Es gibt ein Leben vor dem Tod. Es gibt ein Leben nach dem Tod.

Eine Frau wurde schwanger. Es waren Zwillinge.Die Mutter trug zwei
kleine Jungs unter ihrem Herzen im Bauch.Die Zwillinge fühlten sich
wohl in ihrer Welt. Sie freuten sich, dass sie die neun Monate zu zweit
im Mutterleib heranwachsen können. Ist ja nicht so langweilig, wenn man
einen Bruder hat. Man kann da einiges unternehmen, oder sich
unterhalten. "Ist es nicht super, dass wir zwei zusammen sind. Unser
Leben ist wunderschön." Sie entdeckten mit ihren kleinen Händchen ihren
Körper und sie fanden auch die Nabelschnur, die sie mit ihrer Mutti
verband. "Ich finde es super, dass die Mutti ihr Leben mit uns teilt
und uns mit diesem Kabel versorgt". Monate vergingen wie im Flug. Die
Jungen wuchsen und veränderten sich. Sie bemerkten, sie können nicht
ewig im Mutterleib bleiben. "Was soll das heißen?" fragte der er eine.
"Das heißt," antwortete der andere, "dass unser Aufenthalt in dieser
kleinen Welt bald vorbei ist."  "Aber ich will nicht weg von hier",
sagte der eine, " ich möchte für immer hier bleiben."  "Wir haben keine
Wahl," entgegnete der andere, aber vielleicht gibt es ein Leben nach
der Geburt?"  "Wie soll das möglich sein?" fragte zweifelnd der
Erste."  "Wir werden unsere Lebensschnur verlieren. Wie sollen wir ohne
sie leben? Und dazu haben andere vor uns diesen Mutterschoß hier
verlassen, und niemand ist jemals zurückgekommen. Wir können nichts von
der Zukunft wissen. Nein, die Geburt ist das Ende." So verfiel der eine
von ihnen in eine tiefe Depression und stammelte: "Wenn die Zeugung mit
der Geburt endet, welchen Sinn hat dann das Leben im Mutterleib? Es ist
sinnlos. Es kann ja auch sein, dass es gar keine Mutter gibt." "Aber es
muss doch eine Mutter geben," entrüstete sich der andere, "wie sollten
wir sonst hierher gekommen sein?" Und wie könnten wir ohne Mutter am
Leben bleiben?" " Hast du jemals unsere Mutter gesehen?" fragte der
eine. "Wahrscheinlich bilden wir uns all das nur ein. Wir haben uns das
alles nur ausgedacht, weil uns das die komplizierten Dinge des Lebens
besser verstehen lässt."  Und so verbrachten sie die letzten Wochen im
Mutterleib mit Streit, Angst, Fragen und Diskussion. Dann plötzlich kam
der Zeitpunkt ihrer Geburt. Das ja ging voll ab. Schnell wurden sie aus
ihrer Welt gerissen. Es gab kein zurück mehr. In einer neuen, völlig
fremden Welt öffnetten sie ihre Äuglein. Sie schrieen laut. Was sie
dann sahen, übertraf ihre kühnsten Träume. Es gab doch ein Leben nach
der Geburt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.