Nur solche mutigen und unerschrockenen Prediger werden noch ernst genommen. Wo sind sie heute?

Ein unerschrockener Zeuge

Es war ein kühnes Unternehmen, wenn der alte Hugo Latimer vor Heinrich VIII. predigte. Es war Gewohnheit, dass der Hofprediger dem Könige an seinem Geburtstag ein Präsent machte. Latimer überreichte Heinrich VIII. ein Taschentuch, in dessen Ecken der Text eingewebt war: “Die Hurer und Ehebrecher wird Gott richten” – ein für Heinrich sehr passender Text. Und dann hielt er vor seiner allergnädigsten Majestät eine Predigt über die Fleischessünde und entledigte sich seiner Aufgabe mit einer erschreckenden Gewalt und vergaß es nicht, die persönliche Anwendung davon zu machen und er kürzte diese Anwendung auch nicht ab. Und dann verlangte der König, dass Latimer am nächsten Sonntage die vorige Predigt widerrufe und die nächste so einrichte, dass sie auch genießbar sei. Latimer dankte dem König dafür, dass er ihn so glimpflich behandelt hatte. Als der nächste Sonntag kam, stand er auf seiner Kanzel und sagte: “Hugo Latimer, du hast heute vor dem hohen und mächtigen König Heinrich von Großbritannien und Frankreich zu predigen. Wenn du ein einziges Wort sagte, das Euer Majestät missfällt, wird er dir den Kopf abschlagen lassen, darum bedenke, was du tust.”
Aber dann fügte er hinzu: “Hugo Latimer, du hast heute vor dem Herrn, dem allmächtigen Gott zu predigen, der Leib und Seele in die Hölle werfen kann und so sagte denn dem König die Wahrheit gerade aus.” Und so tat er und führte seinen Entschluss aus und der König ließ ihm seinen Kopf nicht abschlagen, sondern respektierte ihr nur umso mehr. Es war die Furcht des Herrn, die seinen Knecht so unerschrocken machte.

C. H. Spurgeon

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.