Nach Jediismus, Pastafarianismus (Fliegendes Spaghettimonster) gibt es mit dem Homerismus schon wieder eine neue Religion. Und warum auch nicht, fragt sich der geneigte Spötter – immerhin ist Homer Simpson nicht nur in aller Welt bekannt und beliebt, auch bietet er im Gegensatz zu vielen anderen TV-Subjekten genügend Charaktereigenschaften mit denen sich fast jeder problemlos identifizieren kann: Homer verkörpert nämlich den ultimativen Archetyp des Antihelden. Und so ist Homer: Faul, gefrässig, plump, – ein bisschen bösartig, sehr egoistisch, dümmlich, infantil, politisch unkorrekt, intolerant, inkompetent, gedankenlos und bei all dem auf eine unverschämte Art selbstbewusst. An Homer perlen etwaige Angriffe wie an einem Stückchen fettiger Schweineschwarte ab, und richtig, Homer zahlt es auf diese, seine ihm eigene, Art und Weise der intellektuellen Elite endlich einmal heim. Wir erinnern uns an Homers fast schon historische Aussagen wie „Hmmmm, Fett“ und denken genüsslich an die vielen Näpfchen, gefüllt mit ebendiesem, in die er schon reingestapft ist. Ein Stückchen Homer steckt in uns allen drin, er ist die Stimme aus dem Volk, aus der Unterschicht, aus unserem dunklen Innersten. Und das ist es wohl, was seinen Erfolg erklärt.
Doch nun hat er, dieser Held der „Generation Chips“, es geschafft, zu einer Art Gott zu avancieren. Inzwischen sind nämlich angeblich schon über 3000 echte Menschen zum „Homerismus“ konvertiert.
Eins ist klar: Wäre Homer ein echter Mensch, wäre er aufgrund seines „ungesunden“ Lebensstils und der vielen verübten Dummheiten sicherlich ununterbrochen in ärztlicher Behandlung, in Therapie, oder gar schon längst tot. Unzählige menschliche Stars aus Funk und Fernsehen, deren Lebensstil auch nur ansatzweise in Homers Richtung ging, haben’s längst bewiesen. Aber Homer lebt immer noch. Dies allein genügt natürlich nicht, um aus einer Zeichentrickfigur einen Gott zu machen, im Gegenteil: zu viele Eigenschaften Homers widersprechen direkt dem göttlichen Status:
Homer ist nämlich laut Serie am 05.10.1955 geboren, was bereits andeutet, dass er nicht, wie es für Gott geradezu charakteristisch ist, die ganze Welt und alles andere geschaffen hat, und überhaupt vor allen anderen da war. Außerdem war Homer schon zur Schulzeit Alkoholiker, übernimmt äußerst ungern Verantwortung, und hat, um genau zu sein, auch sonst rein garnichts göttliches an sich. Aber dies spielt natürlich keine Rolle. Wir Menschen haben es schon immer sehr gut verstanden, aus den absurdesten Personen oder Gegenständen oder auch aus uns selbst eigene Götter zu basteln. Die Bibel nennt diese „eigenen Götter“ übrigens „Götzen“, aber für die meisten von uns Menschen gilt: Lieber an Götzen, als an den einen wahren Gott glauben! In diesem Sinn bewirbt die Internetseite der Homeristen sich selbst damit, die perfekte Religion anzubieten, übrigens angeblich kosten- und folgenlos, was natürlich nicht stimmt, denn wie wir wissen: Jede Handlung hat eine, manchmal sogar recht kostspielige Folge, hier wird uns also von den Homeristen eine Lüge untergejubelt. Weil wir aber ständig belogen werden, fällt uns dies vielleicht gar nicht auf, oder es ist uns sogar egal.
Der eine oder andere von uns stellt sich nun wohlwollend die Frage: Sind die Homeristen nicht nur eine „lustige“ Persiflage auf andere, vielleicht auch nicht ganz ernst zu nehmende Religionen? Die Humoristen sozusagen?
Doch leider muss diese Frage mit einem entschiedenen „Neeiiin“ beantwortet werden: die Internetseite, die sich vollmundig als Onlinekirche darstellt, ist weder lustig noch gekonnt, sondern so dermaßen unprofessionell aufgezogen, wie es schlimmer kaum noch geht und zwar (darin ist sie dann doch sehr gründlich) sowohl auf graphischer Ebene wie in Bezug auf Anwenderniveau und Inhalt. Die vermeintlichen Gags sind, um es mit Homer zu sagen: „Laaangweilig!“. Ein Widerspruch jagt den anderen und die publizierten Texte sind schlichtweg peinlich. Da hilft es auch nichts, dass ständig wiederholt wird, wie wundervoll doch diese Religion sei. Das ganze dünkt wie eine (sehr) schlechte Schülerzeitung, und tatsächlich, immer wieder setzt es Seitenhiebe auf die Lehrerzunft. Und schliesslich wird auch noch, wie originell, das Rauchen gewisser Substanzen durch die Shisha propagiert („Maria Giovanna“). Das mag ja alles in gewissen schweizer Schülerkreisen, wo diese Internetseite wohl entstanden ist, äußerst hip sein. Wir finden: Gääähn, so ein alter Käse!
Schauen wir uns nun auch noch kurz die ermüdend doofen formalen Rahmenbedingungen der Homeristenreligion an:
„Unwissenheit, Faulheit und Minimalismus“, sind die drei Grundsätze der Homeristen.
“Folgende Eigenschaften sind ausdrücklich Tugenden: Saufen, Rauchen, Destruktivität, Betrügen, Lügen“
Lustig, nicht wahr? Doch es geht’s noch weiter:
“An die folgenden Gebote sollt ihr euch möglichst halten: Du sollst mit deinen Mitmenschen tun was du willst. Gehet hin und betrinket euch! Wiedersetzt euch dem Lehrer/in, macht ihm das Leben so schwer wie möglich. Spielt anderen Streiche und erfreut euch an ihrem Leiden. Gehet hin und paaret euch, möglichst in betrunkenem Zustand. Behandle Antihomeristen so, wie du selbst nicht behandelt werden möchtest.“ Die „sogenannten Todsünden“ lauten: “Fleiss, Arbeit, Wissen, Lernfähigkeit, Stress, Verantwortung, Streberei“
Aha. Doch was sind denn eigentlich die Gründe, die uns zu einem Beitritt bewegen sollen?
“Keine sonntägliche Kirchenbesuche – Nein, sogar GAR KEINE Kirchenbesuche! Alles, was du in anderen Religionen in einer Kirche findest, findest du hier online…Fast keine bis gar keine Pflichten! Rechte zu Hauf! Spass! Du findest eine zweite Familie! In der Schule, und an der Arbeit gilt das Menschenrecht Religionsfreiheit. Deswegen muss auch unsere Religion akzeptiert werden. Das heisst: Niemand kann dir etwas tun, wenn du für nicht erledigte Arbeiten die Ausrede „Meine Religion verbietet mir das“ benutzt! Was andere Religionen verbieten, ist bei uns eine Tugend!“
Dies alles sind aber, genau betrachtet, überhaupt keine Gründe, die speziell für die Homeristen sprechen, z.B. muss auch niemand Sonntags in die Kirche gehen, der einer anderen oder gar keiner Religion zugehört. Auch um komplett verlogen bzw. primitiv zu sein, muss sich niemand bei den Homeristen anmelden. Insgesamt entfaltet sich der Homerismus nicht nur als tumbe und äußerst lahme Pennälervision, sondern gleitet ohne viel Mühe ins Takt- und Geschmacklose ab.
Oder was soll daran spaßig sein, andere so zu behandeln, wie man selbst nicht behandelt werden möchte, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen, und sich an ihrem Leid erfreuen?
Das ganze erleben wir doch tagtäglich überall auf der Welt in echt.
Was in der Fernsehserie Die Simpsons (von Homer ausgelebt) als ein Schnappschuss auf unsere degenerierte und pervertierte Voyeur- und Konsumgesellschaft gezeigt wird, wird bei den Homeristen zum (nicht ernst zu nehmenden?) Ideal erhoben. Irgendwie fast ein bisschen zynisch, oder? Wo bitte ist denn der Button zum abschalten?
Doch welche Alternativen bieten sich uns? Gibt es überhaupt noch eine ernstzunehmende Religion? Oder besser: Gibt es einen wahren Gott? Gibt es eine Wahrheit, der man glauben kann? Und wenn ja, suchst Du überhaupt eine Antwort? Bist Du hungrig und durstig nach echter Wahrheit? Willst Du die Kosten dafür wissen? Willst Du Deinen Wert, den Du bei Gott hast, erfahren? Welchen Wert hat Gott für Dich? Gibt es Gott?
>> Und Elia trat zu dem ganzen Volk und sagte: „Wie lange hüpft ihr auf beiden Seiten herum? Wenn der HERR der wahre Gott ist, dann folgt ihm nach; wenn aber der Baal*, dann folgt ihm nach!“ Aber das Volk antwortete ihm kein Wort. „Dann ruft den Namen eures Gottes an, und ich, ich werde den Namen des HERRN anrufen. Und der Gott, der mit Feuer antwortet, der ist der wahre Gott.“ Da antwortete das ganze Volk und sagte: „Das Wort ist gut.“
Und am Mittag verspottete Elia sie und sagte: „Ruft mit lauter Stimme, denn er (Baal) ist ja „ein Gott“! Er ist sicher in Gedanken, oder er ist austreten gegangen, oder er ist auf der Reise; vielleicht schläft er, dann wird er aufwachen.“ Da riefen sie mit lauter Stimme und ritzten sich, wie es bei ihnen Brauch war, mit Messern und mit Spießen, bis das Blut an ihnen herabfloß. Und es geschah, als der Mittag vorüber war, da gerieten sie in Raserei bis zu der Zeit, da man das Speiseopfer opfert; aber da war kein Laut, keine Antwort… (Die Bibel, 1. Könige Kapitel 18, ab Vers 21)
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So spricht der HERR, der die Erde gemacht und sie gebildet hat, um sie festzusetzen, sein Name ist Jahwe: „Rufe mich an, dann will ich dir antworten und will dir Großes und Unfaßbares, was du nicht kennst, mitteilen.“
(Die Bibel, Jeremia Kapitel 33, ab Vers 2)
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„ Ich, ich bin der HERR, und außer mir gibt es keinen Retter.“
(Die Bibel, Jesaja Kapitel 43,Vers 11)
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* der Baal, ein syrischer Fruchtbarkeits- und Wettergott, war ein typischer Götze zur Zeit Elias (ca. 870 v. Chr.)