Glashaus sitzt im Glashaus – Von guten Mächten

Glashaus ist eigentlich nicht mein Ding. Was sie mit ihrer neusten Platte aussagen wollen, ist mir auch noch nicht ganz schlüssig, habe ich sie doch selten als Christen wahrgenommen. Für das neue Jahr nahmen sie “Von guten Mächten” auf, ein Lied von Dietrich Bonhoeffer. Dieses Lied klingt wohl öfters durch deutsche Kirchen, auch an meinem Abiabschlussgottesdienst wurde es gesungen. Und schon oft dachte ich mir, dass es doch so gar nicht passt, wie sich die Menschen benehmen, und dann dochscheinbar  einfach singen “und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern, so nehmen wir ihn dankbar ohne zittern.” Dasselbe trifft auch auf mich zu. Ich kann diesen Satz eigentlich gar nicht singen. Eine Aussage dieser Härte und Kraft klingt auf den Lippen der saufenden Jugend lächerlich, ja irgendwie abgedroschen. So sind wir eben heute. So auch bei Glashaus.

Wenn wir dieses Lied singen, sollten wir uns Neujahr in Erinnerung rufen, in welcher Situation es entstand: Bonhoeffer sang diese Strophen auf dem Wem zum Strick, der ihn in die Gegenwart Gottes hievte. Er dichtete es nicht in emotionaler Hochstimmung vor einem Himmel voller Böller und bunter Raketen, angeheitert mit etwas Sekt und den guten Vorsätzen für das neue Jahr, sondern in einem KZ. Er blickte den Tod und sang trotzdem: “Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.” Und da hang er. Nackt. Bleich. Aber erfüllt mit großer Freude. Wer geht so in den Tod? Nie starb ein Atheist in solcher Würde wie einst Bonhoeffer.

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