Britische Krawalle, deutsche Instant-Angst und Sofortismus.

Keineswegs bin ich ein Freund von Heribert Prantl  von der „ Süddeutschen“,  jedoch mit seinem neuen Artikel hat er mal den Nagel auf den deutschen Kopf getroffen:
„Kaum brennt es in London, flackert hier die Debatte hoch, ob und wann die Gewalt uns erreicht. Deutsche Politastrologen verwenden schlechte Nachrichten aus aller Welt allzu gern für ihre Zwecke – das Kalkül erinnert an Tütensuppen: aufreißen, Wasser rein, hochkochen.
Es gibt so etwas wie einen deutschen Katastrophen-Vampirismus. Er nutzt Unglücke, Attentate und Verbrechen, die anderswo in der Welt passieren, um sie sogleich für die politische Debatte in Deutschland zu verwerten. Das ist nicht unbedingt immer verwerflich, aber rasend egozentrisch.
Die Massenmordtaten des rechtsextremistischen Attentäters Breivik in Norwegen dienten hierzulande umgehend dazu, die Debatte um ein Verbot der NPD neu zu entfachen. Sogar der Streit über die Vorratsdatenspeicherung wurde norwegisch aufgeladen. Die Diskussionen darüber, ob „so etwas“ wie in Norwegen auch in Deutschland passieren und wie man es verhindern könne, ersetzten vielfach das gemessene Gedenken.
Nun geschieht angesichts der Krawalle in Großbritannien Ähnliches: In London brennt es – und in Deutschland flackern die Debatten darüber, ob und wann nun auch in Berlin die Gewalt zunehmen wird. Die Weltbetrachtung in Deutschland ist selbstbezogen. Sie ist ausgerichtet an einer quicken politischen Kommerzialisierung und sie führt zu einer Art Experten-Astrologie. Die einen kündigen an, dass alsbald auch hierzulande die sozialen Spannungen eskalieren werden, die anderen erklären, warum genau das nicht eintreten wird.“  www.sueddeutsche.de/polit…it-schauderlust-1.1130074
Wie gesagt Herr Prantl, sie treffen den Nagel, aber ihre Zeitung hat auch nicht anders gehandelt.
War es nicht ihre Redaktion, die die geistige Diarrhoe eines Funktionärs der Polizeigewerkschaft mit zu verbreiten half ?  Der norwegische Massenmörder Anders Breivik wurde von ihnen und anderen Medien sofort  als  „fundamentaler“ Christ geoutet. Man wird den Eindruck einer klammheimlichen Genugtuung nicht los, dass der Täter diesmal kein islamischer Fanatiker, sondern ein „christlicher Fundamentalist“ gewesen sein soll. Trotz klarer Fakten, daß dies niemals stimmt, wurden noch Tage nach dem Ereignis auf „Spiegel-Online“, bei ntv, ZDF und ARD sowie in Tageszeitungen verbreitet, der Täter sei ein „fundamentalistischer Christ“ – nicht selten verbunden mit hasserfüllten Kommentaren. So schrieb die grün-alternative „tageszeitung“ aus Berlin, der Terrorist gehöre zu denen, „die ihre dummen Hirne mit einer christlich-fundamentalistischen Weltsicht füttern“. Da haben wir es: Die Evangelikalen, die hier letztlich gemeint sind, sind dumm, und ihre Weltsicht kann Massenmörder gebären.
Kann es nicht sein, daß gerade Medienmacher wie sie die deutsche Instand-Angst und den Sofortismus mit verursachen und fördern? Alle Schuld den Christen war zu schnell ihr Credo. Wenn das so weitergeht, werden sie irgendwann die revolutionäre Wahrheit verkünden, daß der alte Christenschlächter Nero recht hatte und die Christen es doch waren, die Rom angezündet haben.

Kommentare

  1. christophil

    @qwer
    Christus war der entschiedenste „Fundamentalist“, den ich kenne. Denn er sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14, 6) Und obwohl er den Weg nicht billigte, den die meisten Menschen eingeschlagen hatten, denen er begegnete, sah er auf keinen einzigen verächtlich herab, nicht einmal auf seine Peiniger, sondern betete für sie („Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“, Lk 23, 34). Er wurde mit seinen unerhörten “fundamentalistischen” Äußerungen als derart gefährlich eingestuft, dass er gefangen und auf abscheulichste Art und Weise umgebracht wurde.

    Versuche einfach zu realisieren, dass
    1. ein “Fundamentalist” daran zu messen ist, ob und inwieweit er kongruent zu seinem Fundament denkt, redet und handelt, nicht ob er sich selbst dem oder dem Fundament zuordnet oder von anderen zugeordnet wird, und
    2. die diversen Fundamente, auf die sich Menschen berufen, nicht gleich sind und so ggf. diametral verschiedene Konsequenzen für das Handeln des einzelnen nach sich ziehen können.
    Versuche auch zu realisieren, dass es einen Unterscheid gibt, ob ich einen Menschen als Person ablehne oder eine Idee/Ideologie, der er anhängt.

    Wenn also ein Christ beginnt, den Menschen zu verachten, dessen Idee/Ideologie er nicht teilt, hat er bereits sein Fundament, den Herrn Jesus Christus nämlich, verlassen. Er ist dann vielleicht irgendeine Art von “Fundamentalist”, aber der Zusatz “christlich” trifft auf ihn nicht mehr zu.

  2. ali

    in die hölle kommen nur menschen, die das ausdrücklich wollen. es gibt dort nur freiwillige. wer jesus ablehnt, hat kein chance in den himmel zu kommen. er ist der einzige weg zu gott.
    was soll diese botschaft mit den von dir erwähnten worten zu tun haben?

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