Leid kann ein Segen sein

In treffender Weise bedachte der griechische Philosoph Epikur das Problem:

„Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott mißgünstig, was ihm fremd ist,
oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und mißgünstig zugleich, also nicht Gott,
oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

Eine chinesische Geschichte erzählt von einem alten
Bauern, der ein altes Pferd für die Feldarbeit hatte. Eines Tages entfloh
das Pferd in die Berge, und als alle Nachbarn des Bauern sein Pech
bedauerten, antwortete der Bauer: „Pech? Glück? Wer weiß?“

Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer Herde Wildpferde aus den Bergen
zurück, und diesmal gratulierten die Nachbarn dem Bauern wegen seines
Glücks. Seine Antwort hieß: „Glück? Pech? Wer weiß?“

Als der Sohn des Bauern versuchte, eines der Wildpferde zu zähmen, fiel er
vom Rücken des Pferdes und brach sich ein Bein. Jeder hielt das für ein
großes Pech. Nicht jedoch der Bauer, der nur sagte: „Pech? Glück? Wer weiß?“

Ein paar Wochen später marschierte die Armee ins Dorf und zog jeden
tauglichen jungen Mann ein, den sie finden konnte. Als sie den Bauernsohn
mit seinem gebrochenen Bein sahen, ließen sie ihn zurück. War das nun Glück?
Pech? Wer weiß?

Was an der Oberfläche wie etwas Schlechtes, Nachteiliges aussieht, kann sich
bald als etwas Gutes herausstellen. Und alles, was an der Oberfläche gut
erscheint, kann in Wirklichkeit etwas Böses sein. Wir sind dann weise, wenn
wir Gott die Entscheidung überlassen, was Glück und was Unglück ist; wenn
wir ihm danken, dass für jene, die ihn lieben, alles zum Besten gedeiht.

„Dein Leid bringt Segen,
wenn es dir zur Geburt deiner selbst verhilft,
denn keine Wahrheit offenbart sich dem Augenschein
und läßt sich dadurch erlangen.“

Antoine de Saint-Exupery, in: Die Stadt in der Wüste

Römer 8,28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle
Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind.


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