Wenn es keinen Gott gäbe…….

Die Trendforscher kündigen es an, die Meinungsforschungsinstitute melden es, die Medien berichten darüber: Religion ist im Kommen. Noch in den 80er Jahren war man sich sicher, dass sich das Phänomen Religion mit der Zeit von selbst erledigen werde, wenn die Menschheit nur genügend mit Bildung und Wohlstand versorgt sei. Diese atheistische Hoffnung hat sich als Trugschluss erwiesen. Gerade Gesellschaften, die stark im Aufschwung sind, wie zum Beispiel Südkorea oder China, öffnen sich dem christlichen Glauben in einem für Europäer unvorstellbaren Maß. Der Atheismus befindet sich weltweit auf dem Rückzug. Angesichts dieser sich selbst bei uns anbahnenden religiösen Renaissance geraten anscheinend einige eingefleischte Atheisten in Panik. Verzweifelt rufen die Streitbarsten unter ihnen zu einem Kreuzzug, um endlich jede Religion vom Angesicht der Erde zu vertilgen. Ihre Wortführer sind kluge, wissenschaftlich gebildete Leute: der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins, der US-Journalist Christopher Hitchens oder der französische Philosophielehrer Michel Onfray mit seinem Buch: "Wir brauchen keinen Gott"
Woher kommt der Hass?
Sie nennen sich "neue Atheisten" und verkünden engagiert: "Gott ist ein perverser schädlicher Gedanke. Er gehört ausgerottet." Dabei scheint jedes Mittel recht zu sein: Demagogie, einseitige Wissenschaftsgläubigkeit, Diffamierung, Halbwahrheiten, Verallgemeinerungen. Hauptsache die Religion wird als etwas abgrundtief Dummes und Böses denunziert. Sie ist nicht nur verantwortlich für alle möglichen Übel. Nein: Religion ist das Übel der Menschheit schlechthin.
Alle in einen Topf geworfen
Dabei werden sie alle in einen Topf geworfen: JesusPazifisten, Selbstmordattentäter, Befreiungstheologen, Dschihadisten, Kreationisten, Christenversteher, Talibankämpfer, Gurus, linke und rechte Theologen, GottMutterFeministinnen, alle, die der Metaphysik nicht abschwören wollen. Man fragt sich, aus welchen Quellen der exzessive Hass der neuen Atheisten gegen alle Religion gespeist ist? Ist es die Angst, dass der Glaube im Kampf mit der Aufklärung doch Sieger bleiben könnte? Wir leben in einer Zeit, in der man fast überall auf der Welt eine Radikalisierung und Fundamentalisierung von Religion beobachten kann. Das gilt auch für den Atheismus als quasireligiöse Ideologie. Der neue Atheismus ist nichts weiter als die fundamentalistische Variante des klassischen Atheismus. Kein einziger Gedanke ist neu. Das einzig Neue ist die Aggressivität des Anspruchs, der (Zwangs-)Beglücker der Menschheit zu sein.
Der Angriff auf die Würde
Es gibt keine radikalere Begründung der Gleichheit jedes Menschen als der christlich-jüdische Gedanke der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Wenn der Mensch Gott abschafft, dann besteht die Gefahr, dass der Mensch auch den Menschen abschafft. Vergessen wir nicht, dass Hitler und Stalin fanatisch wissenschaftsgläubige Atheisten waren, welche die Welterlösungsprogramme dilettierender Naturwissenschaftler umsetzen wollten. Die Ermordung von Millionen Menschen wurde ideologisch dadurch vorbereitet, dass man in ihnen keine geliebten und gewollten Geschöpfe Gottes mehr sah. Es ist leichter, Zufallsprodukte einer mechanistischen Evolution umzubringen. Die neuen Atheisten wie Richard Dawkins oder Christopher Hitchens behaupten allen Ernstes, dass nur eine atheistische Menschheit eine glückliche Menschheit sein könne.
Was verschwiegen wird
Vergessen oder verschwiegen wird dabei, dass es atheistische Ideen wie Kommunismus und Faschismus (bzw. Nationalsozialismus) waren, die Millionen und Abermillionen von Menschen umbrachten, vergasten, massenweise erschossen, in Umerziehungslagern verhungern oder zu Tode schuften ließen. Das finsterste Land der Welt heute ist Nordkorea mit seiner atheistisch-kommunistischen Diktatur. Die Machthaber dort ließen etwa eine Million Bürger verhungern. Hunderttausende werden in Arbeitslagern wie Tiere gehalten. Man muss schon einen gründlich verstellten Zugang zur Wirklichkeit haben, wenn man übersieht, dass atheistische Ideen unendlich mehr Elend und Leid über diese Welt gebracht haben als alle Religionen zusammen. Wenn der Mensch seine Würde nicht von Gott bekommt, sondern der Mensch sich anmaßt, seine Würde durch Rasse, Herkunft, Einstellung oder Nützlichkeit zu definieren, dann sind die Tore weit dafür geöffnet, dass ganzen Gruppen von Menschen oder gar Völkern das Recht zum Leben abgesprochen wird. Es rächt sich fürchterlich, wenn wir die Existenz des Menschen von einem Schöpfergott abschneiden. Der Mensch wird beliebig manipulierbar, weil er jeden Maßstab für Gut und Böse verloren hat.
Wenn Atheisten warnen
Nicht nur Kirchenleute warnen vor den Folgen des Atheismus für das Zusammenleben der Menschen. Selbst für einen Sozialisten wie Gregor Gysi ist eine gottlose Gesellschaft eine schreckliche Vorstellung. In einem Gespräch mit Johannes B. Kerner sagte er: "Eine gottlose Gesellschaft: Das heißt, eine Gesellschaft ohne jede Orientierung. Eine Gesellschaft des reinen Pragmatismus, wo man heute das denkt und morgen jenes denkt und überhaupt keine moralisch einigermaßen verbindlichen Maßstäbe mehr hätte." Dem Atheisten Gysi graut es vor der Gottlosigkeit und ihren Folgen. Eine Gesellschaft ohne Gott verlässt den Boden, auf dem Werte gedeihen können. Wo sollen denn die Werte herkommen, ohne die eine Gesellschaft zugrunde geht, weil sie keine gemeinsamen Ideale für das Zusammenleben der Menschen mehr entwickeln kann? Von der Wirtschaft? Vom Staat? Von der Philosophie? Die Zukunftsfähigkeit unserer abendländischen Kultur hängt entscheidend davon ab, inwiefern sie eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des christlichen Glaubens mit seinen Kraftquellen, seiner Spiritualität, seinem Humanismus, seinen Werten und Tugenden vollzieht. Kein Geringerer als Jürgen Habermas – für viele der bedeutendste Philosoph der Gegenwart und gleichzeitig eine Ikone atheistischer Philosophie – schreibt, "dass einer zerknirschten Moderne nur noch die religiöse Ausrichtung auf einen transzendenten Bezugspunkt aus der Sackgasse verhelfen kann". Das kann man auch einfacher ausdrücken: Die Moderne hat sich in Illusionen verrannt. Aus dieser Sackgasse kommt sie nur heraus, wenn sie sich dem Glauben zuwendet.
Christen sind besser dran
Als landeskirchlicher Pfarrer und Gründer einer Missionsgemeinde, die unter atheistisch geprägten Menschen im Berliner Osten arbeitet, bin ich immer wieder schockiert, was für Menschen der Atheismus praktisch schafft. Ich kenne viele junge Leute, die keinerlei Sinn im Leben sehen und sich entweder in Resignation oder Depression verlieren oder sich mit einer unersättlichen Lebensgier ins Leben stürzen, egoistisch und hedonistisch von Höhepunkt zu Höhepunkt eilen, süchtig nach dem Kick, rücksichtslos in Richtung Erfolg, maßlos im Genuss, haltlos in Problemen. Atheismus erzeugt unendlich viel Leid im Leben unzähliger Menschen: eine trostlose Leere im Herzen, eine erschreckende Unfähigkeit, mit Problemen und Leid umzugehen, und eine abgrundtiefe Haltlosigkeit gegenüber den Gefährdungen des Lebens wie Sucht und Gewalt. Viele Untersuchungen belegen, dass Gläubige bewusster leben, sich stärker für das Wohl der Gesellschaft engagieren, gesünder sind und besseren Sex haben. Sie sind gewiss nicht die besseren Menschen, aber sie sind besser dran, weil ihr Leben aus inneren Quellen der Sinnhaftigkeit des Lebens und der Geborgenheit im Glauben gespeist ist. Der atheistische Philosoph Michel Onfray antwortet in einem Interview auf die Frage nach dem Woher und Wohin menschlichen Lebens: "Vom Urknall über die Evolution bis heute wirkte eine Art Mechanik materialistischer Kausalität. Und wohin gehen wir? In Richtung unseres Verschwindens. Die "Kritik der reinen Vernunft", Beethovens Fünfte – nichts wird bleiben."
Eine Reise ohne Ankunft
Der Mathematiker und LiteraturNobelpreisträger Bertrand Russell sagt: "Solange man nicht annimmt, dass es einen Gott gibt, bleibt die Frage nach dem Ziel des Lebens sinnlos."
Atheismus bedeutet, dass der Mensch kein letztes großes Ziel hat. Sein Leben ist eine Reise ohne Ankunft. Wir gleichen Kindern, die den Weg nach Hause nicht wissen. Alle unsere Hoffnungen und Erwartungen konzentrierten wir allein auf dieses Leben. Müssen wir dann nicht alles aus ihm herausholen? Versuchen wir dann nicht, alles mitzunehmen, was sich uns bietet, und ordnen unsere Moral dem Ziel des Lebensgenusses unter? Ist dann nicht eine unersättliche Lebensgier mit schrecklichen Folgen unser ständiger Begleiter? Wir verkennen die Tiefendimension menschlichen Lebens und verengen den Blick auf seine körperliche Existenz, wenn wir die Gesamtheit menschlicher Existenz aus dem Blick verlieren und sie nur noch als irdische wahrnehmen. Wir verlieren uns in einer dumpfen Diesseitigkeit. Unsere Wesensbestimmung kommt eben nicht in diesem Leben zur letztgültigen Bestimmung. Das ist eine fundamentale Erkenntnis der menschlichen Geistesentwicklung.
Unterschied im Altersheim
Atheismus ist das Nirwana der Seele, weil er kein Ziel kennt. Der Philosoph Martin Heidegger (1889 – 1976) schrieb am Ende seines Lebens: "Nur Gott kann uns noch retten. Wenn Gott als der übersinnliche Grund und das Ziel aller Wirklichkeit tot ist, dann bleibt nichts mehr, woran der Mensch sich halten und wonach er sich richten kann. Der Nihilismus, der unheimlichste aller Gäste, steht vor der Tür." Ich bin als Pfarrer oft in Altersheimen. Dort habe ich den Unterschied zwischen denen, die nicht an Gott glauben und denen, die ihn kennen und lieben, gesehen. Ich habe die Hoffnungslosigkeit in den Augen alter Menschen, ihre Verzweiflung und Bitterkeit über ein nun leeres, zielloses Leben gesehen. Und habe in die leuchtenden Augen derer geblickt, die das Ziel ihres Lebens kannten, weil sie an Gott glauben. Oft stecken sie mich mit ihrer Hoffnung an. Oft wurde ich durch ihre Worte getröstet, weil von ihnen Ermutigung und ein wunderbares Vertrauen in die Wirklichkeit Gottes ausging.
Das Böse würde triumphieren
Wenn es keinen Gott gibt, dann würde am Ende das Böse triumphieren. Es gäbe keine letzte Rechenschaft, die der Mensch für die Früchte seines Lebens vor einem Gott ablegen müsste. Die Ausbeuter und Herrscher, die Todes und Verderbensbringer der Geschichte, die Hitlers und Stalins dieser Welt würden am Ende recht behalten. Es gäbe keinen ewigen Richter, der sie mit den Früchten ihres Lebens konfrontiert und sie das Verderben ernten lässt, das sie gesät haben. Es würden die am Ende recht behalten, die lebten, weil andere krepierten; die sich bereicherten, weil andere Mangel litten; die im Luxus schwelgten, weil andere im Elend schmachteten; die sich ihre fetten Bäuche voll schlugen, weil andere hungerten. Das Unrecht dieser Welt würde vergeblich zum Himmel schreien, denn kein Gott wurde es hören und richten. Das Böse stünde am Ende als Sieger da. Menschen wie Sophie Scholl oder Dietrich Bonhoeffer, die für das Gute gestorben sind, wären die großen Dummköpfe. Und Jesus Christus? Er wäre der größte Verlierer und Narr der Geschichte.
Kein Gott, der mich hält
Wenn es keinen Gott gibt, dann wäre der Mensch völlig auf sich selbst gestellt in einem kalten und sinnlosen Universum. Er wäre den Abgründen in sich und der Bosheit dieser Welt hilflos ausgeliefert. Es gäbe keinen Gott, der die Herzensschreie von Menschen erhört. Niemand spräche uns zu: "Du lebst, weil ich dich will! Du bist da, weil ich dich liebe!" Wir wären nichts weiter als Produkte eines paranoiden Zufalls, in ein kaltes, sinnloses Leben geworfen, verurteilt, um uns selbst zu kreisen, um unsere kleine Ego-Welt. Das Leben wäre ein belangloser Kreislauf von Bedürfnisbefriedigung. Ohne Gott gibt es keine Antwort auf die Fragen, woher ich komme, wozu ich da bin und wohin ich gehe. Das Herz friert und die Seele dürstet. Da ist keine Liebe, die uns Menschen ins Leben rief, die uns begleitet und uns ein Ziel setzt. Das Leben wäre ein Tanz auf der Falltür zum Nichts. Der Mensch hätte nichts zu hoffen, außer dem, was er unmittelbar vor Augen hat. Atheismus ist die Falltür ins Nichts.
Alexander Garth
ist Pfarrer und Bereichsleiter der Berliner Stadtmission, Gründer der Jungen Kirche Berlin, einer Gemeinde im Berliner Osten, die zum großen Teil aus ehemaligen Atheisten besteht:
Siegfriedstraße 204 b, 10365 Berlin
Dieser Flyer kann bei marburger-medien.de bestellt werden.

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