28.1.1956 – Das Theaterstück «Der Besuch der alten Dame» von Friedrich Dürrenmatt wird in Zürich uraufgeführt.

Vor kurzer Zeit hätte Dürrenmatt seinen 100. Geburtstag gehabt.

Für mich ist Friedrich Dürrenmatt einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und ein »Weltschriftsteller«. Und er ist auch noch jemand, der Kernprobleme der modernen Menschenwelt unübersehbar auf den Punkt gebracht hat. Da ist zum Beispiel »Der Besuch der alten Dame«, wo er die Bereitschaft des Menschen zeigt, alle, aber auch alle moralischen Hemmungen über Bord gehen zu lassen, wenn »die Kasse stimmt«, also die zu erwartende Summe hoch genug ist.

Ein weniger bekanntes, aber nicht weniger bedeutungsvolles Stück ist das meist als Hörspiel inszenierte Werk »Die Panne«. In ihm geht es darum, dass ein harmloser Handelsvertreter wegen einer Autopanne sich eine Übernachtung suchen muss. Dabei gerät er in die Gesellschaft dreier pensionierter Herren aus dem Justizdienst, die in ihrer Freizeit mit x-beliebigen Gästen als »Angeklagten« »Gericht« spielen. Sie weisen ihrem Gast mit Vergnügen nach, dass er kein harmloser Mensch, sondern schwerster Verbrechen schuldig ist. Für sie gibt es nur Schuldige.Hier erkennt man, dass Dürrenmatt seine Herkunft aus einem evangelischen Pfarrhaus nicht verleugnen kann.

Was Paulus dazu sagt – »denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes« – gilt tatsächlich und fordert Gericht. Doch ist Gott nicht so gnadenlos wie die oben erwähnten drei pensionierten Herren, sondern bietet allen die Vergebung ihrer Schuld an. Die Voraussetzung dafür schuf er persönlich, indem er seinen Sohn unsere Sünde und Schuld auferlegte und ihn dafür die Strafe erdulden ließ. Der Nachweis der Schuld erfolgt immer noch, aber die Verurteilung kann ausbleiben, weil es einen Stellvertreter und Fürsprecher gibt: Jesus Christus.

Karl-Otto Herhaus/CLV Bielefeld

Bibellese dazu: “Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verderbt ist es; wer mag es kennen?” Jeremia 17,9 und Römerbrief 1,28-32; 2,1-4

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