Samuel Koch — Zwei Leben (Kom­men­tar­)

 

 

60 Mil­li­se­kun­den. Ein Wim­pern­schlag. So lange — oder so extrem kurz — dau­erte Samuel Kochs Auf­prall mit dem Kopf auf einem Audi A8, das er mit einem Salto über­que­ren wollte. So kurz und so tra­gisch. Doch, was bleibt?

Am 4. Dezem­ber 2010 stürzt Samuel Koch bei einem Auf­tritt in der „Wet­ten, dass…?“-Sendung. Mit sei­nen „Poweri­sern“ wollte er in vier Minu­ten fünf fah­rende Autos über­sprin­gen. Hun­derte Male hat er zuvor die­sen Sprung geübt. Als er das vierte Auto, wel­ches sein Vater lenkte, mit einem Salto über­que­ren wollte, berührte er mit sei­nem Kopf 60 Mil­li­se­kun­den lang das Auto­dach und stürzte. Was danach geschah, nennt er „eine fatale Ereig­nis­kette“. Es hätte noch mal alles gut wer­den kön­nen. Doch nach zwei Wochen war klar, dass es zunächst lange nicht mehr gut sein wird. Bis heute sitzt er im Roll­stuhl, weil er vom Hals abwärts gelähmt ist, und steu­ert ihn nur mit den Bewe­gun­gen in sei­ner Schul­ter. Da es ihm in die­sem Zustand nicht mög­lich ist, ein Buch zu schrei­ben, bekam er den Co-Autor Chris­toph Fasel an die Seite gestellt. Zusam­men gelingt bei­den ein über­aus inter­es­san­tes Buch.

Am Anfang beschreibt er auf gut sie­ben Sei­ten fast minu­tiös den Auf­tritt in der Sen­dung mit Gott­schalk und Hun­zi­ker. Die Vor­freude, die Auf­re­gung, die Kon­zen­tra­tion, die Sprünge, der Sturz und dann Nacht. Wie es wei­ter­ging, wurde in der Presse zwar immer wie­der berich­tet, doch nicht sel­ten falsch dar­ge­stellt. Auch aus die­sem Grund hat Samuel Koch sich ent­schlos­sen, ein Buch zu schreiben.

Das Leben ist ein­ma­lig, bei Samuel Koch jedoch zwei­ma­lig. Es gibt ein Davor und ein Danach. Auf ca. 50 Sei­ten berich­tet er über sein ers­tes Leben. Es ist ein Leben in Bewe­gung. Man hat den Ein­druck, dass er sich vor dem Sturz nur mit Sal­tos durchs Leben bewegte. Leich­tig­keit, aber nicht Leicht­sinn, Beweg­lich­keit aber nicht Ruhe­lo­sig­keit, Erfolge, aber nicht Arro­ganz kenn­zeich­ne­ten sein Leben vor dem Sturz. Die Ent­schei­dung die Wette mit­zu­ma­chen, fiel Samuel nicht leicht. Es gab Zwei­fel und ungute Gefühle. Mit sei­nen Freun­den betete er, um den Wil­len Got­tes zu erken­nen. Samuel wollte mit die­ser Wette mehr bezwe­cken, als nur sein Kön­nen zu prä­sen­tie­ren. Er wollte nach dem Sprung einige gute Worte, Worte über sei­nen Glau­ben an Gott wei­ter­ge­ben. Man wird aus christ­li­cher Sicht Samu­els Ent­schluss unter­schied­lich bewer­ten. Zum Glück muss ich das hier nicht tun. Las­sen wir lie­ber Samuel selbst zu Wort kommen:

„Viel­leicht war mein ursprüng­li­cher Wunsch ein­fach ver­mes­sen gewe­sen, im Gespräch mit Michelle Hun­zi­ker und Tho­mas Gott­schalk etwas Tief­grün­di­ges los­zu­wer­den. Das hätte ich auf jeden Fall ver­sucht. Wenn ich mir nicht vor­her das Genick gebro­chen hätte. Nein, eine Sams­tag­abend­show ist wohl nicht das Medium, das für die Offen­ba­rung tie­fer Ein­sich­ten geeig­net ist. Bewegte Bil­der, dra­ma­ti­sche Musik­un­ter­ma­lung, spar­same Texte – gut und schön, für den Moment.“

Ein Buch ist dafür ein bes­se­res Medium. Samuel hat diese Mög­lich­keit ergrif­fen. Im zwei­ten Teil sei­nes Buches ergreift er die Mög­lich­keit, Tief­grün­di­ges los­zu­wer­den, wie er es vor dem Sturz und in der „Wet­ten, dass…?“-Sendung sicher nicht tun könnte. Er offen­bart tiefe Ein­sich­ten, die ein 25-Jähriger wahr­schein­lich erst nach so einem Sturz und den dar­auf fol­gen­den schreck­li­chen Wochen haben kann.

In einem Inter­view wurde er gefragt, ob er auf Gott sauer wäre. Er ant­wor­tete: „Auf ihn? Wenn ich sauer sein sollte, dann wohl eher auf mich selbst!“ Auch wenn Samuel auf Gott nicht sauer ist, hat er ihn oft nicht ver­stan­den. Die „Warum-Frage“ bleibt wohl für immer unbe­ant­wor­tet, aber auf die „Wozu-Frage“ bekommt er immer mehr Antworten.

Samuel – der Name bedeu­tet: Von Gott erbe­ten – ist einer der mit Gott betet. Er tat es vor dem Unfall. Und er tut es noch viel mehr jetzt. Er spricht mit Gott, er dis­ku­tiert mit ihm, er ist mit ihm im Dia­log. Mit Gott ist er noch lange nicht fer­tig. Er ist mit Gott im Gespräch dar­über, was der Vers aus Römer 8,28 für sein Leben bedeu­tet. Vie­les hat sich in Samu­els Leben ver­än­dert. Doch, was bleibt?

„Sehr span­nend finde ich die Erkennt­nis, die mir erst kürz­lich gekom­men ist, als ich mich mit der Frage aus­ein­an­der­ge­setzt habe, was an mir eigent­lich noch so ist wie frü­her. Was mei­nen Kern, mein inners­tes Wesen ausmacht.

Eine Erfah­rung, die sich durch große Teile mei­ner Jugend­zeit zog, war, dass ich ganz oft gefragt wurde: „Wie schaffst du das eigent­lich alles, was du machst? Wie kommst du zu dei­ner Aus­strah­lung? Was ist dein Geheimnis?“

Meine Ant­wort lau­tete dann: „Ganz ein­fach: Ich bete!“

Und genau das ist auch heute noch meine Ant­wort auf die­selbe Frage, auch wenn die jetzt unter ganz ande­ren Vor­zei­chen erfolgt. Nach allem, was gesche­hen ist, sind nur ganz wenige Dinge in mei­nem Leben gleich geblie­ben, und die­ser Kern­punkt gehört dazu.“ www.nimm-lies.de/?p=3918#more-3918

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