Sophie Scholl wurde am 9. Mai 1921 geboren. Als Mitglied der «Weißen Rose» trotzte sie dem Nationalsozialismus und zeigte großes Gottvertrauen.

Ein Auszug aus dem Bestseller «Jesus. Eine Weltgeschichte» von Markus Spieker (XI, 12: Gelt, Sophie: Jesus! Widerstand in Jesu Namen):

Auf dem christlichen Glauben beruhte auch der Widerstand einer Gruppe, deren Andenken heutzutage in besonderen Ehren gehalten wird: der «Weißen Rose». Die Initiative dazu kam von einem Studenten und Soldaten, Hans Scholl.

Kurz vor Weihnachten 1941 schrieb der 23-jährige Protestant Scholl an seinen 74-jährigen katholischen Mentor Carl Muth. Er berichtete vom Gefühl der Verlassenheit, das ihn an der Kriegsfront überkommen hatte. Mehrere Erlebnisse und «dieser grauenhafte Krieg, dieser Moloch, der von unten herauf in die Seelen aller Männer schlich und sie zu töten versuchte, machten mich noch einsamer. Eines Tages ist dann von irgendwoher die Lösung gefallen. Ich hörte den Namen des Herrn».

Hans Scholl vollzog daraufhin eine innere Lebenswende: «Ich spüre einen sicheren Hintergrund, und ich sehe ein sicheres Ziel. Mir ist in diesem Jahre Christus neu geboren.» Er war damit am Ziel einer langen spirituellen Irrfahrt angekommen.

Hans Scholl war der Zweitgeborene und älteste Sohn einer ehemaligen Diakonisse und eines Kommunalpolitikers. Kurz bevor er in die Pubertät kam, führte ein Seitensprung-Skandal dazu, dass sein Vater seinen Bürgermeisterposten verlor. Hans stürzte in eine seelische Krise. Halt suchte er in der Hitlerjugend. Auf einem Reichsparteitag defilierte er sogar als Fahnenträger der örtlichen HJ vorbei am «Führer». Eine angebliche homoerotische Begegnung mit einem anderen Hitlerjungen führte dazu, dass er aus der Organisation ausgeschlossen wurde.

Als Medizinstudent kam Hans Scholl in Kontakt mit überzeugten Christen. Er fing an, sich mit Augustinus, Pascal, Kierkegaard und Chesterton zu beschäftigen. Seine drei Jahre jüngere Schwester Sophie stand dem Kurswechsel, der sich bei ihm abzeichnete, zunächst skeptisch gegenüber. Im Sommer 1941 schrieb sie über ihn: «Hans ist ein Chamäleon, und es ist schwer, seinen Stimmungen zu folgen, ohne selbst davon erfasst zu werden. Er taumelt rastlos von einem zum anderen und sucht bei ihnen, was er vielleicht bei sich suchen müsste.»

Doch diesmal landete Hans bei der richtigen Adresse. Der begeisterungsfähige junge Mann fand zu einem festen Glauben an Jesus. Im August 1942 schrieb er: «Wenn Christus nicht gelebt hätte und nicht gestorben wäre, gäbe es wirklich gar keinen Ausweg. Dann müsste alles Weinen grauenhaft sinnlos sein. Dann müsste man mit dem Kopf gegen die nächste Mauer rennen und sich den Schädel zertrümmern. So aber nicht.»

Hans Scholl wollte nicht darauf warten, dass die Mauer des Bösen von selbst einstürzen würde. Mit seiner Widerstandsgruppe «Weiße Rose» verteilte er Flugblätter gegen das Unrechtsregime, das er als «Diktatur des Bösen» bezeichnete.

An seiner Seite stand bald auch seine Schwester Sophie. Sie war auf anderem Weg zu Jesus gelangt als ihr Bruder: nicht durch einen Sprung des Glaubens, eher durch eine allmählich vorwärtstastende Annäherung. Jesus war für sie weniger die Rettung vor dem dunklen Nichts als die Erfüllung ihrer tiefsten Sehnsucht. Aus dem Herzen sprach ihr das Augustinus-Zitat «Unruhig ist das Herz, bis es ruht in dir».

In der Beziehung zu Jesus fand Sophie zu innerer Stabilität. Ihrem Tagebuch vertraute sie Ende 1942 an: «Wenn in mir noch so viele Teufel rasen, ich will mich an das Seil klammern, das mir Gott in Jesus Christus zugeworfen hat.» Der Glaube wappnete sie auch gegen Zynismus: «Wenn ich die Menschen um mich herum ansehe, und auch mich selbst, dann bekomme ich Ehrfurcht vor dem Menschen, weil Gott seinetwegen herabgestiegen ist», notierte sie einmal.

Ihre letzte Briefnotiz an eine Freundin stammt vom 17. Februar 1943. Von Verdruss oder gar Todessehnsucht findet sich darin keine Spur, stattdessen überschäumende Lebensfreude: «Oh, ich freu mich so sehr auf den Frühling.»

Zwei Tage später wurden Sophie, Hans und ihre Mitkämpfer beim Verteilen eines «Weiße Rose»-Flugblattes verhaftet, drei Tage später zum Tode verurteilt und hingerichtet. Kurz vor der Enthauptung bekam Sophie einen letzten Besuch von ihrer Mutter. Lina Scholl, eine ehemalige Diakonisse, hatte selbstgemachte Brötchen dabei – und die beste Ermutigung, an die sie denken konnte:

«Aber gelt, Jesus!», sagte sie.

«Ja», antwortete Sophie, «aber du auch.»

In gewisser Weise enthalten diese vier Wörter «Jesus – aber du auch» das ganze Evangelium von dem Gott, der unser Blickfeld für die Mitmenschen öffnet.

Als die jungen Leute alleine mit dem Gefängnisseelsorger waren, feierten sie das heilige Abendmahl. Gemeinsam sagen sie den Paulus-Hymnus auf Jesus und die Liebe auf: «Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.»

Hans hinterlässt seinen Eltern eine schriftliche Notiz: «Ich danke Euch, dass Ihr mir so ein reiches Leben geschenkt habt. Gott ist bei uns.» Seine letzten Worte, bevor er unter das Fallbeil geschoben wird, sind: «Es lebe die Freiheit.»

Markus Spieker
Jesus. Eine Weltgeschichte
Fontis-Verlag 
1.004 Seiten
Bestellnr. 204188

Deutschland: https://www.fontis-shop.de/Jesus-Eine-Weltgeschichte

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