Es gibt Engel!!!!!

Lass dir die Augen öffnen.

ali

Gegen Ende seines Lebens, im Dezember 1944, schreibt Dietrich Bonhoeffer; Pastor und Widerstandskämpfer, in der Gefängniszelle eines seiner schönsten Gedichte:

    „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns, am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Von guten Mächten wunderbar geborgen, das hätten auch die Worte eines Mannes sein können, der am 30. Oktober 1972 mit dem Bummelzug nach Leipzig unterwegs war. Plötzlich kommt dem Zug auf der eingleisigen Strecke ein Schnellzug entgegen, der Aufprall ist unvermeidbar. Ulrich W. sitzt im ersten Waggon, als es passiert. 22 Menschen sind auf der Stelle tot. Ulrich W. lebt, aber sein Bein ist unter dem Sitz fest eingeklemmt und alle Versuche, es herauszuziehen, scheitern. Er blutet stark und weiß: Er ist in größter Gefahr. Nur: Da ist niemand mehr, der ihm helfen könnte. Aber dann passiert etwas Seltsames: Plötzlich sieht er hinter sich einen jüngeren Mann, offenbar unverletzt. Er spricht den jungen Mann an, bittet um Hilfe. Der bewegt wortlos die Sitzbank, so dass das Bein nicht länger eingeklemmt ist. Es gelingt ihm, aus dem Doppelstockwagen ins Freie zu springen. Er ist gerettet. Aber seinen Retter sieht er nie wieder. Glück gehabt? Zufall? Er selbst sagt es bis heute: Dieser junge Mann, wer immer er war, war mein Engel.

Von guten Mächten wunderbar geborgen, das könnte auch das einzige sein, was die Eltern des 4 jährigen Sebastian zu sagen wüssten. Sie waren mit dem kleinen Jungen unterwegs, er machte seine ersten freien Versuche auf dem Fahrrad. Munter fuhr er vor den Eltern her, gelernt hatte er ja, wie man bremst und absteigt – da geht es den Hügel hinunter, und Sebastian weiß plötzlich nichts mehr, weiß nicht, wie man bremst und wird immer schneller, immer schneller, den Berg hinunter. Der Vater kommt nicht hinterher, unten am Fuß des Berges ist die große Hauptstraße. Starr vor Schreck sehen die Eltern zu, wie ihr Junge auf die viel befahrene Straße zurast. Und tatsächlich: Er überquert die erste Spur, dann auch die zweite Spur, landet vor einer kleinen Mauer und steigt unverletzt vom Rad. Nun sind auch die Eltern unten, stehen an der Hauptstraße, aber sie können nicht herüber, denn dicht an dicht rasen die Autos wieder an ihnen vorbei. Nur einen Moment lang war der Strom der Autos unterbrochen. Zufall? Glück gehabt? Nein, mit seltsamer Ruhe und Gewissheit sagen sie: Von guten Mächten wunderbar geborgen!

Engel haben Konjunktur. In der Zeitschrift „Psychologie heute“ hieß es, die Himmelsboten seien im Aufwind. Gut 50% der Deutschen glauben, dass es sie gibt. Und jeder 10. will schon einmal einem Engel begegnet sein. In der Werbung kommen sie vor, die Unfallexperten der Westfälischen Provinzial etwa sehen sich als Kollegen der geflügelten Wesen. Filme über Engel gibt es viele, das deutsche Filmmuseum in Frankfurt bietet zurzeit eine ganze Ausstellung über Engel im Kino: Sie erscheinen auf der Leinwand als Boten und Beschützer, als Krieger und Gefallene, als Begleiter ins Jenseits. Sie stiften Liebe, und manchmal verlieben sie sich auch.

Immer noch skeptisch? Dann hören Sie mal, was der Publizist Günther Nenning über Engel zu sagen hat: "Die Autofahrer können nicht fahren, die Flieger nicht fliegen, die Raumschiffer nicht schiffen, die Atomkraftler nicht krafteln, die Gentechniker nicht genen, …, die Herzverpflanzer nicht pflanzen, die Schulkinder werden vom Schulbus mitgeschleift, und die alten Leute kommen in der viel zu kurzen Grünphase nie heil über die Kreuzung – wenn nicht die Engel unterwegs sind, rund um die Uhr eine ganze friedenschaffende Natoflotte von Schutzengeln, ganze Flugzeugträger von Rettungsengeln auf dem Ozean des ständigen, blödsinnigen Versagens alles Menschengemachten. Wer nicht an Engel glaubt, ist ein Vollidiot."

Von guten Mächten wunderbar geborgen. So bekennen es seit eh und je die, die mit Gottes Möglichkeiten rechnen. Manchmal haben sie Namen, besonders schöne wie Michael (!), Raphael und Gabriel. Manchmal sind sie namenlos, geradezu flüchtig, erscheinen aus dem Nichts und entschwinden wieder. Ein Mann wie Martin Luther lehrt uns morgens  und abends beten: „Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.“ Gerade weil das Leben so unsicher, so gefährdet und umkämpft ist, brauchen wir sie: die Schutzmächte aus der Nähe Gottes – für uns selbst und für die Menschen, die wir lieben, die wir aber oft selbst gar nicht mehr recht schützen können. Wer Kinder hat, wer gar Kinder in einem bestimmten Alter hat, der weiß, wovon ich rede.

Es ist einer der verborgenen Sätze im Neuen Testament, der uns darauf aufmerksam macht: Jesus hat von den Kindern geredet und seiner großen Zuneigung zu den Kleinen. Und dann warnt er davor, die Kleinen zu verachten. Denn: „Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“ Das heißt: Jedes Kind hat einen Engel in der unsichtbaren Welt, einen Schutzengel mit direktem Zugang zum himmlischen Weltregiment. Vielleicht liegt es auch daran, dass Kinder viel mehr von dieser verborgenen Welt wahrnehmen.

Ich war einige Jahre als Klinikpfarrer in einer großen Kinderklinik. Auf der Schulkinderstation gab es einen kleinen Jungen, Kind von Russlanddeutschen. Irgendwann wurde es klar, dass er es nicht schaffen würde. Der Krebs würde siegen. Um ihn herum war jene gedrückte Stille, die oft eintritt, wenn der Tod naht. Aber er saß in seinem Bett und sagte nur: „Hört ihr das denn nicht, ich höre schon die Engel im Himmel singen.“ Ich höre schon die Engel im Himmel singen!

Jesus hat nie zu den Kindern gesagt: Werdet bloß endlich erwachsen, damit ihr vollwertige Menschen werdet. Er hat vielmehr zu den Erwachsenen gesagt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nie verstehen, nie ergreifen, nie für euch erfassen, was Gott euch schenkt. Nicht das Kindische, aber diese Fähigkeit zu sehen und zu vertrauen meinte er.

Kommentare

  1. Divin0s

    Für wahr, die so genannten Engel, erhöhte Wesenheiten, die die Menschheit in großem Maße lieben und sich um sie sorgen, sie existieren unzweifelhaft, wie aus ihren Werken hervorgeht. Doch könnten sie die Menschen je auf diese Weise lieben, wenn sie sich über ihre Schützlinge erheben und sie als minder betrachten würden? Nein, das könnten sie nicht. Sie können es nur, indem sie die Menschen in jeder Hinsicht als gleichgestellt und ebenso liebenswürdig wie sich selbst empfinden. Sie sind unsere ebenbürtigen Freunde und Verbündeten auf dem Pfad der Liebe und der Selbstfindung. 🙂

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