Karfreitag gehört zu Deutschland.

Noch gehört der Karfreitag zu Deutschland. Denn so selbstverständlich ist das heute nicht mehr.

Der Name Karfreitag setzt sich zusammen aus zwei Begriffen: Einerseits der Wochentag »Freitag« und das Wort »kar«. Der Begriff »kar« leitet sich ab aus dem Altdeutschen »kara« ab und bedeutet Kummer oder Trauer. An Karfreitag trauern Christen über ein schreckliches Ereignis, nämlich über einen Justizskandal, in dessen Folge ein Unschuldiger hingerichtet wurde.

Vor zweitausend Jahren hat die religiöse Elite in Jerusalem in einer Nacht- und Nebelaktion Jesus von Nazareth gefangengenommen und in einem Scheinprozess wegen Gotteslästerung verurteilt. Auf Gotteslästerung – das legte man Jesus damals zur Last – stand nach jüdischem Gesetz die Todesstrafe. Weil Jesus aber weder Gott gelästert noch sonst irgendeine Straftat begangen hatte, bestach man kurzerhand Zeugen, die schlimme Falschaussagen machten. Der Scheinprozess, in den sogar der römische Stadthalter Pontius Pilatus verwickelt war, führte schließlich dazu, dass Jesus gekreuzigt wurde.

Christen glauben, dass Gott in seiner Weisheit dieses schreckliche Ereignis dazu benutzt hat, um etwas Großartiges zu bewirken. Dazu muss ich ein bisschen ausholen: Aus der Bibel wissen wir, dass die Menschen am Anfang der Geschichte ihr Vertrauensverhältnis zu Gott beschädigt haben. Eine von vielen Folgen dieser Sünde war, dass ihre Gemeinschaft mit Gott endete, denn Gott duldet keine Sünde in seiner Gegenwart. Man kann es auf die simple Formel bringen: In Gottes Gegenwart leben wir. In der Gottesferne sterben wir.

Seither ist die große Frage, die übrigens auch Martin Luther beschäftigte: Wie kann ich sündiger Mensch vor Gott bestehen? Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?

An dieser Stelle kommt Jesus ins Spiel. Christen glauben, dass Jesus das Unrecht, also den Scheinprozess, die Verurteilung und Kreuzigung, sehr bewusst mit sich geschehen hat lassen, damit er als unschuldiges Opfer an meiner Stelle Versöhnung bei Gott erwirken kann. Jesus nahm als Sohn Gottes stellvertretend für mich die Strafe Gottes auf sich. Ich bin von meiner Schuld freigesprochen, wenn ich das, was Jesus tat, für mich in Anspruch nehme.

Und damit zurück zur Frage, warum Karfreitag ein Feiertag ist: Wenn ich weiß, dass meine Schulden getilgt sind, habe ich allen Anlass, das zu feiern! Wolf-Dieter Kretschmer, ERF.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.