Er war ein Urgestein der Sportberichterstattung im deutschen Fernsehen: Harry Valérien. 25 Jahre lang moderierte er das „Aktuelle Sport-Studio” des ZDF. Seine Reportagen von den Abfahrtspisten und Slalomhängen waren legendär. Sogar noch mit 80 fuhr er selbst noch auf der Streif in Kitzbühel. Harry Valérien und die Rückschau auf ein bewegtes Leben. Ein Ereignis hat ihn besonders geprägt. Nach über sechzig Jahren sprach er das erste Mal darüber. Als junger Mann musste er in den Krieg. Russlandfeldzug. Im Kaukasus gerät seine Einheit in feindliches Trommelfeuer. Eingegraben in ein Erdloch, legt Harry Valérien ein – wie er sagt – „Gelübde” ab:
„Wenn ich davonkomme, werde ich die Bindung zu Gott nicht streichen. Was immer mit mir geschieht, die Verbindung ist da, und ich werde sie halten.” Er überlebt den Krieg und kehrt in seine Heimatstadt München zurück. Hier beginnt seine Karriere als Sportjournalist. „Die Bindung zu Gott, das hat mich bestimmend begleitet”, sagte Valérien. Dabei blieben ihm Schicksalsschläge nicht erspart. Noch als Kind verlor er die Eltern. Eine seiner beiden Töchter starb als junge Mutter und hinterließ zwei Kinder. Dann ein Herzinfarkt nach der Pensionierung. Mit Gott hadern? Das kommt für ihn nicht in Frage. „Ich kann doch nicht mit Gott hadern. Ich bin doch mit Gott eins.” Harry Valérien hat sein Versprechen gehalten. „Wenn ich davonkomme, werde ich die Bindung zu Gott nicht streichen.” Ohne Pathos oder falsche Rührseligkeit konnte er darüber sprechen. Natürlich ist ihm die Familie wichtig, seine Frau, die Tochter, die Enkelkinder – und die vielen Freunde aus einem langen Leben. Aber die letzte Sicherheit kommt von woanders. Er spürt, dass es da einen gibt, der ihn hält. Diese Erfahrung machte ihn gelassen. Egal, was die Zukunft noch bringen mag. Er wollte 100 werden. Frei nach dem Motto des großen dänischen Theologen Kierkegaard:„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts.” (Nach Andreas Britz)