Was hält mich vom Amoklauf ab?

Amokläufe sind wir ja gewöhnt. Doch zwei an einem Tag – das macht die Schlagzeile natürlich perfekt. Winnenden bei Stuttgart. Praktisch direkt vor unserer Haustür. Aber macht es einen Unterschied, dass zwischen uns und dem anderen Blutbad ein ganzer Ozean liegt? Heute liegt Alabama direkt neben Winnenden – wir rücken zusammen. Zwei junge Männer haben sich heute dem augenscheinlichen Verlangen hingegeben, Menschen gewaltsam ihr Leben zu entreißen. Menschen, die ihnen nahestanden, Menschen, denen sie zufällig begegneten – und sich selbst. "Experten" sind zur Stelle. "Das Motiv ist noch unklar". Natürlich schließt jeder Bericht mit der nun aktualisierten Statistik über die größten Amokläufe der neueren Zeit ab. Es liest sich wie eine Highscore-Liste. Der heutige Tag wird im Hinblick auf den Nachrichtenwert wohl neuer Spitzenreiter – doch auch diesen Tag werden wir schnell vergessen. Wir sind Meister darin – wir müssen es auch sein, sonst könnten wir diese Welt nicht ertragen. Wir müssen schnell eine Erklärung finden und die Akte dann im Orkus der Geschichte und Statistik verschwinden lassen. Zurück bleibt das Leid. Und zurück bleiben die wirklichen Fragen. Zurück bleibt die Realität, die wir schon lange nicht mehr fähig sind zu sehen. Zurück bleibst du, lieber Leser, mit dem Gemisch aus Ohnmacht, Angst und unbeantworteten Fragen, das an solchen Tagen immer wieder hochkommt.  Was ist da wirklich passiert? Wie KANN das passieren? Wieso können nicht einfach alle "normal" sein – wie es früher einmal war?

Natürlich kommt jetzt in Amerika das Thema "Waffengesetze" auf die Agenda. Die Schüsse sind noch nicht verhallt, da fordern die ersten schon strengere Gesetze. Als ob die Verfügbarkeit von Waffen eine befriedigende Antwort darauf gäbe, dass junge Menschen so etwas tun. In Deutschland gibt es strenge Gesetze und wir sind ein kleineres Land. Und doch stehen wir den Amis in Sachen Amok in nichts nach. Natürlich werden die Ermittler Killer-Spiele und Metal-Musik bei den Tätern sicherstellen. Natürlich graben sie schwierige Momente aus der Vergangenheit der jungen Männer aus. Natürlich gab es Stress in der Familie und Schule. Doch wer kann alle diese Sachen nicht mehr oder weniger auch aufweisen? Achja – mit etwas Verspätung wird sich auch der Spiegel mit einem "wissenschaftlichen" Artikel zur Sache äußern. Alles kann über die Gene erklärt werden. Ein moderner Gedanke, doch ein sehr abscheulicher. Das merkt aber nur der, der weiterdenkt und nicht beim Buzzword "Wissenschaft" sofort ab-/ein-nickt. Dieser Ansatz basiert letztlich auf einem naturalistischen Weltbild, das jede übernatürliche Realität als Argument ablehnt. Alles was wir denken, sagen und tun steht dann in einem direkten und ausschließlichen Zusammenhang zu den biologischen Vorgängen und physikalischen Prozessen in uns und um uns herum. Gut und Böse sind nicht mehr klar definiert, der Schuld-Begriff hat keine Relevanz mehr. Übrigens wird in dieser Diskussion das absolut selbstlose Handeln eines Menschen auf genau der gleichen Ebene diskutiert wie so ein Amoklauf. Beides ist schwer erklärbar. Ersteres noch schwerer – zumindest auf Grundlage eines naturalistischen Weltbilds. Vor Jahren las ich in einer Zeitung in London über einen Fall, in dem sich ein U-Bahn-Passagier absolut selbstlos in einer lebensbedrohlichen Überfallsituation für einen anderen Unbekannten in die Schußlinie gestellt hat. In diesem Artikel wurde allen Ernstes von Wissenschaftlern diskutiert, wie ein solches Verhalten erklärbar ist. Ein Fehler im System. Ich wusste nicht ob ich Lachen oder Weinen sollte. Sie hatten keine befriedigenden Antworten.

Darf ich dich fragen: Was hält dich vom Amoklauf ab? Den Hass und den Frust hast du auch in dir. Mordgedanken – hinterfrag dich selber. Woher weißt du, dass du nicht auch ausrasten wirst. Einfach so. Du wachst morgens auf und hast den Gedanken im Kopf. Vielleicht kannst du nichts dagegen machen. Deine Gene. Dein Umfeld. Deine Vergangenheit. Ein schwacher Tag. Aller Wahrscheinlichkeit nach wirst du es trotzdem nicht tun. Warum? Hast du es in der Hand? Warum haben diese jungen Männer diese Tat heute begangen? Diese Frage wird am Ende des Tages, am Ende der Woche, am Ende dieses Monats unbeantwortet bleiben. Sollen wir sie verurteilen, können wir sagen: Das ist Böse! Ich glaube ja. Die meisten werden mir zustimmen. Aber kannst du es auch begründen? Gibt es neben der schlechten Erziehung, der unglücklichen Veranlagung und den Killerspielen noch etwas was uns das Recht gibt zu sagen: "Böse!" ? Oder sind wir alle überall und immer irgendwie nur "Opfer"?

Folgendes hat Jesus über uns gesagt: "Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken, Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit." (Markus 7,21)

Oha. Ohne Umschweife gibt Jesus uns hier eine Antwort. Es gibt eine Quelle. Und die ist nicht "da draußen". Es sind nicht "die anderen". Es ist nicht "die Gesellschaft". Es ist dein Herz. DEIN Herz. Beachte, Jesus redet hier noch nicht einmal von Taten, sondern von Gedanken. Da fängt es an. Schauen wir uns dazu gleich eine weitere Aussage von Jesus zu diesem Thema an:

"Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: «Du sollst nicht töten»; wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr! der wird dem höllischen Feuer verfallen sein." (Matthäus 5,21+22)

Oha2. Du sagst: Wie abscheulich dieser Amoklauf. Und du hast recht. Es ehrt dich, dass du das noch empfinden kannst. Wir dürfen das jetzt nicht falsch verstehen – Jesus trauert mehr als wir über das Leid, das heute ein Stück mehr über diese Welt gekommen ist. Aber er macht uns hier klar, dass wir vor Ihm alle Amokläufer sind. Amokläufer der Herzen. Damit relativiert/bagatellisiert er kein Blutbad, sondern zeigt das Grundproblem auf. Solange wir das nicht verstehen, einsehen oder anerkennen gibt es keine befriedigende Erklärung und auch keine wirkliche Befreiung für dich. Heute haben wir wieder gesehen, was in uns steckt. In einer Gesellschaft, die nicht mehr nach Gott fragt, werden diese Dinge immer deutlicher und krasser zum Vorschein kommen. Schau was Paulus dazu im Römerbrief schreibt:

"Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner verständig, keiner fragt nach Gott; [..] ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit, ihre Füße sind eilig, um Blut zu vergießen; Verwüstung und Jammer bezeichnen ihre Bahn, und den Weg des Friedens kennen sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Augen." (Römer 3,10-18)

Jesus hat eines ganz klar gemacht – keiner von uns steht unschuldig vor Ihm da. Wir brauchen Vergebung. Und wir brauchen ein neues Herz – Jesus will dich befreien von dem Amok in dir. Wenn du zu ihm kommst und die Karten offen auf den Tisch legst.

"Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns; wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigeit." (1.Johannes 1,8+9)