Die Matrix schlägt zurück

„Jetzt ist es an euch, was ihr daraus macht.“ Neo legt den Hörer auf und fliegt davon, die tief unter ihm herumwuselnden Menschen mit ihrer größten je dagewesenen Chance hinterlassend: der auf Befreiung von der Sklaverei unter den Maschinen. Dann dröhnt „Wake Up“ von Rage Against The Machine gleichsam wie eine Aufforderung durch die Boxen, und der erste Teil der Matrix-Trilogie ist zu Ende.


Doch wie viele werden aufwachen aus ihrer Unwissenheit, in einer virtuellen Welt gefangen zu sein? Wird Zion, die letzte Bastion der Menschen in der wirklichen Welt, bestehen können? Wird die Menschheit die Erde von den Maschinen zurückerobern? Eigentlich sollten diese Fragen alle mit JA beantwortet werden können, ist doch jetzt Neo da, der Auserwählte, der mit seinen übernatürlichen Kräften in der Matrix fast nach Belieben agiert. Doch Waffengewalt ist, wenn auch für den Kinobesucher das Spektakulärste, nicht alles. Wichtiger sind charakterliche Kompetenzen: Glaube, Liebe, Opferbereitschaft, Selbstbeherrschung. Die Menschheit muss Neo und Morpheus vertrauen und geschlossen hinter ihnen stehen, damit sie siegen können! Und da die Menschheit nicht nur aus der Crew der „Nebuchadnezzar“ besteht, sind interne Zwistigkeiten schon vorprogrammiert, wie das bei Menschen eben so ist.


Doch nicht nur von innen kommen die Schwierigkeiten, denn der Feind schläft natürlich nicht. Die Matrix hat reloaded, nachgeladen, und statt dem fast schon vertrauten klaren Feindschema der „Agenten“ sind Neo & Co. nun mit einer Vielzahl zwielichtiger Gestalten konfrontiert, deren Herkunft und Motive nie ganz klar werden: dem freundlichen Orakel, das doch nicht immer die Wahrheit sagt, dem entkoppelten Agenten Smith, der sich fröhlich vermehrt, oder dem eitlen „Merowinger“, der den Helden einen verwirrenden Monolog über Kausalität und Entscheidungsfreiheit hält. Mit anderen Worten: wenn die Matrix Neo’s Kraft schon nicht gewachsen ist, will sie wenigstens versuchen ihm seine Bestimmung auszureden, ihm zu suggerieren, er sei selbst nur Teil des Systems und nicht der Besieger desselben.


Natürlich wissen wir als eingefleischte Movie-Kenner, dass letztendlich die Guten glorreich siegen werden, daran besteht eigentlich zu keinem Zeitpunkt des Films ein Zweifel. Trotz ihrer Schwächen. Trotz ihrer Probleme.


Derselbe Kampf findet auch hier und jetzt statt. Du und ich, wir sind Teil davon, ob wir wollen oder nicht. Der Kampf Licht gegen Finsternis, Gut gegen Böse, Wahrheit gegen Lüge. Es ist erschreckend, wie der Zustand dieser Welt an den der Matrix erinnert: Menschen leben in einer Scheinwelt, kommen noch nicht mal auf den Gedanken dass es viel mehr da draußen gibt. Sklaven. Verschwendete Leben, ausgesaugt und weggeworfen.


Doch auch in der Wirklichkeit gibt es „Rebellen“, Befreite, die andere Sklaven befreien wollen. Ihr Kampf ist viel aussichtsreicher als der im Film, denn ihr „Neo“ hat dem Feind schon längst den tödlichen Schlag verpasst. Auch sie haben mit Problemen zu kämpfen: seit 2000 Jahren Uneinigkeit, Verräter, Nestbeschmutzer, Verleumdungen, Verfolgungen. Das meiste kam dabei von ihnen selbst, weswegen die Welt sie auslacht, als Spinner abtut, für vernachlässigbar und wirkungslos hält. Doch sie haben nicht vergessen, dass sie schon mehrere Weltreiche, Massaker und unzählige Spötter überlebt haben. Sie haben nicht vergessen, wo sie herkommen: vom edelsten Geschlecht, dem göttlichen, und dass ihr Auserwählter eines Tages die Herrschaft übernehmen wird. Sie sind schwach, doch Er ist stark. Sie sind nicht herrlich, doch Er ist es. Und Er hat versprochen, sie an Seinem Triumph teilhaben zu lassen. Noch viele werden sie aus der Matrix herausziehen und zu dem Einen bringen, der sie heilen und zu Edelsteinen in Seiner Krone machen wird, zu Rinnen in Seinen Handflächen, durch die einst das Blut rann, das Er für Sein Volk vergoss. Doch Er ist, wie Neo, auferstanden, und Er ist mächtiger als Du es Dir in Deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst. Bleibt eigentlich nur noch zu sagen:


„Jetzt ist es an euch, was ihr daraus macht.“



Verwendete Chiffres: Eph 4,18 | Mt 5,5 | Lk 13,18-24 | 2Kor 11,14 | 1Kor 1,26-27 | Eph 6,12 | 1Petr 2,9 | Mt 28,18

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.