Der “Gottesbeweis”

Eine Gesellschaft, "die umstandslos den Sinn des Lebens durch
flächendeckende Freizeitpädagogik ersetzt, die Moral durch die Polizei
und die Religion durch Befriedigung religiöser Bedürfnisse wäre ein
Horrortrip – auch für Atheisten." Das schreibt der Psychiater und
Theologe Manfred Lütz in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung", in dem er dafür plädiert, sich wieder neu
mit der Frage nach der Existenz Gottes zu beschäftigen.

Lütz, Autor des Buches "Gott – Eine kleine Geschichte des Größten",
schreibt weiter: "Wer an Gott glaubt, der glaubt, dass es Sinn,
Wahrheit, und Liebe wirklich gibt und dass das alles nicht bloß
hormonell gesteuerte, evolutionär nützliche Illusionen sind."
Der bekennende Atheist Gregor Gysi habe erklärt, dass er Angst vor
einer gottlosen Gesellschaft habe, weil dieser die Solidarität abhanden
kommen könne. Und Jürgen Habermas, der sich selbst als "religiös
unmusikalisch" einschätze, habe den Begriff Menschenwürde mit der
Bezeichnung von der Gottebenbildlichkeit des Menschen verknüpft.
Für Lütz, dessen Buch "Gott – Eine kleine Geschichte des Größten" ein
Bestseller ist, besteht kein Zweifel an der Existenz Gottes. In
Anlehnung an den "Gottesbeweis" des katholischen Philosophen Robert
Spaemann erklärt er: "Wenn es keinen Gott gäbe, dann könnte man nicht
mehr wirklich sagen: Es wird diesen Moment, in dem ich diesen Artikel
lese, gegeben haben. Denn irgendwann wird es keinen Menschen mehr
geben, vielleicht auch keine Erde. Nur wenn es Gott gibt und nicht bloß
ein gleichgültiges sinnloses All, dann wird es für immer ein
Bewusstsein dafür geben, dass da etwas gewesen ist. Nur wenn es Gott
gibt, ′wird kein Wort einmal unausgesprochen sein, kein Schmerz
unerlitten, keine Freude unerlebt′."

FAS

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