Am 26. April 1986 kommt es im Atomkraftwerk Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prybjat zum bis dahin schwersten Unfall in der Geschichte der Kernenergie.

Tschernobyl, Fam. Reschetnik und das Handeln Gottes.

Der Block Nr. 4 des Tschernobyler Atomkraftwerks explodierte am frühen Morgen des 26. April 1986. An demselben Tag feierten Wladimir und Tatjana Reschetnik im Städtchen Dymer (55 km Luftlinie von der Unglücksstelle entfernt) zusammen mit Verwandten und Freunden ihren 6. Hochzeitstag. Ein plötzlicher Telefonanruf riss den Jubilar von den Feiernden weg…
Die Folgen der Explosion und der lange Weg zu Gott
Wladimir wurde in einer atheistischen Familie geboren; selbst der Gedanke an die Möglichkeit der Existenz Gottes wurde von ihm vehement bestritten.
Zum ersten Mal kam Wladimir mit Christen in Berührung, als er Tatjana kennen lernte, deren Vater gläubig war.
Am Hochzeitstag schenkte Tatjanas Vater dem Paar eine Bibel. Wladimir sträubte sich jedoch, diese im Hause zu dulden. Er war gesund, stark, intelligent – wozu brauchte er Gott? Er schaffte ja alles mit eigenen Händen!
In 36 Stunden war es jedoch mit seiner Gesundheit vorbei. In jenem Telefongespräch bei der Hochzeitsfeier wurde er aufgefordert, sofort zur Arbeit zu kommen. Mit Hunderten von anderen
Busfahrern wurde er bei der Evakuierung der Bevölkerung, die in der Nähe des geborstenen Blocks Nr. 4 lebten, eingesetzt.
Fast zwei Tage lebte Tatjana in einer beängstigenden Unsicherheit. Dann endlich kam Wladimir. Sein knapp fünfjähriger Sohn kam ihm entgegen gelaufen, doch der wies ihn zurück:
„Komm nicht an mich heran! Ich bin kontaminiert!“
Die Kleider musste Wladimir am hintersten Ende des Gartens ablegen und sich zunächst den gelblich-roten Staub abwaschen, mit dem er ganz bedeckt war und der aus dem AKW stammte.
Seine Schilddrüse war angeschwollen wie bei Mumps, die Haut und die Augen brannten und der Kopf schmerzte entsetzlich.
Die Familie musste nach zwei Tagen die Gegend verlassen, denn Wladimirs Blutwerte zeigten Symptome von Leukämie. Also packten sie zwei Koffer und machten sich auf den Weg zu fernen
Verwandten, die in Moldawien lebten. In Moldawien wurde ihr Sohn acht Monate lang im Krankenhaus behandelt, weil er bereits zu viel von der Radioaktivität abbekommen hatte.
Dann erblickte der zweite Sohn das Licht der Welt. Eineinhalb Monate nach seiner Geburt bekam er am Hals eine große Geschwulst. Die Chirurgen gaben ihn auf, doch eine alte HNO-Ärztin willigte ein, einen operativen Eingriff zu wagen. Nach der Operation schwebte der Kleine in sieben Tage lang in Lebensgefahr. Dort, vor der Tür zur Intensivstation, lernte Tatjana das Beten.
Wladimir blieb bei seiner ablehnenden Haltung Gott gegenüber. Doch er liebte Tatjana zu sehr, um ihr immer wieder abzusagen. Es kam der Tag, an dem er einwilligte, sie zum Gottesdienst
zu fahren. Nach einigen Malen wagte auch er es, hinein zu gehen. Er musste ja schließlich wissen, was dort gemacht wurde. Erzählt wurde verschiedenes über die „Stundisten“.
Schließlich tat er im Gottesdienst öffentlich Buße über sein gottloses Leben. Nach seiner Bekehrung verspürteWladimir ein großes Verlangen, dem Herrn zu dienen. Zusammen mit anderen
Glaubensgeschwistern fuhr er oft zu evangelistischen Einsätzen in die umliegenden Dörfer. Die schwere Entscheidung; was will Gott, das wir tun sollen?
Als sich Wladimirs gesundheitlicher Zustand weiter verschlimmerte, wurde er nach Kiew in eine Spezialklinik geschickt. Dort während der zweimonatigen Behandlung kam er mit verzweifelten
Menschen in Kontakt. Viele junge Leute starben infolge der Bestrahlung, einige begingen Selbstmord.
Wladimir wurde deutlich, dass jemand den Menschen in der Tschernobyler Gegend das Evangelium bringen musste.
Doch wer? Etwa er selbst? Ein besonderes Anliegen für ihn waren seine Eltern, die noch immer weit weg von Gott waren. Tatjana war strick dagegen zurückzukehren:
Nicht deshalb waren sie von den tödlichen Strahlen nach Moldawien geflohen. Hier waren sie wenigstens sicher. Tatjana und Wladimir beschlossen, um eine Weisung Gottes zu beten.
Es war die Zeit des Zerfalls der Sowjetunion, und so erklärten einige Städte in Moldawien, die überwiegend von Russen bewohnt waren, ihre Unabhängigkeit. Es begann ein Bürgerkrieg.
Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich gegen die Moldawier zu rüsten. Wladimir wollte nicht in den Krieg gehen, doch dann kam die totale Mobilmachung. Die erste Gruppe, mit der Wladimir hätte ausrücken müssen, kam den Moldawiern in die Hände, fast alle wurden umgebracht. In der nächsten Nacht konnte Tatjana mit viel Mühe ihren Mann ausfindig machen und die
betrunkenen Wachsoldaten irgendwie überreden, ihn frei zu geben.
Die Stadt wurde beschossen, im Hof platzten Granaten, einige Wohnungen wurden von Brandraketen getroffen und brannten aus. Die ganze Nacht blieb die Familie mit ihren damals bereits drei Kindern im hinteren Zimmer wach und betete. Jetzt erkannte auch Tatjana, dass Gott ihr einziger Schutz war. In der Tschernobyler Gegend könnten sie wenigstens den Menschen dienen, hier wäre der Tod ganz sinnlos gewesen. Doch wie sollten sie die Stadt verlassen?
Tatjana war strickt dagegen zurückzukehren:
Nicht deshalb waren sie von den tödlichen Strahlen nach Moldawien geflohen. Hier waren sie wenigstens sicher. Tatjana und Wladimir beschlossen, um eine Weisung Gottes zu beten. Später:

In Dymer gab es eine kleine Gruppe von Gläubigen, der die Reschetniks sich anschlossen. Wladimir schlug vor, mit der Missionierung der Bevölkerung zubeginnen. An seinem Auto brachte er
eine Sprechanlage an. Als Einsatzort wählten die Geschwister den städtischen Park.
Manche Passanten lachten die Missionare aus, andere spotteten.
Vereinzelt gab es Drohungen. Aber es gab auch aufmerksame Zuhörer. Bei Frost und Hitze, bei Schnee und Regen predigten die Christen jeden Sonntagvormittag das Evangelium im Park – eineinhalb Jahre lang. Es bekehrten sich einige Zuhörer, die Gemeinde begann zu wachsen. Ein Gemeindehaus wurde nötig.
Wladimir durfte Lasten von höchstens fünf Kilogramm aufheben, er musste jedoch auch 50 Kilogramm schwere Zementsäcke tragen… Die Bauarbeiten dafür dauerten trotz Hilfe von verschiedenen Gläubigen zweieinhalb Jahre.
Zur Sonntagschule der Gemeinde kamen immer mehr Kinder. Doch eines Tages wurde ein Kind mitten in der Versammlung ohnmächtig. Dann geschah es mit einem anderen, mit einem dritten… Es stellte sich heraus, dass die Kinder Schwächeanfälle hatten. Zum einen waren es Folgen der Radioaktivität, zum anderen wurden viele Kinder von ihren Eltern kaum versorgt. Die Christen beschlossen, den Kindern eine warme Mahlzeit anzubieten.
Das sprach sich natürlich schnell herum, die Zahl der Kinder stieg auf 70 Personen. Schließlich erfuhr die Schulleitung von den großen Besucherzahlen in der Gemeinde. Man drohte, den
Gottesdienstbesuchern die Zensuren herabzusetzen, was leider auch Wirkung zeigte, doch bis heute besuchen rund 40 Kinder die Gemeinde.
Das Wachstum der Gemeinde wird wegen mangelnder Zukunftsperspektive der Gegend gebremst. Niemand ist bestrebt, in der radioaktiv verseuchten Gegend Ausbildungsstätten oder
Fabriken aufzubauen. Deshalb suchen sich junge Leute Wohnorte, wo sie Arbeit bekommen können.
Doch leben in den Dörfern der verseuchten Gegend noch Tausende Menschen! Wladimir trägt nicht nur für seine Gemeinde Verantwortung, sondern auch für zwei weitere. Unterwegs dorthin fährt er an vielen Dörfern vorbei.
Zunehmend setzt er sich auch dort bei der Verkündigung des Evangeliums ein. Seit einem Jahr predigen Wladimirs ältester Sohn Dmitrij und sein Freund namens Jaroslaw jede Woche das
Evangelium in über 20 Dörfern. Drei Einsätze pro Woche werden durchgeführt, wobei sie 6-8 Dörfer an einem Tag besuchen. Sie erreichen bei einem Einsatztag regelmäßig über 100
Menschen. Die Versammlungen finden überwiegend unter freiem Himmel statt, weil keine Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. In den Dörfern entstehen allmählich feste Kreise.
Ein ehemals eifriger Atheist beobachtete die Gottesdienste auf der Straße und bot eines Tages sein Haus dafür an.
Auf die Frage, was ihn dazu bewogen hatte, erzählte er, dass seine Tochter bei einem Hausbrand umgekommen sei. Das hatte ihn sehr hart getroffen. Nun wollte er anderen Kindern Freude
machen. In einem Dorf ist eine große Kindergruppe entstanden, zu der auch Tatjana regelmäßig mitkommt. Die Kinder freuen sich, dass die Christen sich für sie interessieren. „Wie gut ist es,
dass ihr zu uns kommt. Uns braucht hier niemand mehr“, bedankte und beklagte sich ein zehnjähriges Mädchen.
In der großen Tschernobylregion gibt es nur ganz wenige Menschen, die bewusst dort bleiben, um das Evangelium zu predigen. Zu ihnen gehören die Reschetniks. Körperlich sind sie
sehr krank. Auch ihre fünf Kinder tragen deutliche Folgen der radioaktiver Verstrahlung.
Lasst uns für sie beten, damit der Herr ihnen für ihren wichtigen Dienst auch weiterhin ausreichend Kraft und Gesundheit gibt. PS:
Abschließend möchten wir über die Freude berichten, die uns Wladimir mitteilte:
Seine Eltern haben sich bekehrt. Beide sind bereits in der Ewigkeit. Sein Vater hat den Namen des Herrn Jesus erst zehn Tage vor seinem Sterben angerufen.
Das geschah im letzten Sommer. Die Rückkehr der Familie Reschetniknach Tschernobyl war nicht umsonst.
verlag-friedensbote.de

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