„Meine Träume sind so abenteuerlich, sie sollten am Ende einen Abspann haben. Ich habe immer ein Schwert und schwinge an Seilen herum. Ich glaube, ich habe Piratengene. Ich fühle mich wie Errol Flynn, ich bin unbesiegbar. Wenn ich träume, ist alles erlaubt. Ich weiß, wenn ich aufwache, werde ich nicht tot sein. Über Albträume habe ich mehrere Alben geschrieben. Und auf der Bühne tue ich Dinge, die manche für Albträume halten: Ich werde enthauptet, tanze mit einer Leiche und so weiter. Aber gerade deshalb habe ich vor kaum etwas Angst, außer vielleicht davor, mal meinen Text zu vergessen – das ist der universelle Albtraum aller, die auf der Bühne stehen. Es gab auch mal eine dunkle Zeit in meinem Leben, an die ich mich allerdings kaum noch erinnere. Bei zwei oder drei meiner Alben weiß ich nicht mehr, wie sie entstanden sind. Totaler Blackout. Wer hat die Songs geschrieben? Vielleicht mein Unterbewusstsein. Niemand denkt sich aus: Ich werde ein Rockstar sein, ein großes Haus haben, eine schöne Frau und drei Ferrari – und ich werde Alkoholiker sein. Niemand will Alkoholiker sein. Auch ich nicht. Ich wusste leider nicht, dass ich eine genetische Disposition dafür habe, dass ich eine Suchtpersönlichkeit bin. Als ich anfing zu trinken, gefiel es mir. Also hörte ich einfach nicht auf. Ich war ein funktionierender Alkoholiker. Das hat es vermutlich schlimmer gemacht. Ich habe es immer auf die Bühne geschafft. Ich trank nur so viel, dass ich meinen Pegel hielt. Natürlich stürzte ich von Zeit zu Zeit mal ab wie jeder andere auch. Aber niemals während der Arbeit. Von außen besehen, ging es mir gut. Aber in mir gab es eine Revolution. Mein Körper konnte so viel Alkohol nicht mehr verarbeiten, ich erbrach Blut. Als meine Frau das sah, brachte sie mich ins Krankenhaus. Ich bedaure diese Erfahrung trotz allem nicht. Allein deshalb nicht, weil sie mich zurück zum Christentum geführt hat. Ich war der verlorene Sohn. Ich bin in der Kirche aufgewachsen. Mein Vater und mein Großvater waren Pfarrer. Dann ging ich weg, so weit ich nur konnte. Und zerstörte mich beinahe selbst. Als ich aus der Klinik entlassen wurde, ging ich nicht zu den Anonymen Alkoholikern oder in irgendeine Art von Therapie. Das Wunder war, dass Gott meine Sucht einfach wegnahm. Ich hatte nie wieder das Verlangen nach einem Drink. Ich konnte sofort Leuten gegenübersitzen, die tranken, und verspürte nicht das geringste Bedürfnis. Selbst die Ärzte wunderten sich. Ein absolutes Wunder. Ich glaube an Wunder.“ www.zeit.de/2012/07/Traum-Alice-Cooper