auf ihre
Absicht geben. Und für diese Dinge sollten wir eigentlich alle sensibel werden. Beim Suizid
gibt es zwar nur einen Täter, aber fast immer Mittäter. Mittäter deshalb, weil sie nichts getan
haben. Und zu denen wollen wir ja nicht gehören.
Wir unterscheiden zunächst einmal Selbstmordandeutungen, Selbstmorddrohungen und
Selbstmordversuche. Zuerst zu den Andeutungen:
Anhaltspunkte aus dem Verhalten
1. Vorbereitungen auf den Tod
Lebensversicherung erhöhen, letzten Willen aufschreiben, Beerdigung
planen, persönlich wertvolle Gegenstände verschenken, etc.
2. Beschaffung von Hilfsmitteln
Waffenkauf, Erkundigung nach der Wirkungsweise von Medikamenten,
Sammeln von Medikamenten, etc.
3. Auffälliges Sich-Zurückziehen / Isolation
Frage: Fühlst du dich zurzeit ziemlich einsam?
4. Ein gefundener Abschiedsbrief
Anhaltspunkte aus mündlichen Äußerungen
„Mir reicht’s; ich geb auf – das Leben ist sinnlos.“
„Falls ich dich nicht mehr sehe, danke für alles“
„Wirklich, du brauchst dir um mich keine Sorgen mehr zu machen, ganz bestimmt nicht.“
„Ich hab so eine Ahnung – ich mache bald eine weite Reise.“
„Das Leben ist wie ein Kurzschluss. Es gibt einen Knall. Dann gehen die Lichter aus.
„Meiner Familie ginge es ohne mich besser.“
Wenn wir solche oder ähnliche Äußerungen von jemanden hören, sollte bei uns die
Alarmanlage angehen.
Was kann man konkret tun?
1. Das Risiko einschätzen
Wenn wir eine Verdacht hegen oder gar konkrete Anhaltspunkte auf eine
Selbstmordgefährdung haben, und wir fühlen uns in der Sache überfordert, sollten wir sofort
eine dritte Person einweihen, oder sogar sofort fachliche Hilfe einschalten. Keiner von uns
soll jetzt ein kleiner Hobby-Psychologe werden, der mögliche Selbstmordgefährdungen in
seinem Bekanntenkreis aufspürt.
2. Nachfragen
„Bist du schon einmal soweit gewesen, dass du daran gedacht hast, dir etwas anzutun?“
Wenn nein: „Sollte es je dahin kommen, versprichst du mir, dass du dann mit mir darüber
redest?“
Wenn ja: „Hast du schon darüber nachgedacht, wie du dir das Leben nehmen willst?“
3. Mit dem Betreffenden beten
4. Andere mit einbeziehen
Als einziger Mensch die Suizidabsichten eines anderen zu kennen, ist eine zu schwere Last.
Bitte versprecht niemandem, dass ihr dieses Wissen allein für Euch behalten werdet!
5. Für fachliche Hilfe sorgen
„Erste Hilfe“ kann jeder Arzt leisten. Wenn ein Krankenhaus in der Nähe ist, ist das vielleicht
der beste Platz.
Natürlich ist es damit nicht getan. Der Gefährdete braucht weiterhin unseren Beistand, unsere
Zuwendung, unsere Treue. Das alles wollen wir geben, soweit wir dazu in der Lage sind.
Der Zeitraum der Gefährdung
Studien zeigen, dass fast die Hälfte der Menschen, die Selbstmord in Erwägung gezogen und
sich später tatsächlich das Leben genommen haben, dies innerhalb von drei Monaten nach
ihrer ersten Krise taten.
Bevor wir zum Schluss kommen, noch das Eine:
Unsere Verantwortlichkeit hat Grenzen. Wir wollen alles tun, was in unserer Macht steht;
aber letztlich können wir den Betreffenden nicht bewahren. Das habe ich selbst schon
mehrmals erlebt. In dem einen Fall konnte man helfen und stabilisieren. Aber im anderen
nicht. Nicht einmal unseren Hausmitbewohner konnten wir damals von diesem Schritt
zurückhalten.
Schluss
Einige von Euch kennen den Schriftsteller und Liederdichter Jochen Klepper. Von ihm
stammen die Lieder „Die Nacht ist vorgedrungen“ oder „Er weckt mich alle Morgen“.
Dieser Mann hatte eine jüdische Frau geheiratet, Hanni Stein, und war im 3. Reich
zunehmenden Repressalien ausgesetzt. 1942 sollte die Ehe zwangsgeschieden und Frau
Klepper ins KZ deportiert werden. Die Kleppers hatten die Ausreise nach Schweden beantragt
und standen mit verschiedenen Behörden in Kontakt. Im Dezember 42 schien es, als seien alle
Wege verbaut. In der Nacht vom 10. auf 11. Dezember nahmen sich die Kleppers samt der
Tochter Renerle das Leben. Der letzte Tagebucheintrag lautet: „Wir sterben nun – ach, auch
das steht bei Gott -, wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den
letzten Stunden das Bild des segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet
unser Leben.“ (idea Spektrum, Nr. 28 vom 11. Juli 2001)
Als man die Toten am Morgen fand, brachte der Postbote wenige Stunden später die
Ausreisegenehmigung nach Schweden!
Jemand hat einmal sehr treffend gesagt: „Der Suizid ist eine endgültige Lösung für ein
vorübergehendes Problem.“
Ihr Lieben, habt Ihr das verstanden? Der Teufel treibt in die Sackgasse, in die
Hoffnungslosigkeit, in die Verzweiflung. Er flüstert uns ein: Komm, es hat keinen Sinn mehr,
mach Schluss!
Genau wie damals beim Gefängnisaufseher von Philippi. Der sah alle Türen des Gefängnisses
offen, dachte natürlich, dass die Gefangenen über alle Berge sind und wollte sich gleich ins
Schwert stürzen. Aber dann rief Paulus: „Tu dir nichts Böses, wir sind alle hier!“ – „Und
glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus gerettet!“
Der Teufel sagt: Es gibt keinen Ausweg! Aber der Herr Jesus sagt: Ich bin der (Aus)weg!
Und das wollen wir uns merken. Dass wir gar nicht erst mit solchen Gedanken spielen. Und
wenn sie uns doch überrollen, dann wollen wir gleich mit einem Menschen unseres
Vertrauens darüber reden und beten.
Wilfried Plock