Der russische Jude, der mit einer Bibel vom Sperrmüll in der Stuttgarter U-Bahn Deutsch lernt.

 

1992 kam ich mit meiner Familie aus Osteuropa nach Deutschland. Zunächst lebten wir eineinhalb Jahre in einem Übergangswohnheim in Stuttgart. Ursprünglich in einer jüdischen Familie aufgewachsen, kam ich in Deutschland zum christlichen Glauben. Kurz nach meiner Bekehrung entdeckte ich eine völlig neue Seite an mir: Ich wollte mit fremden Menschen über Jesus ins Gespräch kommen. Doch wie sollte ich das mit meinen bis dato gebrochenen Deutschkenntnissen nur bewerkstelligen? Die Antwort von Gott kam einige Zeit später.

Ein Bekannter fragte mich eines Tages, ob ich ihn zum Sperrmüll begleiten könne, um dort ein Sofa für ihn zu finden. Ich willigte ein, nur leider fanden wir kein Sofa für ihn. Stattdessen stieß ich aber auf etwas Anderes: Eine kleine grüne Taschenbibel der Gideons auf Deutsch. Dieser Fund wurde in der Folgezeit sehr wertvoll für mich. Denn er half mir nicht nur meine Deutschkenntnisse zu verbessern, sondern auch Menschen Jesus Christus näher zu bringen.

Und dies war folgendermaßen möglich: Jeden Tag musste ich 20 Minuten in der U-Bahn zum Sprachkurs fahren. Sobald ich im Zug saß holte ich das kleine Büchlein hervor und begann darin zu lesen, bis ich auf ein mir unbekanntes Wort stieß. Es dauerte auch nie lange, bis ich mich an einen Fahrgast wandte und mich nach der Bedeutung eines Wortes erkundigte. Die meisten Fahrgäste waren zunächst etwas überrascht, gaben aber dann bereitwillig Auskunft. Und meist fragten sie dann im Gegenzug auch, wer ich denn sei und warum ich das Neue Testament lesen würde. Und immer, wenn ich ihnen in gebrochenem Deutsch mitteilte, dass ich Jude sei und an „Jeschua“ glauben würde, blickte ich in erstaunte Augen.

Denn man muss sich dieses ungewöhnliche Bild mal vorstellen: Da sitzt ein russischer Jude in der Stuttgarter U-Bahn und studiert das Neue Testament auf Deutsch. Dieses Staunen führte in der Regel dann zu weiteren Gesprächen. So durfte ich damals vielen Deutschen den persönlichen Glauben Jesus Christus näher bringen, wofür ich noch heute sehr dankbar bin.

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