Tamim Ansary, ein amerikanischer Historiker afghanischer Herkunft, spricht von der «Unvereinbarkeit zwischen der islamischen Welt und dem Westen». Die ganze Welt muss nicht westlich werden; das ist mir ganz wichtig. Aber der Westen muss ein Recht haben, westlich zu bleiben. Denke ich an die aufrüttelnde Rede Salman Rushdies zur Eröffnung der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, muss ich natürlich die Meinungsfreiheit nennen, ferner die Religionsfreiheit, die Freiheit der Wissenschaft und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Der Islam begreift sich als beste Gemeinschaft unter Menschen. Wer dennoch austritt, gilt als moralisch verderbt oder gar denaturiert. Der Islam ist eine bewundernswerte Religion der Gleichheit, allerdings vor allem für Männer. Wer sich vom Islam abwendet, muss mit sehr unangenehmen Folgen rechnen. Wir kennen die Geschichte der aus Somalia stammenden Frauenrechtlerin und ehemaligen niederländischen Parlamentsabgeordneten Ayaan Hirsi Ali, die nach heftiger Kritik an ihrer ablehnenden Haltung zum Islam nun in den USA lebt. Mir ist kein Fall bekannt, dass ein Christ, der sich auf dem Standesamt von seiner Kirche losgesagt hat, von wütenden Christen mit dem Tod bedroht wird. Auch die Mitgliedschaft in einer atheistischen Vereinigung wie der Giordano-Bruno-Stiftung zieht im Westen keine gesellschaftliche Ächtung nach sich. Gottlob. Publizist Alexander Kissler