Der Terror ist nah.

Der Terror kommt näher

Genau zwei Wochen nach den Bombenanschlägen auf die Londoner U-Bahn haben Attentäter versucht, einen weiteren Anschlag nach genau demselben Muster zu verüben. Wie sich mittlerweile herausstellte, entging London nur knapp einer weiteren Katastrophe.

Nach den Anschlägen vom 7. Juli war die internationale Presse voll des Lobes für die Londoner: Sie hätten vorbildlich reagiert, wären ruhig geblieben. Bewährt hatte sich auch das gut organisierte Team an Sicherheitskräften. Insofern kam eine wesentliche Komponente derartiger terroristischer Anschläge diesmal nicht zum Tragen: Die allgemeine Panik und Verunsicherung in der Bevölkerung.

Nun kann man den Briten eine kühle Art nachsagen, und insbesondere die Londoner verstehen: Sie haben ja quasi Erfahrung mit derlei, man denke nur an die Serie von Attentaten der IRA in den 1990er Jahren. Doch nach dem nur wegen Fehlern der Attentäter nicht "erfolgreichen" zweiten Attentat vom gestrigen Donnerstag, genau zwei Wochen nach den ersten Anschlägen, droht die Stimmung auch bei den Briten langsam zu kippen – und die Terroristen hätten damit im Nachhinein doch noch ihr Ziel erreicht:

Die Selbstmordattentäter "wollen uns aufeinander loslassen wie Tiere im Käfig", analysiert Londons Oberbürgermeister Ken Livingstone und beschwört seine Bürger immer wieder, sich nicht provozieren zu lassen. Aber das Klima auf der Insel verändert sich, wird misstrauischer.

[Sebastian Borger, SPIEGEL ONLINE, 22.07.2005]

Schon gibt es erste Hinweise auf spontane Racheakte aus der Bevölkerung. An der Tagesordnung sind mißtrauische Blicke, insbesondere gegen Menschen mit Rucksäcken und offensichtlich als Muslime erkennbare Mitbürger.

Die Gefahr von Attentaten gehört zu unserem Alltag

Das ganze Ausmaß der zweiten Attentatsserie in London innerhalb von zwei Wochen wird im Kommentar der Saarbrücker Zeitung deutlich:

Der 7. Juli zeigte, wie nüchtern und gerade deshalb heroisch sich eine Stadt gegen den Terror wehrt. Der 21. Juli macht deutlich, wie leicht es für ein paar Wirrköpfe ist, Europas pulsierendste Metropole auszuhebeln. Ein paar Knallkörper im Untergrund, und schon geht nichts mehr. Mit dieser Gefahr müssen wir leben. Diese Gefahr gehört, zumindest in London, bereits zu unserem Alltag. Dabei darf eines auf gar keinen Fall passieren: dass wir ein Leben voller Misstrauen führen, jeden Rucksack-Touristen, jeden Muslim mit Gebetskappe unter Verdacht stellen. Nur eine offene Gesellschaft ist stark. Man darf ihre Toleranz nicht aufs Spiel setzen. Das würde den Fanatikern nur in die Hände spielen. Nein, es gibt keine Patentrezepte. Ein zu allem entschlossener Angreifer ist gegenüber den Verteidigern immer im Vorteil. Wir müssen lernen, den Terror zu ertragen, ihn auszuhalten, ohne unsere Werte blindlings über Bord zu werfen.

[Saarbrücker Zeitung, 22.07.2005]

Gestern London, heute Berlin? Der Absturz des Ultraleichtflugzeuges neben dem Reichstag heute abend scheint zumindest momentan keinen terroristischen Hintergrund zu haben. Trotzdem: Die Anschläge rücken gefährlich näher. Und irgendwie ist uns London doch näher als Madrid.

Hilflos zuschauen?

Wie der Kommentator der Saarbrücker Zeitung feststellte: Ein zu allem entschlossener Angreifer läßt sich nicht aufhalten. Wir können das öffentliche Leben nicht in einer Form schützen, die derartige Attentate unmöglich macht – ohne das öffentliche Leben selbst unmöglich zu machen. Aber gibt es denn gar keine andere Lösung? Können wir nur passiv danebenstehen und warten, bis die erste Bombe in Berlin hochgeht?

Mit den Attentaten ist es ähnlich wie mit der Situation in einem Krieg: Wir können als Einzelne erst einmal wenig dagegen unternehmen. Aber wir können uns persönlich vorbereiten. Nicht, indem wir mit kugelsicherer Weste herumlaufen oder nicht mehr U-Bahn fahren.

Wie stellte der englische Philosoph und Literat C.S. Lewis mitten im zweiten Weltkrieg unter dem deutschen Bombenhagel in London fest: Der Krieg bringt die Menschen wenigstens dazu, darüber nachzudenken, daß sie in den meisten Fällen eher unerwartet aus dem Leben scheiden. Und etwas Besseres kann einem Menschen fast nicht passieren.

Respice finem – Bedenke das Ende!

So paradox das klingen mag, aber wir können und wir sollten eine Konsequenz aus der sich zuspitzenden welt- und immer mehr auch innenpolitischen Lage ziehen: Anstatt zu bangen und zu warten, wo und wann es das nächste Mal knallt, sollten wir uns persönlich darauf vorbereiten – indem wir jetzt klären, wo wir sein werden, wenn wir plötzlich aus dem Leben scheiden.

"Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!"

[Die Bibel, Hebräer-Brief 4,7]

Gott gibt uns noch dieses "heute", an dem wir uns für Ihn entscheiden können. Aber wir müssen uns aktiv für Ihn entscheiden:

Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.

[Die Bibel, Johannes-Evangelium 3,16.18.36]

Schon David drückt in den Psalmen diesen Gedanken aus: "HERR, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davonmuß." (Psalm 39,5). Wenn uns die Anschläge von London etwas mehr in diese Richtung bringen, dann hatte die Situation, so schrecklich sie auch ist, doch noch ihr Gutes.

Till  hoffnung.de

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