Wer seinen Schlüssel verlegt hat, stellt seine Wohnung auf den Kopf. Aber wie mache ich mich eigentlich auf die Suche nach Gott?

Der russische Religionsphilosoph Nikolai A. Berdjajew war sich seiner Sache sicher: Der Mensch ist unheilbar religiös. Seine Beobachtung scheint richtig zu sein. Denn egal in welche Kultur oder Epoche man schaut: Immer scheint die Suche nach Gott oder nach einem System, das das Leben erklärt, die Menschen zu beschäftigen.

Woher kommt diese universelle Suche? Lässt sich eine Antwort darauf geben, wer oder was Gott ist? Und wenn es ihn gibt, wie kann man ihn finden? Dieser Artikel versucht, diese Fragen aus einer christlichen Perspektive heraus zu beantworten.
 Nach christlichem Verständnis fängt die Suche des Menschen nach Gott nicht beim Menschen an, sondern bei Gott. Er hat dem Menschen die Sehnsucht nach ihm ins Herz gelegt. Bei ihm findet der Mensch Antworten auf die Frage, warum es ihn gibt und warum das Leben Sinn macht (Apostelgeschichte 17,16-28). Erst bei Gott wird das tiefe innere Bedürfnis des Menschen nach Liebe, Angenommenheit und Geborgenheit gestillt. „Unruhig ist mein Herz, bis es Ruhe findet, Gott, bei dir“, umschreibt Augustin diese Tatsache.

Die Suche des Menschen nach Gott und die innere Unruhe, die ihn bei diesen Fragen umtreibt, wird als etwas Gutes, etwas Heiliges angesehen. Sie hilft dem Menschen, nicht an seiner eigentlichen Bestimmung vorbei zu leben, sondern nach den Dingen zu suchen, die im Leben wirklich zählen.
 Aber kommt diese heilige Unruhe wirklich von Gott? Oder sucht der Mensch nur deswegen nach einem höheren Wesen, weil er etwas braucht, an dem er sich festhalten kann? Vielleicht gibt es gar keinen Gott und alle unsere Vorstellungen über ihn entspringen unseren eigenen Gedanken. Dann wäre es besser, das eigene Potential zu entdecken, statt einem Phantom hinterher zu jagen. Es läuft also auf die Frage hinaus: Kann man sicher wissen, dass Gott existiert? Es ist interessant, dass diese Frage nicht erst heute aufgekommen ist.

Der katholische Theologe Thomas von Aquin hat sich im 13. Jahrhundert schon Gedanken dazu gemacht. Er geht zwar davon aus, dass man nicht beweisen könne, dass es Gott gibt. Sehr wohl könne man aber zeigen, dass der Glaube dem Denken nicht widerspricht. Aquin spricht daher von drei Gottesbeweisen:

  • Alles, was sich bewegt, wird durch etwas anderes bewegt. Gott ist das erste Bewegende.
  • Alles, was auf der Welt existiert, hat eine Ursache. Gott ist die erste Ursache.
  • Die ganze Welt strebt auf ein Ziel zu. Nur von diesem Ziel her erhält alles, was existiert, seinen Sinn und seine Ordnung.1

Wenn man überlegt, wie viele Wissenschaftler sich heute darum bemühen, den Ursprung des Lebens herauszufinden, sind diese Gedanken immer noch aktuell. Die Frage ist allerdings, ob wir Gott wirklich finden, wenn wir auf die Ursache des Lebens stoßen. Wenn dem so wäre, wäre Gott Teil unseres Systems. Man könnte ihn mit wissenschaftlichen Methoden beweisen. Steht Gott außerhalb dieses Systems, haben wir keine Möglichkeit, seine Existenz im wissenschaftlichen Sinn zu beweisen oder zu widerlegen.

Die Frage ist, ob wir Gott wirklich finden, wenn wir auf die Ursache des Lebens stoßen.

Der christliche Glaube geht davon aus, dass Gott als Schöpfer des ganzen Universums außerhalb unseres Systems steht (Hebräer 11,3). Er lässt sich deswegen nicht unter das Mikroskop legen und erforschen. Als Geschöpf kann der Mensch lediglich Hinweise finden, die die Annahme wahrscheinlich machen, dass es einen Schöpfer gibt. Die Bibel nennt folgende Hinweise, die den Gedanken nahelegen, dass Gott existiert:

  • Die Schöpfung selbst – in diesem Zusammenhang sind auch die Gedanken von Aquin berechtigt (Römer 1,19-20)
  • Die grundlegenden Werte, die Menschen weltweit miteinander verbinden, sowie das Gewissen (Römer 2,11-16)
  • Die Sehnsucht des Menschen nach einem Sinn und einem Ziel (Prediger 3,10-11) ERF.de

  • Falls der Mensch Gott nicht erkennt und nicht begreift, so hat er noch kein Recht daraus zu schließen, es gäbe keinen Gott. Die gesetzmäßige Folgerung daraus ist nur die, dass er noch nicht fähig ist, Gott zu erkennen und zu begreifen. Es gibt nur für den keinen Gott, der ihn nicht sucht. Suche Ihn, und er wird sich Dir offenbaren.
    Leo Tolstoi

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