Jeder Heilige hat eine Vergangenheit und jeder Sünder hat eine Zukunft.

Aus der PFORZHEIMER ZEITUNG – NEWS:

Als „Protzkonsul“ war Josef Müller früher verschrien, ehe ein mehrjähriger Gefängnisaufenthalt den heute 68-jährigen Mann aus Fürstenfeldbruck zu einem Umdenken gebracht hat.
So ein Leben, wie es Josef Müller hatte, würden sich wohl viele andere Menschen wünschen. Zwischen Luxuslimousinen, Kaviar, Trüffel und Champagner, Kokain und wilden Partynächten fühlte sich der gebürtige Bayer pudelwohl. Im Leben des Steuerberaters drehte sich alles um das Thema Finanzen. „Ich war gefangen in meiner Geldgier“, sagt der 68-Jährige heute. Die Macht des Geldes brachte Müller weit, beispielsweise Prinz Charles, Juri Luschkow und die al-Gaddafi-Familie zählten zu seinen Freunden.
Später war er sogar panamaischer Honorarkonsul in Deutschland. Als Steuerberater verstand er es wie kein Zweiter, Geld zu vermehren – seine eigene und die Gier seiner superreichen Mandanten ließen Müller im Gefängnis hart auf dem Boden aufkommen.
Knast statt Karriere
Wenn Müller spricht, sprudelt es nur so aus dem Mann, der seit seinem 17. Lebensjahr im Rollstuhl sitzt, heraus. Auf Einladung der Lomersheimer Johann-Christoph-Blumhardt-Schule – einer christlichen Bildungseinrichtung – ist Müller nach Mühlacker gekommen, um am Abend über seine Geschichte zu sprechen. Ganz leger sitzt er da, mit Hut und College-Jacke über dem weißen Hemd. Fünf Jahre und vier Monate verbrachte er in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim. Sein Luxusleben war schlagartig beendet, als er von seinem einzigen Freund betrogen wurde und dadurch auf der Fahndungsliste vom Landeskriminalamt landete. Sechs Monate Flucht, dann waren Karriere und Kohle hinüber – und stattdessen Knast angesagt.
„Ich musste komplett gebremst werden“, sagt Müller. Im Rückblick sagt er, das Geld habe ihn nie wirklich glücklich gemacht, vielleicht nur für eine kurze Zeit. Schon damals habe er eine tiefe Sehnsucht gespürt. Eine Sehnsucht, der er erst im Gefängnis einen Raum geben konnte. Müller studierte Theologie. Ein Fernstudium ohne Abschluss, aber das Wissen sei ihm wichtig gewesen, sagt er.
„Da habe ich Gott kennengelernt. Davor kannte ich ihn nicht.“
Heute erzählt der ehemalige Steuerberater seine Geschichte im ganzen Land, auch in Österreich oder in der Schweiz. In zehn Jahren hat Müller laut eigener Aussage gut 800 Vorträge an Schulen, Universitäten und Gemeinden gehalten. Mittlerweile sei er mit seinem Auto, das er geschenkt bekommen habe, etwa 300 000 Kilometer gefahren. „Jesus saved my life – also „Jesus hat mein Leben gerettet“ – prangt in großen roten Buchstaben auf seinem Auto. „Da, wo Gott mich hinhaben will, da bin ich“, sagt er.
Seine eigene Mission
Eine Sache, meint Müller, habe er gelernt. „Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.“ Es gebe einen Gott und ihm sei es wichtig, diesen zu verkünden. Er selbst sei katholisch, aber darum gehe es ihm gar nicht. Er sei überkonfessionell, sagt er.
„Ich will niemanden evangelisieren. Jeder muss seinen eigenen Weg finden – von innen heraus.“
Dazu wolle er die Menschen, vor denen er spricht, ermutigen. „Vielleicht denken die ja mal dran, wenn es ihnen schlecht geht.“ Ein Abrutschen in schlechte Kreise könne man nicht immer verhindern. „Aber man kann immer wieder zurück“ – sich eben aus sich selbst heraus verändern. Darin sieht er seine Mission.
Und wie hat sich Müllers Umgang mit dem Geld geändert? „Ich habe früher einfach einen Maybach – ein Luxusauto – gekauft und erst hinterher darüber nachgedacht, wie ich das eigentlich bezahle“, erzählt der 68-Jährige. „Geld war mein Gott.“ Seine Finanzen habe er später dann dem biblischen System angepasst. „Nicht was ich will, sondern was ich brauche“. Also ein Auto, einen vollen Tank und einen vollen Kühlschrank. Dann seien da noch ein kleines Haus und ein „wunderschöner Garten“. Darüber hinaus habe er eine Stiftung gegründet. Und wovon lebt er dann selbst? Sein mittlerweile verstorbener Vater sei verbeamteter Kriminalkommissar gewesen. Eine besondere Ironie angesichts seines eigenen Werdegangs, stellt Müller fest. Eine Waisenrente stehe ihm aufgrund seiner Behinderung zu. Dabei handle es sich um einen knapp vierstelligen Eurobetrag, mit dem Müller laut eigener Aussage gut zurechtkommt. Sechs Bücher habe er mittlerweile geschrieben. „Aber das reicht mir jetzt“, bekennt er.
Im Leben, so seine Sichtweise, gehe es immer um Begeisterung. Etwa im Job oder bei anderen Sachen. Passt die Begeisterung nicht, sollte man etwas anderes machen, sagt Müller. „Ich selbst bin begeistert von Jesus, Gott und dem Heiligen Geist.“ Und noch eine Sache ist ihm wichtig, anzumerken. „Ich bin nicht der Wichtigste. Der Wichtigste ist da oben“, sagt er – und blickt zum Himmel.

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