Burnout: Wer ausbrennt, hat einmal gebrannt.

Man war Feuer und Flamme für eine Sache. Man hat sich eingesetzt, mehr als andere. Auch in den Abendstunden und am Wochenende hat man nicht entspannt. Man hat alles sehr gern getan. Gelegentlich war man sogar etwas stolz auf den eigenen hohen Einsatz und fragte sich, warum andere nicht mehr tun.

Und plötzlich ist das out. Burn out. Das Feuer erlischt. Statt Wärme und Licht bleibt Asche.
Der vorher Aktive und Kreative ist erschöpft. Er schöpft nicht mehr. Wie ein Wasserrad: es dreht sich, weil es Wasser aufnimmt und abgibt. Es steht still, wenn es nur noch eines tut. Wenn es nicht mehr nachschöpft, kann es nicht mehr geben.

“Das bisherige Engagement ist verschwunden. Desinteresse hat sich breit gemacht. Termine werden abgesagt oder verschoben. Menschen, die vorher alle Aufmerksamkeit beanspruchten, werden fallen gelassen. Anhaltende Resignation und Niedergeschlagenheit. Depressivität, eine gereizte Stimmung. Beruhigungsmittel oder Drogen werden bejaht oder geschluckt. Die Betroffenen reagieren erschöpft und zeigen Arbeitsunlust. Das Immunsystem ist geschwächt, Infektionskrankheiten treten häufiger auf. Die Betroffenen reagieren mit psychosomatischen Störungen. Alle Organe können beansprucht oder geschädigt werden. Eine ständige Unruhe und Gereiztheit, keine Zeit zur Entspannung. Der Dauerstress belastet den Organismus. Eine Apathie hat sich ausgeweitet, und eine völlige Desillusionierung gewinnt immer mehr Raum. Je höher die Illusionen und Erwartungen waren, desto tiefer die Enttäuschung und Verbitterung.” (Reinhold Ruthe: Wenn Erfolg zur Droge wird)

Dieser Zustand ist das Ende eines langen und langsamen Prozesses. Es ist die vorletzte Strophe eines langen Liedes, das viele bei ständiger, freiwilliger oder unfreiwilliger Überlastung singen.

Burn out ist eine Balance-Störung!

Lang andauernde Unausgewogenheit in unserem Leben führt zu Symptomen körperlicher, psychischer und auch geistlicher Erschöpfung. Das von Ärzten so genannte “Psycho-physische Erschöpfungssyndrom” ist immer eine Krankheit an Leib, Seele und Geist. Man kann verschiedene Symptome unterscheiden.

Symptome des Burn out:

Körperliche Symptome:
Stagnierende Produktivität bei steigender Aktivität
Müdigkeit, leichte Ermüdbarkeit
Ruhelosigkeit
Schlafstörungen
Schmerzen (Kopf, Nacken, Kreuz, Herz, Bauch)
Essstörung (zu viel/zu wenig)
Häufigere Infekte

Psychische Symptome:Stimmungsschwankungen
Depressive Verstimmungen
Affektlabilität (leichtes Weinen)
Menschenscheu
Negative Geisteshaltung
Hoffnungslosigkeit
Kreativitätsverlust
Reizbarkeit

Geistliche Symptome:
Das Fundament des Glaubens wankt.
Die Bibel redet nicht mehr.
Eintöniges Beten
Versuchbarkeit

Bei einem Erschöpfungssyndrom sind immer Symptome aus jedem Bereich vorhanden. Sie verstärken sich gegenseitig und beschleunigen die Abwärtsentwicklung. Am Ende droht die Arbeitsunfähigkeit. Darum ist Burnout eine anerkannte Krankheit, deren Therapie von den Kostenträgern (Krankenkassen, BfA) bezahlt wird.

Die Behandlung

Die Behandlung einer Erschöpfung ist dringlich, da die Krankheit ohne therapeutisches Eingreifen durch den selbstzerstörerischen Lebens- und Arbeitsstil des Betroffenen fortschreitet. Am Ende wird dann ein wertvoller und meist erfolgreicher Mitarbeiter ausfallen und auch sein Arbeitsteam leiden. Das muss man unbedingt verhindern.

Aus eigenem Erleben weiß ich aber, dass der Betroffene seine Hilfsbedürftigkeit nur schwer erkennt. Er ist auf die Hilfe anderer angewiesen, nicht erst bei der Behandlung. Andere müssen ihn vorsichtig und dennoch nachdrücklich auf seine Behandlungsbedürftigkeit hinweisen.

Als ich vom ersten Einsatz in Tansania zurückkehrte, erkannte meine Frau bei mir Zeichen von Erschöpfung. Sie schenkte mir zu Beginn des Heimataufenthaltes das Buch “Ausgebrannt – was nun?” (jetzt: “Brennen ohne auszubrennen”). Bezeichnenderweise las ich es nicht. Immer wieder wies sie mich auf meine Erschöpfungssymptome hin. Erst gegen Ende des Heimataufenthaltes nahm ich das Buch zur Hand und machte den Test darin. Er öffnete mir die Augen über meine Situation und die Bereitschaft zum Umdenken. Dann begann ein langsamer Heilungsprozess, besonders durch Nutzen der Kraftquellen (s. Grafik.).

Burn out ist eine Balancestörung. Darum muss unter der Behandlung die Balance wieder hergestellt werden! Überlastung und Druck müssen deutlich reduziert werden. Der Patient muss lernen, die Quellen zu neuer Kraft zu nutzen. Dieser Heilungsprozess ist langwierig und mühsam. Man kann ihn vergleichen mit der Heilung von Alkoholsucht. Burn out entsteht oft durch Arbeitssucht. Bei beiden Krankheiten schafft oft erst der Leidensdruck die Bereitschaft zur Behandlung. Der Patient und seine Begleiter brauchen viel Geduld. Das Risiko zum Rückfall ist hoch. Aber die Heilungschancen sind gut.

Die Behandlung erfolgt in zwei Schritten:

1. Die körperliche Erschöpfung muss zuerst behandelt werden. Auch Gott behandelte den Erschöpften Elia, indem er ihm zunächst körperlich wohl tat (1. Könige19,5 f). Ähnlich gehen wir bei der Therapie Erschöpfter im Sanatorium Hensoltshöhe/Gunzenhausen vor. Stark Erschöpfte können nur selten zu Hause (ambulant) behandelt werden. Es ist gut, sie aus der belastenden Umgebung herauszunehmen. Auch während der Therapie sollte kein Druck ausgeübt werden, sondern Anleitung zu einem gesunden Lebensstil gegeben werden. Körperliche Symptome werden zunächst behandelt (Schlafstörungen, Schmerzzustände, depressive Störung). Behandlungsverfahren aus der Naturheilkunde von Sebastian Kneipp haben sich bewährt, besonders Wasser- und Bewegungstherapie.

2. Wenn die Patienten unter der wohltuenden körperlichen Therapie langsam regenerieren, sind sie auch bereit und in der Lage, über die Ursachen ihrer Erschöpfung zu reden. Dabei ist die Begleitung durch einen erfahrenen Seelsorger oder Therapeuten wichtig. Er ermutigt den Mutlosen. Er dosiert die Belastung des Kraftlosen. Er spricht die Ursachen der Erschöpfung an und gibt Anleitung zu einem neuen, ausgewogenen Lebensstil, in dem Entspannung und Bewegung häufiger vorkommen. Ohne die Bereitschaft des Patienten zur Mitarbeit geht es allerdings nicht. Häufige und oft lange Gespräche sind notwendig. Aber der Einsatz lohnt sich. Das Ziel dieser Gespräche ist, die Balance wieder herzustellen, d.h. die Korrektur falscher Gewohnheiten.

Dabei dürfen bei Christen die geistlichen Symptome des Ausbrennens nicht ausgeklammert werden. Das Hören auf Gott in seinem Wort muss wieder neu eingeübt werden, Schuld bekannt werden und Gott wieder neu als der Gebende und nicht der Fordernde gesehen werden:

Gott bewertet uns nicht nach unserer Leistung.
Gott klagt uns nicht an, wenn wir ausruhen.
Gott stellt sich vor als liebender Vater, fürsorglicher Hirte, einziger Retter.
Gott lädt uns ein zur Kraftquelle: Beten, Bibel lesen, Gemeinschaft.

Eine Patientin, die ich im Heilungsprozess eines Erschöpfungssyndroms begleitete, sagte mir bei ihrer Entlassung, dass sie eine Erneuerung auch ihrer Beziehung zu Gott erlebt habe. Sie habe erlebt, wie die Traurigkeit des Psalms 77 in die Zuversicht des Psalms 27 verwandelt wurde.

Doch kann auch die geistliche Regeneration erst dann spürbar werden, wenn die körperliche schon begonnen hat.

Die Vorbeugung

In den begleitenden Gesprächen mit dem Erschöpften werden seine Ursachen des Burn out offen gelegt

Die 10 häufigsten Ursachen des Ausbrennens:
Das Gefühl, getrieben zu sein
Das Unvermögen, Maß zu halten
Der Versuch, alles selbst zu machen
Die exzessive Beschäftigung mit den Problemen anderer
Nebensächlichkeiten, die zu Hauptsachen werden
Unrealistische Erwartungen
Zuviel Routine
Eine falsche Vorstellung von Gottes Prioritäten
Mangelhafte physische Verfassung
Ständige Zurückweisung

In der Gesprächstherapie wird ein Prozess der Selbsterkenntnis und des Umdenkens eingeleitet. Wichtig ist, dass der Betroffene das Erkannte gleich in die Tat umsetzt. Ziel bleibt, einen neuen, ausbalancierten Lebensstil einzuüben und beizubehalten. Die Gefahr, wieder in die alten Verhaltensweisen zurückzufallen, ist groß. Darum ist es gut, immer wieder inne zu halten und die Vorsätze mit dem Erreichten zu vergleichen. Ein gutes Buch über Ausbrennen und ein offener Gesprächspartner sind dabei eine große Hilfe.

Schwere Erschöpfungszustände sind ein dunkles Tal. Doch auch darin werden wir gehalten und beschenkt von unserem Erretter (Psalm 23,4 f). Wir können dadurch Korrektur und Reifung erfahren. Dadurch werden wir nach der Heilung zu höherer Produktivität gelangen, ohne mehr tun zu müssen (Jakobus 1,2-4). Wir werden danken können, dass Gott uns diese Krankheit hat erleben lassen.
Dr. med. Jörg-Hartmut Gutknecht

Literatur: Myron Rush: Brennen ohne Auszubrennen, Schulte und Gerth, 2000

Kommentare

  1. Daniel Y

    Die Bibel sagt:
    „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.
    Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
    Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1.korinther 13)

    Gott ist Liebe“ (1.Johannes 4,8+16)

  2. Liebe

    Liebe ist lebendig, wenn wir geduldig sind, sterbend, wenn wir ungeduldig werden, und tot, wenn wir nicht mehr warten können. Liebe ist lebendig, wenn wir uns kümmern, sterbend, wenn wir vergessen, und tot, wenn wir ignorieren. Liebe ist lebendig, wenn sie sicher ist, sterbend, wenn sie anfängt zu zweifeln, tot, wenn wir aufhören zu vertrauen. Liebe ist lebendig, wenn sie gibt, sterbend, wenn sie sich verändert, tot, wenn sie nimmt. Liebe ist lebendig, wenn sie ihren Gefühlen Taten folgen lässt, sterbend wenn sie fühlt, aber nicht handelt, oder handelt, obwohl sie nichts fühlt und tot, wenn sie nichts mehr fühlt und nicht mehr handelt.

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