Echte Seuchen und das Zeugnis der frühen Christen:

Cyprian, Dionysus, Eusebius und andere Kirchenväter meinten, dass Seuchen einen großen Beitrag zum Erfolg des Christentums geleistet haben. Wäre die Gesellschaft nicht so demoralisiert und verunsichert durch diese Katastrophen gewesen, wäre das Christentum vielleicht kein so verbreiterter Glaube geworden.

Unter Marc Aurel, ab 165- Mitte 180: Die Antoninische Pest herrschte fast im ganzen römischen Reich. (wahrscheinlich Pocken oder Masern). Mehrere Millionen Menschen starben (5-25%), in Städten jeder zehnte. Hundert Jahre später: noch immer eine Seuche. An ihrem Höhepunkt starben allein in Rom 5000 Menschen pro Tag.Die christliche Nächstenliebe führte von Anfang an zu Normen des Sozialdienstes und brüderlicher Solidarität. In Katastrophenzeiten kamen Christen daher besser zurecht, was zu höheren Überlebensraten führte. Daher stellten die Christen nach jeder Seuche einen höheren Anteil in der Bevölkerung, selbst ohne neue Bekehrungen. Dazu kommt noch, dass die höhere Überlebensrate den Christen selbst sowie den Heiden als ein Wunder erschien, was Bekehrungen mit sich brachte.Krisen führen sehr oft zu Glaubenskrisen – das Heidentum hatte keine Erklärung für die Desaster.

Ein Vorteil des Christentums: Wer viele Freunde und Verwandte verloren hatte, konnte sich damit trösten, diese im Himmel wieder zu sehen. Trotz aller Katastrophen erschien ihnen das Leben nicht sinnlos. Christen sahen die Plage als Schulung und Prüfung. Das Christentum bot nicht nur Trost, sondern auch Vorschriften, wie man zu handeln hatte.Kaiser Julianus schrieb an seine Priester: Ihr müsst genauso tugendhaft sein wie die Christen, weil deren Wachstum gründet sich auf ihrem moralischen Charakter, selbst wenn dieser nur vorgetäuscht ist. Die Christen hatten einen kleinen Wohlfahrtsstaat in einem Reich eingereichtet, dem es als Sozialdiensten mangelte. Das basierte auf Lehren wie: Liebe deine Nächsten wie dich selbst, Es ist seliger zu geben als zu nehmen.Als das NT neu war, waren das die Normen der christlichen Gemeinschaften. Tertullian schrieb: Es ist unsere Pflege der Hilflosen, unsere Praxis der liebenden Freundlichkeit, die uns in den Augen unserer Gegner prägt. Schau nur, sagen sie, schau nur wie sie sich gegenseitig lieben.

Die Christen waren sich sicher, dass dieses Leben nur ein Vorspiel ist. Ein Heide setzte also viel mehr aufs Spiel, wenn er einen Menschen mit einer ansteckenden Krankheit pflegte.Die Christen pflegten während eine Seuche also alle – daher verdankten viele heidnische Überlebenden ihr Leben ihren christlichen Nachbarn. Ein großer Teil der Bekehrungen verdankt sich daher der sichtbaren göttlichen Arbeit. Nicht nur, dass vor allem Christen die Plagen überlebten wurde als Wunder gesehen: Auch die Tatsache, dass viele Christen durch ihre Krankenpflege immun wurden, trug dazu bei. Und wer konnte am Ende sagen, dass die Christen ihre Mitmenschen nicht vor allem durch das Verteilen von Suppe retteten, sondern durch ihre Gebete? Außerdem ist die Krankenpflege eine Möglichkeit für neue Beziehungen. Ohne die Krisen wären den Christen also viele Gelegenheiten entgangen. Das Heidentum hingegen ist „über die Toten gestolpert“, durch sie zu Fall gebracht worden, da es den Krisen weder sozial noch spirituell etwas entgegenzusetzen hatte.

(Rodney Stark „The Rise of Christianity“/ Clemens Altenberg

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