Einige Pastoren waren zur Besprechung schwieriger theologischer Fragen zusammengekommen. Unter anderem wurde die Frage aufgeworfen, wie man die Mahnung des Paulus: Betet ohne Unterlass“ in rechter Weise erfüllen könne. Es wurden darüber verschiedene Ansichten geäußert einen der Teilnehmer bat, über diese Frage eine Abhandlung zu schreiben, die bei der nächsten Zusammenkunft vorgelesen werden sollte.
Eine Frau, die sie bediente und zufällig das Gespräch mit angehört hatte, rief erstaunt in die Runde: „Was, einen ganzen Monat soll man brauchen, um herauszufinden, was dieser kurze Vers bedeutet? Es ist doch eins von den einfachsten und besten Worten der Bibel!“
„Gut, Marie“, sagte ein älterer Pastor, „was können Sie denn dazu sagen? Wie verstehen Sie dieses Wort? Können Sie denn dauernd beten?“
„O ja, Herr Pastor.“
„Bei ihrer vielen Arbeit?“
„Nun, je mehr ich zu tun habe, mehr kann ich beten!“, sagte sie.
„Tatsächlich? Dann sagen Sie uns doch, wie Sie das fertigbringen!“
„Wenn ich morgens die Augen aufschlage, bete ich: ‚Herr, öffne mir die Augen meines Verstandes‘; während ich mich ankleide, bete ich darum, mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidet zu werden; beim Waschen bete ich um Reinigung durch das Wort Gottes, wovon das Wasser ein Bild ist; während der Arbeit bete ich um Kraft, die für diesen Tag ausreicht; wenn ich Feuer mache, bete ich, das Gott meine Seele durch das Feuer seiner Liebe entzünden möchte; wenn ich das Haus fege, dass er mich von aller Unreinheit reinigt; wenn ich das Frühstück zubereite und zu mir nehme, bitte ich, dass Gott mich mit dem verborgenen Manna und der Lauteren Milch seines Wortes speise; wenn ich mit den kleinen Kindern beschäftigt bin, blicke ich zu meinem himmlischen Vater auf und bete um den Geist der Kindschaft, ihm gehorsam zu sein – und so weiter den ganzen Tag über. Alles, was ich tue, gibt mir Anregung zum Beten.“
„Genug! Genug!“, rief der Pastor. „Dies ist den Unmündigen geoffenbart, aber den Weisen und Klugen verborgen. Machen Sie nur so weiter, Marie“; fuhr er ermunternd fort, „beten sie ohne Unterlass. Und was uns betrifft, liebe Brüder, lasst uns dem Herrn für diese gute Auslegung danken und uns an das erinnern, was er selbst uns gesagt hat: ‚Er leitet die Elenden auf den rechten Pfad und lehrt die Elenden seinen Weg‘ (Psalm 25,9).“
Bibellese: 1. Thessalonicher 5,15-22.
Eine wunderbare Veranschaulichung dieses Verses.