Prof. Thomas Nagel sorgt mit seinem Buch “Geist und Kosmos” für Unruhe in der Welt der Gelehrten.

Die Frage ist, Design oder Nichtsein?

„Was hat Thomas Nagel nur falsch gemacht? Ist der Mann etwa gefährlich? Letzteres erscheint eher unwahrscheinlich; Nagel ist Philosophieprofessor an der New York University, kein Posten, an dem man viel Unheil anrichten kann. Und doch fallen die guten Leute im Moment über ihn her, als drohe er mit einem Attentat.
Was ist geschehen? Thomas Nagel hat ein Buch veröffentlicht – „Geist und Kosmos“ –, in dem er nahelegt, dass es im Kosmos eine innere Logik gebe, die ihn vom Einfachem zum Komplexen vorantreibe: vom Instinkt zum Intellekt, von der Chemie zum Bewusstsein, vom Anorganischen zum Organischen. Nagel legt großen Wert darauf, dass er mit dieser inneren Logik keinesfalls Gott meine. Hilft nichts, der Mann wird trotzdem frontal angegriffen: „Schlampiges Gedankenkonstrukt eines Denkers, dessen große Tage vorbei sind“, schrieb der Linguist und Psychologe Steven Pinker in einem Tweet. Und der Philosoph Daniel Dennett meinte, Nagel sei Mitglied einer „reaktionären Bande“ und seine Gedankenspielereien seien zwar nett, aber keinen Pfifferling wert.
Klar doch, das, was Nagel geschrieben hat, riecht verdächtig nach Teleologie. Steht bei ihm nicht, das Universum verfolge Zwecke? Und widerspricht er damit nicht Darwins Evolutionstheorie, der zufolge die Biologie eben gerade keine Zwecke verfolgt, sondern blind ist? Und ist er in seinem Buch nicht ein bisschen zu nett zu Vertretern des „Intelligent Design“? (Das sind jene Christen, die den guten alten kosmoteleologischen Gottesbeweis wiederbelebt haben, obwohl Immanuel Kant ihn doch schon in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ anno 1781 um die Ecke gebracht hat.)
Alles wahr, und doch muss man Nagel vor der Meute in Schutz nehmen. Es gibt nämlich Naturwissenschaftler – keine Spinner, keine verkappten Theologen –, die genauso denken wie er.“ www.welt.de/print/die_wel…esign-oder-Nichtsein.html

(Thomas Nagel, geboren 1937, ist Professor für Philosophie und Recht in Oxford und Fiorello La Guardia Professor für Philosophie und Recht an der New York University. of Law. Veröffentlichungen: Altruism (Oxford, 1970, reprinted Princeton, 1978), Mortal Questions (Cambridge, 1979), The View From Nowhere (Oxford, 1986), What Does It All Mean? (Oxford, 1987), Equality and Partiality (Oxford, 1991), Other Minds (Oxford, 1995), und The Last Word (Oxford, 1997).

Kommentare

  1. T.

    Zum Thema “Intelligent Design” gibt es einen guten Film (Expelled – Intelligenz streng verboten), in dem Richard Dawkins am Schluß die Argumente ausgehen (faszinierend!):

    http://www.dreilindenfilm.de/shop/expelled-intelligenz-streng-verboten-p-113.html

    Früher war der Film auf YouTube, heute muss man ihn sich kaufen. Im Fernsehen wird er sowieso wahrscheinlich nie gezeigt werden, da die empfindlichen Gemüter nicht noch mehr erhitzt werden sollten. 😀

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