Ausgerechnet die Bildungsministerin, die Hüterin der Wissenschaften, soll in ihrer Doktorarbeit plagiiert haben. Der Vorwurf ist im Raum und vor allem im Netz. Doch statt uns über Schavan zu empören, sollten wir aufpassen, nicht Maß und Mitte zu verlieren. (cicero.de)
Ich frage mich seit Guttenberg, welche Vollfreaks sich eigentlich die Arbeit machen, um irgendeinen Politiker zu demontieren. Gibt es irgendeinen Gefallen an dem Empörungsreflex, der Karriere zerstört? Gerade die sich als Qualitätsmedien profilieren sollten aufpassen, nicht in völliges Bild-Zeitungs-Klischee zu verfallen.
Kaum meldet eine wenig zuverlässige Seite wie “vroniplag” das Plagiat eines Spitzenpolitikers, gehen sofort alle Zeitungen auf “Achtung-wir-haben-eine Meldung-Status.” Hauptsache jemanden fertig machen. Anscheinend wird der Müll auch noch gelesen, sonst würden sie ja nicht darüber schreiben. Die Menschheit geilt sich an dem Leid anderer auf, und das nicht nur auf “Ich bin dumm, holt mich hier raus”-Niveau, sondern auch auf “Welt”, “Zeit” und “Spiegel” Niveau. Wobei man da wahrscheinlich nicht mal mehr von Niveau sprechen kann, so viel wie die mittlerweile über gröbste Unwichtigkeiten kommentieren.
Ein gehässiger Mensch stellte jetzt die Vorwürfe sogar auf Wikipedia online: “Im Mai 2012 geriet Annette Schavan unter Plagiatsverdacht. Nach Darstellung eines eigens für diesen Zweck eingerichteten Blogs[2] hat Schavan auf 56 Seiten ihrer Dissertation Textstellen ohne Quellenangaben übernommen. Dies stelle „insgesamt einen schwerwiegenden Verstoß gegen die Grundsätze guter wissenschaftlichen Praxis dar“.[3] Annette Schavan wies die Vorwürfe zurück und bat die Promotionskommission der Universität Düsseldorf, die Vorwürfe zu prüfen.”
Was auch immer das soll, Schavan wird immer mit ihrem “Plagiat” in Verbindung gebracht werden, egal ob die Vorwürfe nun stimmen oder nicht.
Welchen Vorteil zieht jemand aus der Hetze gegen jemand anderen? Ist es das aufpolieren des eigenen Egos, die Zufriedenstellung über die Diffarmierung Dritter oder ein Gefühl der Überlegenheit? Gott ist ein Gott, der gerne vergibt, sagt die Bibel. Und wem viel vergeben ist, der soll genauso viel vergeben. Jeder Mensch, der dagegen verstößt, macht sich schuldig vor Gott und den Menschen.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin,und leite mich auf ewigem Wege.
Psalm 139, 23 und 24
Lass dich mal von Gott durchhorchen, ob du vielleicht nicht auch Gefallen daran hast, wenn es anderen schlecht geht. Liest du diese Artikel, die eigentlich nur zerstörerisch sind? Das ist der Anfang von Gefallen daran haben. Wir müssen uns immer wieder überprüfen lassen, wie wir es meinen, weil wir schnell in Leichtgläubigkeit, Naivität und Gewohnheit verfallen, die uns als schlecht und böse gar nicht mehr auffällt. Leider sind darin viele Menschen in unserem Land verfallen. Beschäftige dich mit Gutem, alles was erbaut und dir Freude schenkt. Dann wirst du dankbar und nicht verbittert…
Ich schreibe selbst meinen Doktor und mir ist es ziemlich schnurz, wer von denen gefälscht hat. Natürlich ist das nicht rechtens, es geht ja auch nicht darum ob das Recht ist oder nicht, sondern um die Art und Weise. Es werden ganze Seiten eingerichtet, wo man suchen kann, wer wo wann wie abgeschrieben hat, es stellen manche Menschen Nachforschungen an, um andere eben zu demontieren. Sich aufzuspielen als Retter der Wissenschaft ist eine Sache, Bosheit eine andere. Darin liegt ein signifikanter Unterschied.
Man kann sich durchaus darüber wundern oder empören, in welcher Form manche “Demontage” denn stattfinden mag. Allerdings stellt dieser Artikel die Sache so dar, als seien die Plagiateure nur arme Opfer grausamer “Vollfreaks”, die ja scheinbar vernachlässigbare Fehler nicht einfach ignorieren…
Simon, es ging hier um nichts weniger als Wissenschaftsbetrug! Im Falle Guttenbergs sogar um dreiste Lügen, ohne die der ganze Skandal wohl gar nicht erst so eskaliert wäre. Ich weiß, ihr habt mit ordentlicher Wissenschaft nicht viel am Hut, aber manchen Leuten stößt das durchaus auf — besonders, wenn sie selbst hart für ihre Titel arbeiten müssen und andere selbstgefällig, lügend und betrügend durch die Welt hüpfen.