Der nette Anders Breivik von nebenan…

Ja, Anders Breivik spielte World of Warcraft. Und Nein, dies ist kein Blog zur Schuld der Computerspiele an Massakern. Sein Avatar wurde gelöscht, doch seine Daten blieben. Anders war integriert und sozial dabei, würde man sagen, doch nicht in der realen Welt, sondern in einer virtuellen, imaginären Show. Er kontaktierte und schrieb mit anderen Avataren, die ihn meinten zu kennen. Anders nahm in der virtuellen Welt als Charakter teil, der zwar einige versteckte Anspiele auf sein Innerstes zurückließ, doch niemals Hinweise auf die grauenhaften Phantasien gab, die in ihm brodelten. Er hieß in World of Warcraft “Conservatism” und spielte als menschliche Frau die soziale Rolle, die ihm wahrscheinlich in der realen Welt versagt blieb. Integriert, gemocht und gekannt.

Dass er ausgerechnet als Frau auftritt, scheint widersprüchlich als Gegner des Feminismus. Seine Mitspieler schienen sich keine Gedanken zu machen um ihn, warum auch? Sie kannten ihn sogar unter ihrem Namen Anders, denn so wurde er gerufen in der Welt der Avatare. So ist es anzunehmen, dass es für ihn nicht nur um ein Rollenspiel ging, denn er nahm gar keine andere Rolle ein. Er war Anders Breivik, so wurde er gerufen. “Er hat immer nett gegrüßt”, so lautet die Entschuldigung der meisten Nachbarn, wenn sie realisieren, dass ihr Gegenüber einen Massenmord begangen hat. “Sonst hätten wir doch was gemacht.” Genauso reagieren seine Mitspieler: fassungslos. Er war doch immer nett. Er war immer ganz normal. Er grüßte, er winkte, er spielte und die bittere Erkenntnis eines virtuellen Abenteuers ist: Auch Massenmörder grüßen mit Smileys. “Hallo, ich bin Anders :-)”

Sein Avatar “Conservatism” war übrigens ein Level-85-Avatar. Das ist das höchste Level, was man sich in “WoW” erspielen kann und bedeutet, dass er viel Zeit in seine Figur investierte. Er liebte dieses Spiel und lebte in diesem Spiel. Es war für ihn vielleicht nicht mal ein Spiel, sondern Realität. Er fühlte sich in seiner zweiten Haut wohl. Und: Er täuschte alle in seinem Umfeld so wie er auch alle in World of Warcraft täuschte! Sie meinten ihn zu kennen, doch sie kannten ihn nicht! Ein Mitspieler schrieb über ihn: “Ich dachte, der kann keiner Fliege was zu Leide tun. Nach all diesen Gesprächen über drei Jahre hinweg meint man, einen Menschen zu kennen. Doch offensichtlich wusste ich einen Scheißdreck über ihn. Beängstigend.”

Es ist beängstigend, was andere Menschen über dich kennen, denn es ist ein Bruchteil dessen, was dich als Person ausmacht. Deine Gedanken über andere, deine Gedanken über dich und auch deine Gedanken über die Welt, sie sind alle verborgen. Was wäre, wenn das alle wüssten? Nun sind wir keine Massenmörder, keine Bestien, die unterschwellig den Tod von anderen wünschen. Doch unsere Gedankenwelt ist eine gewaltige Maschinerie von Bösem. Alles, was du nach außen kehrst, kann selbst revers zu dem stehen, was du im Innersten denkst. Die Menschen sehen meist nur die positive Oberfläche deines Ichs.

Was wäre, wenn in World of Warcraft alle Gedanken in einer Sprechblase erscheinen würde, die du so denkst. Was wäre, wenn du einen Film drehst über deine Gedanken, den du nicht mehr filtern kannst? Denn dein Leben, was deine Freunde sehen, ist wie der gefilterte Kaffe: der Kaffesatz bleibt drin und den will niemand trinken! Wäre unser Innerstes im Licht, so würden wir merken, dass diese Welt vielleicht doch nicht so gut ist, wie es der Humanismus versprach.

Warum offenbarte sich Anders nicht? Weil er wusste, dass es böse war und hätte er es offenbart, so wären alle auf ihn losgegangen. Das Licht hätte seine Bosheit ausgelöscht. Er konnte nur Böses tun dadurch, dass er seine Gedanken verbarg. Genauso konnte er aber auch vor dem Bösen nicht bewahrt werden dadurch, dass er es nicht ans Licht brachte. Wir Menschen können genauso nur von Bösem bewahrt werden, wenn wir unsere Gedanken und unser Innerstes ins Licht stellen. Dann nimmt Gott es weg:

Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen:Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.

1. Johannes 1, 5-7

Du kannst weiter in deiner Welt leben, ohne Sünde offen vor Gott zu bekennen. Doch er wird sie dir dann niemals nehmen. Er will, dass du sie offenlegst, dass du zugibst, dass du Hilfe brauchst. Sonst trägst du weiter deine Last mit dir herum. Lass dich befreien von dem, der mächtig ist von Sünde zu erretten. Stell deine Sünden ins Licht und lass dich retten!

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Kommentare

  1. Wurstwesen

    Ay caramba! Dieser Breivik macht euch ganz schön zu schaffen. Liegt das vielleicht daran, das er sich als eine Art moderner Kreuzritter sah? Dann seid ihr dem Typen ja voll auf den Leim gegangen

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