Wegen dem ISIS-Wahnsinn: Warum ich mich heute als Christ outen will!

Auch solche Artikel finden sich mal in der „Bild“-Zeitung:

„Dieser Text fällt mir nicht leicht. Denn ich schreibe ihn nicht als „die BILD“ oder als neutraler Reporter. Sondern als Christ. Als Christ, der mit dem ISIS-Wahnsinn überfordert ist.
Auch mancher Kollege mag sich wundern, denn ich renne nicht täglich mit einem Schild durch die Redaktion, auf dem steht: „Guckt mal! Ich bin Christ und versuche jeden Tag aufs Neue, mein Leben in den Dienst von Jesus Christus zu stellen.“ Ich bin nicht die Kirche und kein Lobbyist einer religiösen Organisation. Ich bin nur einer von Millionen Christen. Und zum ersten Mal schreibe ich darüber.
Denn ich kann nicht länger die Füße stillhalten – oder besser: die Finger. Für mich ist es Zeit, laut von der Liebe Gottes zu erzählen und von der Vergebung durch Jesus Christus. Von unseren Werten als Christen und warum sie genau jetzt so wichtig sind! Am liebsten würde ich zu jedem ISIS-Kämpfer gehen und ihm sagen: „Hör auf mit dem, was du da tust und kehr um! Gott liebt auch dich und kann dir vergeben. Das, was du da tust, hat nichts mit Gott zu tun und ist in keiner Religion eine gute Tat.“
Okay, das ist unrealistisch – zumal die Aufmerksamkeitsspanne meines Gegenübers eventuell lebensbedrohlich kurz wäre. Aber dennoch macht es mich fassungs- und hilflos, wie stumm wir Christen derzeit das Morden beobachten. Mir geht es hier nicht um die politische Ohnmacht oder um das Entsetzen, das wir alle teilen – ob Christ oder nicht. Mir geht es konkret darum, dass wir als Christen eine Botschaft mitzuteilen haben, und viele trotzdem still sind. Auch ich, bisher.
Haben wir Angst, uns zu unserem Glauben zu bekennen und entsprechend zu handeln, weil andere vermeintlich gläubige Menschen so unfassbares Böses anrichten? Weil uns der Glaube unangenehm geworden ist? Weil Religion plötzlich so oft nah am Fanatismus scheint? Kein Glaube rechtfertigt ISIS. Und gerade weil sie Gott als Rechtfertigung missbrauchen, muss es doch jedem Gläubigen im Herzen so weh tut tun, dass er schreien will.
Ich hatte vor wenigen Tagen die Ehre, Lord George Weidenfeld zuzuhören. Er sagte zur aktuellen Lage sinngemäß: „Ich verstehe diese Generation Christen nicht. Ich verstehe nicht, dass sie nichts tut.“ Da kam ich wieder ins Grübeln. Es werden Christen ermordet, weil sie zu ihrem Glauben stehen. Und das soll keine Auswirkungen auf mein sichtbares Handeln als Christ haben?
Das Neue Testament gibt uns keinen Kampfauftrag. Im Gegenteil: Es ruft zum Frieden auf, oft sogar zum Erdulden von Ungerechtigkeiten. Auch Christen haben das schon ignoriert und Furchtbares angerichtet. Aber müssen wir deshalb heute still sein? Ganz sicher nicht! Im Gegenteil!
Wieder und wieder werden wir in der Bibel aufgefordert, uns frei und ohne Angst zu Gott und Jesus zu bekennen. Und damit zu den Grundpfeilern der guten Nachricht: zu Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung. Auch dieses offene Bekenntnis ist eine Tat und der beste Anfang.
Wie schön wäre es, wenn solche Botschaften Twitter und Co überfluten. Wenn wir von unserem Glauben berichten, in dem es eben nicht um Rache oder Kreuzzüge geht. Jesus hat nicht „Auge um Auge“ gepredigt, sondern die berühmte andere Wange, die wir hinhalten sollen. Er hat nicht verdammt, sondern selbst dem größten Sünder Hoffnung auf Vergebung gemacht. Glaube darf nicht zerstörerisch sein. Mein Glaube ist friedlich und versöhnlich. Gott kann sogar ISIS vergeben (dieser Gedanke ist nicht neu).
Ich hoffe, das klingt nicht zynisch für diejenigen, die direkt vom Leid betroffen sind. Keine Ahnung, ob ich selbst zu so einer großen Vergebung fähig wäre. Aber das Neue Testament gibt uns auch Aufgaben und Verpflichtungen – und zwar jedem von uns Christen, nicht nur den Hauptberuflichen. Es ist kein Ruf zu den Waffen, sondern der Ruf, das Böse mit Gutem zu überwinden. Nicht verschämt schweigen nach dem Motto „Zur Zeit ist wohl nicht der richtige Moment für Glaubensbekenntnisse“ – sondern handeln.
Klingt das zu naiv, zu abstrakt? Ich versuche es konkreter: Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir damit anfangen, Barmherzigkeit und Nächstenliebe in die Tat umzusetzen? Etwa 300 Christen sollen noch im Nordosten Syriens als Geiseln gefangen gehalten werden. 15 äthiopische Christen wurden vor einigen Tagen von ISIS-Kämpfern erschossen, 15 enthauptet und dabei gefilmt. Weil es hier um die Rolle der Christen geht, erwähne ich nur diese neben so vielen anderen grauenhaften Taten. Im Februar wurden 21 koptische Christen in Libyen geköpft. Gestorben für ihren Glauben.“ Daniel Böcking in „Bild.de“

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