Warum Gott? Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit.

„Wenn man die Existenz Gottes und das Weiterleben nach dem
Tod als zu zweifelhaft zu den Akten legt … muss man sich überlegen,
wozu das Leben gut ist. Wenn mit dem Tod alles aus ist,
wenn ich weder auf das Gute hoffen noch das Böse fürchten muss,
muss ich mich doch fragen, wozu ich hier bin und wie ich mich
unter diesen Umständen verhalten soll. Die Antwort ist klar, aber
so unverdaulich, dass die meisten sie nicht wahrhaben wollen: Es
gibt keinen Sinn im Leben, und [folglich] hat das Leben keinen
Sinn.“
(Somerset Maugham, The Summing Up)
„Und tatsächlich, ich hatte es schon immer gewusst: ich hatte kein
Recht, zu existieren. Vom Zufall in die Welt gesetzt, existierte ich
wie ein Stein, eine Pflanze, eine Mikrobe. Mein Leben trieb so
dahin, nach allen Richtungen; bisweilen gab es mir unbestimmte
Zeichen, bisweilen fühlte ich nur ein Summen, dem nichts weiter
folgte …
Wir [sitzen] alle [hier] zusammenen … und essen und trinken,
um unsere kostbare Existenz zu erhalten, und dass es nicht die
allergeringste Existenzberechtigung gibt.“
(Jean-Paul Sartre, Der Ekel)

Wie können wir dem Christentum glauben, wenn wir noch
nicht einmal wissen, ob es Gott gibt? Nun gibt es zwar keinen
unwiderlegbaren Beweis für die Existenz Gottes, aber viele Menschen
haben an allen möglichen Stellen starke Indizien dafür gefunden,
gewissermaßen Gottes Fingerabdrücke.

Ich traf mich eine Zeit lang mit einem brillanten jungen Naturwissenschaftler,
der das bohrende Gefühl hatte, dass es Gott gab. Vieles
von dem, was ich in diesem und dem folgenden Kapitel schreibe,
entdeckte ich während meiner Gespräche mit ihm. Er schaute
sich ein Argument für Gott nach dem anderen an und fand, dass
viele von ihnen durchaus überzeugen konnten, aber dass jedes von
ihnen an irgendeinem Punkt rational nicht zwingend war, was ihm
große Probleme bereitete. „Ich kann nicht glauben, solange ich nicht
mindestens einen absolut wasserdichten Gottesbeweis finde“, sagte er
mir. Ich zeigte ihm, dass er von einer strikt rationalistischen Position
ausging, und er fühlte sich etwas erleichterter, als wir gemeinsam
erkannten, dass es dafür ja auch keinen absoluten Beweis gab. Und
dann sahen wir uns die Argumente, die er als „Beweise“ bezeichnet
hatte, noch einmal an, aber diesmal nicht als Beweise, sondern als
Hinweise, als Indizien. Als er sie aus dieser Perspektive untersuchte,
fing er an zu sehen, dass diese Indizien, zusammengenommen, eine
starke Überzeugungskraft entwickelten.
Der Philosoph Alvin Plantinga glaubt, dass es keine Gottesbeweise
gibt, die alle rational denkenden Menschen überzeugen werden, dass
es aber mindestens zwei bis drei Dutzend sehr gute Argumente für
die Existenz Gottes gibt.187 Die meisten Leser, die sich die Mühe machen,
Plantingas Liste durchzugehen, werden manche Punkte überzeugend
finden und andere weniger. Zusammengenommen stellen
sie aber einen starken Hinweis auf Gott dar. Ich möchte im Folgenden
nur einige wenige von ihnen vorstellen.

Die Nachdenkenden unter den Menschen sind immer von der Frage
fasziniert gewesen: „Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr
nichts?“ Diese Frage ist durch die Urknalltheorie noch interessanter
geworden. Es deutet manches darauf hin, dass das Universum
sich explosionsartig ausdehnt und dass dies einmal an einem unendlich
winzigen und dichten Punkt X angefangen hat. Wie Stephen Hawking schreibt: „Fast jeder geht heute davon aus, dass das Universum,
ja die Zeit einen Anfang hatte und dass dies der Urknall war.“
Der Wissenschaftler Francis Collins, der Autor des Buches Gott und
die Gene, hat dieses Gottesindiz allgemeinverständlich so formuliert:
Wir wissen mit hoher Sicherheit, dass das Universum einen Anfang
hatte, den Urknall. Vor 15 Milliarden Jahren begann das Universum
mit einem unvorstellbar hellen Energieblitz aus einem unendlich
kleinen Punkt heraus. Dies bedeutet, dass es davor nichts gab.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Natur – oder in diesem Fall
das Universum – sich selber geschaffen haben soll. Und die Tat sache,
dass das Universum einen Anfang hatte, bedeutet natürlich, dass
da jemand war, der diesen Anfang bewerkstelligen konnte, und mir
scheint, dass dieser Jemand außerhalb der Natur sein musste.189
Alles, was wir in dieser Welt kennen, ist „kontingent“, d. h. es hat
eine Ursache, die außerhalb seiner selbst liegt. Damit ist aber das
Universum, das im Grunde nichts als ein riesiger Haufen solcher
kontingenter Phänomene ist, selber von etwas abhängig, das außerhalb
von ihm liegt. Irgendetwas hat den Urknall verursachen müssen
– aber was? Was könnte dies anderes sein als etwas, das außerhalb der
Natur existiert – ein übernatürliches, nichtkontingentes Wesen, das
in sich selber existiert?
Sam Harris bringt in seiner Rezension von Collins’ Buch den klassischen
Einwand gegen diesen Gedankengang: „Aber selbst wenn wir
davon ausgehen, dass unser Universum einfach von einem intelligenten
Wesen erschaffen sein muss, folgt daraus noch lange nicht, dass
dieses Wesen der Gott der Bibel ist.“190 Das ist vollkommen richtig.
Wenn wir den Urknall als Argument betrachten, der die Existenz
eines persönlichen Gottes beweist, kommen
wir nicht wirklich ans Ziel. Aber wenn wir
nach einem Indiz suchen, einem Fingerzeig,
dass es außer der natürlichen Welt noch etwas
gibt, macht die Sache mit dem Urknall
viele Menschen sehr nachdenklich.  www.theoblog.de/wp-conten…_Warum-Gott_Leseprobe.pdf

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