Johannes Kneifel: Skinhead, Gewalttäter, Pastor – meine drei Leben.

Johannes Kneifel:
Vom Saulus zum Paulus
Skinhead, Gewalttäter, Pastor – meine drei Leben.

Wunderlich Verlag; 288 Seiten; 18,95 Euro.

„13 Jahre liegt die Tat zurück, doch sie bestimmt sein Leben noch immer. Damals trug er Stahlkappenstiefel. Heute trägt er weiße Turnschuhe, weißes T-Shirt und die rotblonden Haare kurz geschnitten. Damals war er ein gewaltbereiter Neonazi. Heute steht er kurz vor dem Abschluss seines Theologie-Studiums. „Ich bin dankbar für diese zweite Chance“, sagt Kneifel.

Am 9. August 1999 betrank sich der damals 17-Jährige mit einem Kumpel auf einem Spielplatz in Eschede. Dann marschierten die beiden Neonazis zur Sozialwohnung von Peter Deutschmann. Der 44-Jährige wurde im Ort „Hippie“ genannt, er hatte Kneifels Freund wegen dessen rechter Gesinnung kritisiert. Dafür wollten sie ihm einen Denkzettel verpassen. Als sie ankamen, sahen sie durchs Fenster den Fernseher laufen, doch die Tür wurde ihnen nicht geöffnet. Also trat Johannes Kneifel die Tür ein.

Drinnen diskutierten sie kurz, dann schlug Kneifel zu. Als sein Opfer am Boden lag, trat er mit seinen schweren Stiefeln nach ihm. Bevor die Neonazis verschwanden, zerstörten sie noch das Telefon. Peter Deutschmann blieb blutend zurück. Er starb im Krankenhaus. Johannes Kneifel wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu fünf Jahren Jugendhaft verurteilt.

Im Gefängnis wandelte sich Kneifel vom Neonazi zum Christen. Er ist seit acht Jahren ein freier Mann. Er sagt, er habe sich seither nichts zuschulden kommen lassen, spricht auf Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus. Er muss akzeptieren, dass manche an seinem Wandel zweifeln, dass sie seine Tat nicht vergessen wollen. Während er sich als Geläuterter in der Öffentlichkeit präsentiert, gibt es in Eschede noch immer keine Gedenktafel für sein Opfer.

Über seinen Wandel hat er nun ein Buch geschrieben. Es wäre ein guter Abschluss der Geschichte gewesen. Doch dann, das letzte Kapitel war eigentlich schon fertig, kam ein Anruf, der Kneifel in die Vergangenheit zurückwarf, ihn zweifeln ließ an der Schwere seiner Schuld. Seither sagt er: „Nach derzeitigem Stand kann ich nicht mehr davon ausgehen, dass ich ein Menschenleben auf dem Gewissen habe.“ www.spiegel.de/panorama/g…-zum-paulus-a-854234.html

Kommentare

  1. ali

    Das Wort „vergeben“ bedeutet von seinem althochdeutschen Ursprung „fargeban“ her: „austeilen, verschenken, verzeihen“, d. h. der Geldgeber schenkt dem Schuldenmacher den Schuldbetrag. Vergebung im Sinn der Bibel bedeutet, dass Gott ein Mensch wurde und die Schuld in der Person Jesu Christi am Kreuz Selbst bezahlt hat. Vergebung ist ein teures Unterfangen (1. Petrus 1,19) und setzt deswegen auch die Anerkenntnis der Schuld seitens des Schuldners voraus (Lukas 17,4; 1. Johannes 1,9).

  2. ERz

    Vergebung und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unserem Schuldiger… (aus Vaterunser)
    Das Christentum lehrt, das die Menschen bei Gott Vergebung für ihre Sünden, Vergehen, Verbrechen erhoffen dürfen. Die Gesellschaft, die Betroffenen, denken anders darüber. Wer Christ sein will, der muss vergeben. Auch wenn es weh tut, jeden Tag neu.

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