Katrin – Theologin und doch zu Jesus gefunden

Ich habe eine sehr behütete Kindheit gehabt. Meine Eltern legten großen Wert darauf, uns ein hohes Maß an Bildung und Werten zu vermitteln. Ein wesentlicher Bestandteil meiner Erziehung war „christlich“ geprägt und neben den üblichen Elementen wie Taufe und Konfirmation forderten meine Eltern von uns ein gewisses soziales Engagement in der ortsansässigen Kirchengemeinde. Kirche war so ein mal mehr, mal weniger fester Bestandteil meines Lebens und da Gott ja auch schon irgendwie zur Kirche dazugehört, gehörte er auch schon irgendwie mit zu meinem Leben. Dachte ich. Meine Vorstellungen von Gott waren dabei eher theoretisch und wenig konkret – ich habe zwar nie ernsthaft daran gezweifelt, dass es ihn wohl geben müsste, habe aber auch nie weiter darüber nachgedacht, in wie weit und in welcher Form seine Existenz mich persönlich betrifft.

Ich glaube, ich habe nie wirklich meinen Kinderglauben an den „alten Mann mit weißem Bart“ oder an den  „lieben Herrn Jesus und seine zwölf Freunde“ abgelegt, „die alle das schöne Werk lernen wollten, wie man die Menschen froh und glücklich macht“. Ich hielt mich für durch und durch christlich, schließlich versuchte ich all das, was mir als „christliches Wertesystem“ anerzogen worden war in mein Leben zu integrieren und sah es als eine Art „logische Konsequenz“ an, Theologie zu studieren – ohne zu wissen, was ich mir eigentlich von diesem Studium erhoffte oder was mich erwarten würde.
Die ersten Tage an der Uni schockierten mich sehr. Ich hätte niemals eine solch starke wissenschaftliche Prägung des Faches erwartet, viel mehr noch war ich jedoch über die dort vertretene Lehre entsetzt, die behauptete, dass nicht alles, was in der Bibel steht der historischen  Wahrheit entspricht. Ich hatte mich zwar zuvor nie ernsthaft mit der Bibel auseinandergesetzt, das was ich aus der Bibel wusste hatte ich aber immer für wahr gehalten.

 Ein Satz, der mir in den Schriften eines bekannten Theologen begegnete, half mir vorerst über diesen erste Entsetzen hinweg: Theologie ist ein Reden über Gott, kein Reden von Gott. Für mich stellte dieser Satz eine Art Freibrief dar – in der Theologie schien es also nicht um persönliche Frömmigkeit zu gehen, sondern um eine wissenschaftliche Denkweise, alles „andere“ war bestenfalls Privatsache.
Ich gewöhnte mich schnell an die Arbeits- und Denkweisen, die im Theologiestudium gefordert waren und hinterfragte sie selten. Warum sollte ich auch? Ich war erfolgreich in dem was ich tat, bekam gute Noten und Anerkennung, schließlich auch einen Job an der Fakultät und ich setzte mich auf Anraten meiner Dozenten ernsthaft mit dem Thema Promotion auseinander. Mein Studium hätte nicht besser laufen können.

Ich merkte nicht, dass ich im Verlauf meines Studiums mehr und mehr dahingehend tendierte,Gott, zumindest theoretisch, auszuklammern und unbewusst Beweise dafür zu suchen, dass es Gott nicht gab – nicht geben konnte, wenn man die ganze Sache einmal wissenschaftlich und rational betrachtet. Die Bibel war für mich nicht mehr und nicht weniger als ein Buch, das nach bestimmten wissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert und ausgelegt werden musste. Ein Buch, dessen Aussagen in einem historischen Kontext gesehen werden müssen, ein Buch, das geprägt ist von dem Weltbild sowie von der politischen und sozialen Situation der einzelnen Autoren. Meine Denkweise war durch und durch historisch-kritisch und ich akzeptierte das, was ich las nur dann als „wahr“, wenn es mit dem logischen Menschenverstand erklärbar war.
Alles rational nicht erklärbare, z. B. die Wunder, die der Herr Jesus getan hat, die Jungfrauengeburt, Dämonen usw. schrieb ich entweder etwas mitleidig der Unwissenheit und Fantasie der Autoren zu, die ja leider nicht über mein postaufklärerisches Weltbild verfügten oder ich betrachtete es als Metapher oder Ausschmückung, die im Verlauf der Tradierung des Urtextes aus unterschiedlichen Gründen hinzugefügt worden war.

Viele Begriffe waren für mich sinnentleert. So wurde ich zwar häufig mit Worten wie „Gnade“, „Reich Gottes“ oder „Heilsgewissheit“ konfrontiert, verstand aber nie wirklich was sie bedeuteten. Sicherlich kannte ich die entsprechenden Definitionen, die ich mit Hilfe von Lexika mühsam auswendig gelernt hatte, ihre eigentliche Bedeutung blieb mir aber verborgen.
Ähnlich ging es mir mit meiner „Beziehung“ zu Jesus. Nie hatte ich begriffen, wer Jesus eigentlich war. Klar, er war Gottes Sohn und damit schon irgendwie etwas Besonderes. Da ich jedoch inzwischen gelernt hatte, jede persönliche Betroffenheit im Bezug auf Glaubensfragen auszuschalten, war ich in der Lage, den Sinn seiner Existenz auf eine einfache Formel zu reduzieren: In Adam sind alle Menschen Sünder und von Gott getrennt, durch Jesus Christus sind die Sünden vergeben und der Mensch mit Gott versöhnt. Nie habe ich darüber nachgedacht, dass der Begriff „Mensch“ auch mich persönlich mit einbezog oder was „Sünde“ eigentlich bedeutete.
Ich weiß, dass ein großer Teil meiner Kommilitonen ähnlich dachte wie ich, dennoch bin ich durchaus auch einigen wenigen Kommilitonen begegnet, die an Jesus glaubten und mich für kurze Momente immer wieder zum nachdenken brachten.

Einer meiner Mitstudenten ließ es sich nicht nehmen jeden Morgen den Hörsaal mit einem lauten „gelobt sei unser Retter Jesus Christus!“ zu betreten und in jedem Seminar die historisch-kritischen Fragestellungen mit einem „Gott braucht keine Lügen“ zu kommentieren. Anfangs war ich halb belustigt, halb entsetzt darüber, wie ein erwachsener und offensichtlich intelligenter Mensch sich nicht davon abbringen lassen wollte, dieses „Ritual“ allmorgendlich zu wiederholen, auch wenn er damit den Spott und den Unmut seiner Kommilitonen auf sich zog. Später fühlte ich mich von seinem Verhalten zunehmen provoziert; mir war unbegreiflich, wie jemand so sehr die Augen vor der wissenschaftlichen „Wahrheit“ verschließen konnte. In was für einer Welt lebte er und wer hatte ihm diese Gehirnwäsche verpasst, die ihm offensichtlich jede Form des rationalen Denkens unmöglich machte? 
Dennoch brachte mich sein Auftreten dazu, mehr über meine Beziehung zu Gott nachzudenken. In einer Seminardiskussion frage er mich einmal  „Willst du denn nicht ein Leben mit Gott führen?“  Ich konnte ihm die Frage damals mit einem klaren „Auf keinen Fall so wie du, Idiot“ beantworten. Ich hatte über meine Antwort bevor ich sie aussprach nicht lange nachgedacht, dafür aber umso mehr, nachdem ich es getan hatte… „nicht so wie du, Idiot“… das stimmte…  Ich wollte ja schon irgendwie an Gott glauben, auch wenn es mir zunehmend schwerer fiel und es interessierte mich brennend, was denn wohl das „Reden von Gott“ war, wenn die Theologie nur ein „Reden über Gott“ ist. 
Was ich aber nicht wollte war ein Gott, der aus mir einen Idioten machte. Wieso sollte ich einen Gott brauchen, der mich dazu brachte, mit einer Beharrlichkeit Dinge zu sagen, die mich zum Gespött der Leute machen würden, die dazu führen würden, dass mein Umfeld mich für einen vollkommen weltfremden Spinner hält, der die Augen vor der Wahrheit verschließt und dem es erfolgreich gelingt, seinen Verstand auszuschalten.  Was brachte also andere dazu? Wie konnte jemand allen Widerlegungen, allen Anfechtungen zum Trotz an seinem Glauben an Gott und Jesus Christus festhalten und jeden verbale Angriff beharrlich mit „Jesus liebt dich“ und einem freundlichen Lächeln beantworten?

hier gehts weiter..

 

Kommentare

  1. Viv Larose

    Wie gehts weiter?

    Hey Katrin.

    Ich freu mich sehr, dass du zum wahren Glauben gefunden hast. Mich würde mal interessieren, wie es danach mit deiner beruflichen Laufbahn wieterging?

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