Gottesfurcht ist die wahre Lebensquelle

In der westlichen Gesellschaft schwindet die Gottesfurcht rapide. Das hat Folgen: Ohne Gottesfurcht fehlt die entscheidende Voraussetzung für eine gelingende Gemeinschaft.
«Die Furcht des Herrn ist eine Quelle des Lebens, um die Fallen des Todes zu meiden.»
Sprüche 14,27 Elb
Gott ist Anfang und Ende. Alles beginnt mit Gott und alles endet mit Gott. Er hat das Universum und unsere Erde ins Leben gerufen. Aus dem Betrachten der Schöpfung wächst im Menschen die Ahnung, dass dahinter ein Schöpfer von unendlicher Grösse und Macht steht. «Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung» (Römer 1,20 NGÜ). Als von Gott Geschaffener ist der Mensch verantwortlich. Was er von Gott erkennen kann, das findet er in der Schöpfung und durch sein Gewissen (vgl. Joh. 1,9).
Das Treten auf einen Seeigel ist äus­serst schmerzhaft. Aber wer würde Seeigel sonst beachten? Was in ihnen steckt, zeigen Querschnitte ihrer Stacheln. Unter dem Mikroskop entpuppen sie sich als leuchtende Sterne. Die Stacheln sind aufwendig konstruiert. Je nach Art variiert ihr Aufbau. Die Stacheln sind komplex, schön, zweckdienlich, von perfektem Design.
Ich habe Bilder von Seeigel-Stacheln Patienten einer Klinik für Hirngeschädigte gezeigt. Nach dem Vortrag blieb ein Mann in seinem Rollstuhl zurück. Ich sah seinen Augen an, dass der Blick auf ein Schöpfungswunder sein Gewissen berührt hatte. Die Ahnung vom unsichtbaren Gott war geweckt. Er, der seit Jahren im Wohnheim lebt und menschlich gesehen keine Perspektive für eine Veränderung hat, sah Licht am Horizont. Und so redete ich mit ihm über Anfang und Ende, über Himmel und Hölle und über den Weg, der zu Gott führt – Jesus Christus.
Gottesfürchtige Menschen leben in vielen Bereichen nach göttlichen Prinzipien, sogar ohne diese genau zu kennen. Sie sind darin gesegnet, ohne mit Gott in einer persönlichen Glaubensbeziehung zu stehen. Die Lebensordnungen Gottes haben bewahrende Wirkung. Vor allem im Bereich des Lebensschutzes, mit den Fragen von Abtreibung bis Sterbehilfe, vertreten gottesfürchtige Menschen eine klare Meinung. Sie handeln nach ihrem Gewissen und sagen: «So was geht nicht.» Gottesfurcht begründet Werte.
Gottesfurcht im richtigen Sinn führt zum Respekt vor Gottes Ordnungen, bis hinein in Kleinigkeiten. Gott meint seine Ordnungen genauso ernst wie seine Verheissungen. Meine Beziehungen und meinen Besitz verantworte ich nicht nach Lust und Laune, sondern «in der Furcht des Herrn». Wie wirkt sich Liebe zu Gott aus, wo wird sie sichtbar? «Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt» (Joh. 14,21 a).
Nicht Selbsterkenntnis, sondern Gottesfurcht führt zum Leben. Der Blick in die westliche Gesellschaft zeigt aber, dass die Gottesfurcht schwindet und dort, wo sie noch vorhanden ist, aktiv bekämpft wird. Die deutsche Partei «Die Linke» will in Nordrhein-Westfalen einen Absatz aus der Verfassung streichen, der überschrieben ist mit dem Titel «Ehrfurcht vor Gott als Ziel der Erziehung». Die Freidenker und Atheisten legen die letzten Reste an Gottesfurcht zur Seite und verkünden: Es gibt – wahrscheinlich – keinen Gott. Diese offene Ablehnung ist eine Weichenstellung mit Folgen für die Gesellschaft. Ohne Gottesfurcht fehlt ihr die Voraussetzung, «um die Fallen des Todes zu meiden». In einer Gesellschaft ohne Gottesfurcht wächst das Gegenteil von Frieden und Respekt. Zynismus, Egoismus und Gewalt nehmen zu.
Der Begriff «Furcht des Herrn» kommt in der Bibel häufig vor. Im AT steht das Wort ji’rah, im NT phobos und bedeutet Angst, Furcht. Es kann sowohl eine negative als auch eine positive Bedeutung haben. Negativ dort, wo die Angst vor Sünde und Verdammnis keinen Ausweg kennt und das Gottesbild sich eingrenzt auf den Zorn Gottes, der richtet und vollstreckt.
Positiv wird Gottesfurcht dort, wo sie Sünde und Verdammnis aufdeckt und gleichzeitig hinführt zum Ausweg, zur Lösung, hin zum Erlöser und zum Glauben. Gottesfurcht wird dann zur Lebensquelle, wenn sie auch die Liebe Gottes umfasst. Gott ist gerecht und gnädig. Er hasst und richtet Sünde und er liebt und rettet Menschen. Umfassende Gottesfurcht hält nicht in der Angst gefangen. Der Apos­tel Johannes schreibt: «Darin ist die Liebe bei uns vollkommen geworden, dass wir Freimütigkeit haben am Tag des Gerichts, denn gleichwie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat mit Strafe zu tun; wer sich nun fürchtet, ist nicht vollkommen geworden in der Liebe. Wir lieben ihn, weil er uns zuerst geliebt hat» (1. Joh. 4,17 bis 19 SLT).
Die Gnade und Liebe Gottes wandelt die Angst vor dem Allmächtigen in Ehrfurcht und Freimut. Gesunde Gottesfurcht formt Werte wie Demut und Ehre gegenüber Gott und Respekt und Anteilnahme gegenüber dem Nächsten. Gottesfurcht ist deshalb eine zentrale Lebensquelle innerhalb einer Gesellschaft und auch innerhalb der christlichen Gemeinde. Zum Thema des Umgangs miteinander in der Gemeinde lehrt Paulus: «Ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes!» (Eph. 5,21 SLT).
In der biblischen Weisheitsliteratur, im Buch der Sprüche, steht: «Die Furcht des Herrn ist eine Quelle des Lebens, um die Fallen des Todes zu meiden» (Sprüche 14,27). «Meiden» hat die Bedeutung von «Ich weiche ab von einem eingeschlagenen Weg». Es geht in dieser Stelle durchaus auch um den ewigen Tod und das ewige Leben. Aber es geht auch um die «kleinen Tode» unserer Lebensbezüge im Alltag.
Alle deutschen TV-Stationen übertrugen die Beerdigung des bekannten Fussballtorwarts Robert Enke. Der am Leben Verzweifelte warf sich vor den Zug. Er starb aus Angst vor dem Leben. In Deutschland laufen jedes Jahr Tausende von Menschen, in Depressionen gefangen, in eine tödliche Falle. Voraus geht ein langer Prozess seelischen Leids, unbewältigter Verletzungen, nicht verarbeiteter Verluste, ungeklärter Enttäuschungen, nagenden Selbstzweifeln, quälender Ohnmacht, tiefer Sinnleere, krankmachenden Minderwerts – bis hin zum Abgang ohne Rücksicht auf gar niemanden.
Einen Tag nach dem Abschied von Robert Enke äusserte sich eine ehemalige Schweizer Skisportlerin via Presse zu ihrem Tritt in «die Fallen des Todes». Die zweifache Ex-Vizeweltmeisterin im Slalom ist sportlich, attraktiv, Mutter von zwei Kindern; sie war auch nach dem Rücktritt als Rennläuferin ­beruflich erfolgreich. Doch nach acht Jahren Ehe zieht ihr Mann aus. Sie bleibt mit den zwei Söhnen zurück. Kurz darauf kommt die Kündigung. Sie wird entlassen. So rasch der Aufstieg, so tief der Fall. Mit dem Verlust von Partnerschaft und Beruf verliert sie, was ihren Selbstwert ausmacht, sie verliert ihre ganze Identität. Ihre Seele hing an falschen Sicherheiten. Jetzt sind diese weggebrochen und «die Fallstricke des Todes» umschlingen sie. Sie sagt: «In mir wurde das Gefühl immer stärker, dass es für alle gescheiter wäre, wenn ich gar nicht mehr da wäre.» Und sie beginnt wie eine Verrückte einen Berg hinaufzurennen mit dem Wunsch, an einem Herzinfarkt zu sterben. Gott sei Dank geht es ihr heute wieder besser. – Wie meidet man die Todesfalle? Die Bibel lehrt: durch die Furcht des Herrn.
Alles beginnt mit Gott und alles endet mit Gott. Wenn wir von Gott, dem Vater, reden, reden wir vom allmächtigen, allwissenden, wunderbaren Schöpfer von Himmel und Erde. Und wenn wir von Jesus reden – auch! Gott kennt nicht nur jedes Haar auf meinem Kopf, sondern auch jeden Tritt, den ich tue. Und er weiss, wieso oder wozu er etwas zulässt und wie lange ein bestimmter Zustand anhält. Habe ich so viel Gottesfurcht, so viel Ehrfurcht vor Gott und so viel Vertrauen, das zu glauben?
Es war in der Vorweihnachtszeit 1945, irgendwo in Deutschland. Während sich die Kinder auf das Weihnachtsfest freuten, lebte ihre Mutter in einem ständigen Auf und Ab, zwischen Hoffen und Bangen. Noch immer hatte sie keine Nachricht von ihrem Mann. Der war in russischer Gefangenschaft. Lebt er noch, kommt er heim? An Heiligabend klingelt es an der Tür. Der Postbote überbringt Briefe. Die Mutter liest, während die Kinder übermütig herumtoben – doch plötzlich verstummen sie. Die Mutter sitzt zitternd am Tisch. Tränen tropfen auf den vor ihr liegenden Brief. Ihr Mann ist am 15. Oktober im Lager verstorben. Die Kinder klammern sich an die Mutter. Es ist totenstill. Schliesslich fragt ein Kind: «Mutti, fällt Weihnachten jetzt aus?» – Die Mutter stutzt, dann geht ein Ruck durch ihren ganzen Körper. «Nein, jetzt feiern wir erst recht!» Die Mutter vermag den Kindern die Weihnachtstage zu gestalten, weil der Retter gekommen ist. Die Gottesfurcht wird zur Lebensquelle. Sie anerkennt, dass Gott die Kontrolle nicht verloren hat. Dass Gottes Sohn in die Verlorenheit unserer Zeit hineingeboren wurde, um uns aus den tödlichen Verstrickungen zu lösen. Was wir nicht vermögen, hat er für uns getan: Unsere Schuld gegenüber Gott bezahlte der Sohn Gottes mit seinem Blut. Durch Glauben fliesst uns Gnade zu. Wir können unser Leben festklammern an Jesus und neu leben durch seine Kraft, und das täglich. Nicht mehr ich lebe ich, sondern Christus lebt in mir! – «(…) ihr seid ein Tempel des le­bendigen Gottes, wie Gott gesagt hat:
‹Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein›» (2. Kor. 6,16 SLT).
In unseren Tagen erleben wir einen Grossangriff auf die göttliche Ordnung der Ehe und auf das Mutter- und Vatersein. Es ist förmlich spürbar, wie der Teufel umhergeht und sucht, welche Ehe er als nächste verschlingen, welche Beziehung er als nächste zerstören, in welche Frauen-, Männer- und Kinderherzen er als Nächstes Wunden schlagen kann. Der Angriff verläuft an allen Fronten, unterstützt von den Massenmedien bis hin zum Kino. Der Angriff hat globale Dimension. Auch Christen tappen in die tödliche Falle unter der Einflüsterung, Romantik und Verliebtheit und Sex mit wechselnden Partnern bringe Lebenserfüllung …! Aber wir sind diesem Angriff nicht machtlos ausgeliefert. Eine wesentliche Kraft ist die Furcht des Herrn.
Josef wird verkauft nach Ägypten und vom Sklavenmarkt weg ins Haus von Potifar geholt, einem der obersten Beamten des Pharao. Josef lebt ihn Ehrfurcht vor Gott und Gott segnet sein Handeln. Aber man darf nicht meinen, dass er deswegen keine typisch männlichen Bedürfnisse und Regungen kannte. Und weil er auch noch gut aussah, warf Frau Potifar ein Auge auf ihn. Eines Tages forderte sie ihn offen auf, mit ihm zu schlafen. Die Versuchung war nicht auf dem Bildschirm, sie stand greifbar vor ihm.
Mit welcher Begründung wies Josef Frau Potifar zurück, die ihn nicht nur einmal anmachte, sondern täglich? Er wies sie zurück mit den Worten: «Wie könnte ich so etwas tun? Es wäre eine grosse Sünde gegen Gott» (1. Mose 39,9).
Josef betrachtete die Situation aus der Warte seiner Gottesbeziehung heraus. Einen Seitensprung wertete er zuerst als einen Schlag ins Gesicht gegen Gott! Seine Gottesfurcht verhalf ihm zum Sieg. So ehrte Josef Gott und er wurde von Gott geehrt und rettete sein Volk in der Hungersnot.
Die Bibel lehrt: «Wer den Herrn fürchtet, hat eine sichere Festung, und auch seine Kinder werden beschirmt» (Sprüche 14,26).
Was gab Noah die Kraft, einen gigantischen Frachter mitten im Trockenen und dem Gespött der Welt zu bauen? Die Erklärung steht im Neuen Testament, Hebräerbrief, Kapitel 11,7 a. Er baute seine Arche «durch Glauben» und «von Gottesfurcht bewegt». So rettete er seine Familie und gleichzeitig die Menschheit. Und die segensreiche Folge für Noah war: Er fand Gnade und das Beste: Gott schliesst mit ihm einen Bund, er macht Noah zu seinem Bündnispartner!
Was gibt einem Menschen die Kraft zu leben? Ein Bündnis mit Gott, eine feste Beziehung mit Jesus. Er gibt uns die Kraft, um Autorität zu haben über unsere Lebenssituationen. «Beneide die Sünder nicht, sondern bewahre dir täglich die Ehrfurcht vor dem Herrn. Denn du hast eine Zukunft, und deine Hoffnung wird nicht enttäuscht werden» (Sprüche 23,17 und 18 NL).
Die Atmosphäre in den ersten Christengemeinden war geprägt vom Leben in der Furcht des Herrn. Daraus floss als Segen Frieden, Kraft und Wachstum. «So hatten nun die Gemeinden Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samaria und wurden auferbaut und wandelten in der Furcht des Herrn und wuchsen durch den Beistand des Heiligen Geistes» (Apg. 9,31 SLT). Dazu noch ein weiteres Wort aus dem Buch der Sprüche: «Der Lohn der Demut und der Furcht des Herrn ist – Reichtum, Ehre und Leben» (Sprüche 22,4). Gottesfurcht steht in direktem Zusammenhang mit Segen.
Geistliches Leben ohne Gottesfurcht führt in die Beliebigkeit. Wachstum im Glauben, Heiligung, gelingt nur in einer Atmosphäre der Gottesfurcht. Paulus schreibt: «Wir wollen die Heiligkeit ­vollenden in der Furcht Gottes» (2. Kor. 7,1). Es braucht Mut, demütig zu leben, mit Gottesfurcht. Aber nur so bleiben wir im Prozess der Umgestaltung. So kommen wir hinein in den Reichtum Gottes.
Im Leben als Christ geht es nicht um frommes Lächeln und angepasstes Verhalten. Es geht um Gottes Ehre! Dazu gehört ein Leben in der Furcht des Herrn und das Meiden des Bösen. So bleiben wir auf dem Weg mit Gott. Nicht, um uns zu erlösen, sondern aus Dankbarkeit für die Erlösung.
Wer die Kraft Gottes nicht kennt, weil er nicht weiss, was wahre Gottesfurcht ist, dem wird ein ernsthaftes Gebet helfen: «Wenn du um Verständnis betest und um Einsicht flehst, wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschst wie nach Schätzen, dann wirst du die Furcht des Herrn verstehen und die Erkenntnis Gottes erlangen» (Sprüche 2,3 bis 5).
Himmel und Erde vereinigen sich im Herzen gottesfürchtiger Menschen. Gott gebraucht einzelne Menschen, um sein Reich zu bauen. Zum Beispiel die Hebammen Schifra und Pua. Sie hielten sich nicht an den Regierungsbefehl, alle neugeborenen Jungen zu töten. Was gab ihnen die Kraft, aus ihrer gewohnten Sicherheit herauszutreten? Sie hatten – 2. Mose 1, Vers 17 – Ehrfurcht vor Gott, deshalb gehorchten sie dem König von Ägypten nicht und liessen die Jungen am Leben.
Gottesfurcht ist Weisheit. Weisheit Gottes bedeutet, Böses zu meiden (vgl. Hiob 28,28). Das heisst, dass es wichtig ist, auch in Zukunft da und dort unpopuläre Positionen zu vertreten und manches, was getan wird, nicht mitzumachen. Weil in der «Furcht des Herrn eine Quelle des Lebens ist, um die Fallen des Todes zu meiden».
Schifra heisst Schönheit und Pua heisst Glanz. Diese beiden Frauen brachten Licht in eine verfinsterte Welt, weil sie Ehrfurcht hatten vor Gott. Auch Christen haben diese Berufung – Licht zu sein für die Welt und die Schönheit und den Glanz Gottes in der Finsternis der Todesfallen aufleuchten zu lassen. Rolf Höneisen in factum-magazin.ch

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