Hudson Taylor – Ein Mann Gottes.

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Mitternacht. Drainside Str. 5, im Armenviertel von Hull (Eine Stadt in Irland).
Dort wohnt Hudson Taylor, und dort stinkt es fürchterlich. Sein kleines Zimmer befindet sich nämlich in einem alten Haus direkt an dem Kanal, der durch Hüll fließt. Und in diesen Kanal werten die Leute ihren ganzen Müll und Abfall.

Plötzlich hämmert jemand gegen seine Zimmertür. “Bitte, kommen Sie, schnell! Meine Frau liegt im Sterben. Beten Sie mit uns für meine Frau.”

Hudson Taylor schnappt sich Mantel und Hut. Dann macht er sich mit dem Fremden auf den Weg. Die Gassen werden immer schmaler, immer dunkler. Finster dreinblickende Gestalten kreuzen ihren Weg. Hudson Taylor blickt den Fremden prüfend von der Seite an. “Ob das wohl stimmt, was er mir erzählt hat?”, überlegt er und umklammert in seiner Hosentasche sein einziges, wirklich letztes Geldstück. “Warum sind Sie nicht zu einem Priester gegangen?”, fragt er den Mann. “Der hat Geld gewollt. Wir haben keins. Seit Tagen haben wir nichts zu essen. Und einen Arzt können wir uns auch nicht leisten”, antwortet sein Begleiter.

“Hätte ich wenigstens zwei Münzen, könnte ich eine abgeben”, denkt Hudson verzweifelt, “doch wenn ich meine einzige Münze abgebe, mein ganzes Geld, dann muss ich morgen selbst hungern. Das kann doch keiner von mir verlangen.” – “Gott, was soll ich tun? Gott, du bist ein Erhörer des Gebets. Bitte hilf mir”, betet er in seinem Herzen. Da erreichen sie auch schon ihr Ziel.

Damit hat Hudson Taylor nicht gerechnet: Ein fast möbelloser Raum, Fenster ohne Gardinen, leere Kisten in einer Ecke und in der anderen liegt eine magere, blasse Frau auf einem Strohsack und neben ihr ein neugeborenes Baby. Auf dem Boden steht eine kleine Kerze, die etwas Licht gibt. In einer Nische sitzen ältere Kinder, die den Besucher mit großen, hungrigen Augen anstarren.

Hudson muss wieder an sein Geldstück denken, dreht es mehrmals in seiner Hosentasche herum. “Hätte ich bloß zwei Münzen … Schluss jetzt!”, ermahnt er sich. “Meine Aufgabe ist, diesen Menschen das Evangelium zu verkündigen.” Dann beginnt er langsam: “Sie brauchen nicht zu verzweifeln. Wir haben einen Gott im Himmel, der uns liebt und für uns sorgt, wenn wir an ihn glauben und ihm vertrauen …”

Diese letzten Worte bringt er kaum über seine Lippen. “Du redest von Vertrauen an Gott und klammerst dein ganzes Vertrauen an ein Geldstück”, durchschießt es ihn. Da erinnert er sich an ein Wort des Herrn Jesus: “Gib dem, der dich bittet.” – Gib! Langsam zieht Hudson Taylor seine Hand aus der Hosentasche und überreicht der Familie das Geldstück, seinen ganzen Besitz. Dann ist er innerlich frei, der sterbenden trostlosen Frau die beste aller Botschaften zu sagen: “Jesus liebt Sie. Darum ist er am Kreuz gestorben. Glauben Sie an ihn, und sagen Sie ihm Ihre Sünden. Dann vergibt er Ihnen alle Schuld. Sie sind ewig bei ihm geborgen.”

Stunden später kommt Hudson Taylor wieder zu Hause an. Jetzt besitzt er nichts mehr: Kein Geld und nur noch Nahrungsmittel für eine Mahlzeit. In seiner Bibel liest er: “Wer des Armen sich erbarmt, leiht dem HERRN; und er wird ihm seine Wohltat vergelten.”(Sprüche 19,17.) Jetzt versteht Hudson Taylor: Das Geld, das er gestern dieser armen Familie geschenkt hat, hat er in Wirklichkeit Gott geliehen. Dann wird es ihm auch irgendwie zurückgezahlt werden.

Am nächsten Morgen setzt er sich an den Tisch und isst sein letztes Schälchen Porridge. Was Hudson morgen essen soll – er weiß es nicht. Da klopft die Vermieterin an seine Wohnungstür. “Dieses Päckchen ist vorhin vom Postboten für Sie abgegeben worden.”

“Wer schickt mir ein Päckchen?”, wundert er sich. Als Hudson es öffnet, findet er ein paar Handschuhe in Seidenpapier eingewickelt. “Merkwürdig”, murmelt er und untersucht sorgfältig dieses interessante Geschenk. Plötzlich fällt etwas auf den Fußboden. Hudson hebt es auf – eine Goldmünze! Ein Brief liegt nicht bei, und auch der Absender fehlt. Hudson Taylor wird nie erfahren, wer ihm diesen Geldbetrag geschenkt hat. Dafür lernt er etwas viel Größeres kennen: Das Prinzip von Gottes “Bank”. Eine Silbermünze hat er Gott geliehen – Gott hat ihm dafür eine Goldmünze geschenkt.

Als Missionar in China benötigt Hudson Taylor eine medizinische Ausbildung. Die bekommt er in London. Er hat nur wenig Geld sparen können. So ist seine tägliche Verpflegung kärglich: Schwarzbrot, Äpfel und klares Wasser.

Das dringend benötigte Notizbuch bastelt sich der Medizinstudent aus Papierbögen, die er zurechtschneidet und zusammennäht. Einmal fährt ihm die Nadel beim Nähen in die rechte Hand.

Am nächsten Tag nimmt Hudson an der Sezierung (Medizinische Untersuchung eines Verstorbenen) eines Mannes teil, der an einem gefährlichen Fieber gestorben ist. Alle arbeiten mit größter Vorsicht. Trotzdem fühlt er sich ein paar Stunden später sterbenselend. Sein rechter Arm ist geschwollen, und vor Schmerzen kann er ihn nicht mehr bewegen. Sollte er sich etwa angesteckt haben? Aber wie?

Sofort sucht Hudson den Chirurgen der Sezierstation auf. Die Diagnose ist entsetzlich: Infiziert! Er hat sich angesteckt mit diesem tödlichen Fieber über jene klitzekleine Wunde vom Nähen am Finger der rechten Hand. “Fahren Sie schnell nach Hause, um alles zu ordnen. Sie haben nicht mehr lange zu leben. Beeilen Sie sich!”, ist der einzige Ratschlag des Arztes.

“Ich werde wieder gesund werden”, antwortet Hudson dem Arzt, “Gott hat mir eine Aufgabe als Missionar in China gegeben, und die muss ich erst noch erfüllen. Und mit Gott habe ich schon längst alles geordnet, mein ganzes Leben.” Als er zu Hause ankommt, fällt er bewusstlos zu Boden.

Halbtot wird Hudson Taylor in seinem Zimmer gefunden. Sein Onkel, der in der Nähe wohnt, kümmert sich um ihn und lässt seinen Hausarzt rufen. Doch die Diagnose ist wieder niederschmetternd: Eine Krankheit, die zum Tod führt. Hier kann nur ein Wunder helfen.

Tagelang fiebert Hudson in seinem Krankenbett. Dann geschieht das Wunder. Das Fieber geht zurück, und ein paar Wochen später kann er sogar für ein paar Stunden aufstehen. Zu dieser Zeit erfährt er, dass zwei andere Medizinstudenten sich ebenfalls angesteckt haben – aber sie sind gestorben. “Warum habe ich überlebt?”, überlegt Hudson. Erneut wird ihm klar: “In China wartet eine große Aufgabe als Missionar auf mich.”

Als der Arzt das fröhliche Gesicht Hudson Taylors sieht, sagt er tief angerührt: “Ich würde alles in der Welt dafür geben, wenn ich einen solchen Glauben hätte wie Sie, Ein solches Vertrauen auf einen Gott, den man weder sehen noch hören kann, habe ich noch nie erlebt.”

“Sie können diesen Glauben bekommen. Jeder darf an Gott glauben. Jeder – ohne Ausnahme”, antwortet Hudson ruhig. “Dazu müssen Sie aber einen wichtigen Schritt tun: Erkennen, dass Sie ein sündiger Mensch sind und Sünden in Ihrem Leben getan haben. Diese Sünden müssen Sie Gott bekennen. Dann vergibt Ihnen Gott. Und dieser Gott wird dann Ihr Vater. Dann lernen Sie, Ihm zu vertrauen.”

Rufe zu mir am Tag der Bedrängnis: Ich will dich erretten und du wirst mich verherrlichen. Psalm 50,15
Jedem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will. Matthäus 5,42
Auch wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir. Psalm 23,4
Er aber sprach: Ich glaube, Herr; und er warf sich vor ihm nieder. Johannes 9,38
Wer des Armen sich erbarmt, leiht dem HERRN; und er wird ihm seine Wohltat vergelten. (Sprüche 19,17.) Sigi Stöck

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