In den letzten Jahren konnte man bei uns einen regelrechten Reggae und Rasta-Boom erleben. Alljährlich pilgern Tausende zum Chiemsee Reggae Summer und deutsche Sänger wie Gentleman oder Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims nehmen Worte wie Jah und Zion, die ja aus der Bibel stammen in den Mund. Wir wollten einmal die Frage nach den Ursprüngen der Rasta-Religion und ihrer Musik nachgehen.
Um diese zu verstehen muss man sich mit der Geschichte Jamaicas beschäftigen. Die Religion auf dieser Insel wurde auf der einen Seite von den Europäern und auf der anderen Seite von den afrikanischen Religionen geprägt. Die größte christliche Kirche ist mit 500 000 Mitgliedern die Anglikanische Kirche, daneben existieren unzählige andere Kirchen und Sekten. Trotz diesem gewichtigen christlichen Faktor blieben in der Bevölkerung die afrikanischen Vorstellungen eines Systems von Geistern, die in das Leben der Menschen eingreifen.
Überhaupt spielt der Glaube auf Jamaica eine viel größere Rolle als bei uns. Man ist nicht nur irgendwie, dem Namen nach religiös, sondern man ist mit voller Überzeugung gläubig. Daher kann man auch die Musik nicht so genau nach geistlicher und weltlicher Musik trennen. Das, was später Reggae werden sollte, hat seine Wurzeln in kultischer Musik.
Um 1860 ergriff Jamaica eine Erweckungsbewegung („the Great Revival“). Diese fand einen Weg, den christlichen Glauben mit den afrikansichen Religionen zu vereinen. Die bekannteste Version dieses Synkretismus, bei dem das afrikansiche Element im Vordergrund steht ist wohl der Kumina-Glaube. Eine Kumina Session wird von einem „King“, einem „Captain“ oder einer „Queen“ bzw. „Mother“ angeführt, deren Aufgabe es ist Geister herbeizurufen und zu bändigen. Diese Geister werden von den Jamaikanern auch Zombies genannt. In ihrer Vorstellung existiern drei Arten von „Göttern“: Erdgebundene Geister, Himmelsgeister und die Geister der Ahenen. Die Geister werden durch Trommeln, die man vorher mit Rum begossen hat durch rhythmisches Trommeln herbeibeschworen. Jedem Geist ist dabei ein eigener Schlagrhythmus zugeordnet.
Eine besonders geheimnisvolle Variante des Kumina heißt „Country“. Dabei sollen Prophezeiungen auf alten afrikanischen Sprachen gemacht worden sein und die Trommeln von Geisterhand weitergespielt haben.
Ähnliche Kulte sind der „Voodoo“ auf Haiti und der „Santeria“ auf Kuba. In allen Kulten geht es darum, dass eine Person, die an der Zeremonie teilnimmt durch einen Geist besessen wird. Ein bushman oder bushdoctor koordiniert diese Zeremonie und macht die Kräfte der Geister wirksam. Kräuter, Gifte, Hundezähne, Blut, Rum und Federn dienen ihm als Hilfsmittel.
Geister sind auf Jamaica ein Teil des Lebens, manche haben Namen wie röhrendes Kalb (Rolling roaring calf) oder das dreifüßige Pferd (Three-foot horse), das vom pfeifenden Cowboy (Whistling cowboy) geritten wird.
Für die Reggae-Musik entscheidend ist die Burru-Musik, die von den Sklaven aus Afrika mitgebracht wurde und während der Arbeit verwendet wurde. Diese Musik, die durch Trommeln und Tänze begleitet wird, nahmen die Rastafaris schließlich als die Grundlage ihrer Musik an. Der legendäre Count Ossie war es, der aus der Burru-Musik den Rastafari-Rhythmus entwickelte.
Die Religion der Rastafaris beruht also auf einer Vermischung des christlichen Glaubens mit Geisterglaube. Doch das Christentum, wie es in der Bibel gelehrt wird, hat stets die Menschen von ihrer Abhängigkeit an die Geister befreit. So lesen wir z.B. in Matthäus 10,1: „Und als er seine zwölf Jünger herangerufen hatte, gab er ihnen Vollmacht über unreine Geister, sie auszutreiben und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.“
Jahweh hat seinen Sohn Jesus auf die Erde geschickt um sie von den Ängsten an diese Mächte zu befereien, die Anrufung von Geistern ist also ein Schritt rückwärts, weg vom Jahweh, wie er sich und in der Bibel vorstellt.
Literatur:
U.Vieth, M.Zimmermann, Reggae. Musiker -Rastas- und Jamaika. Frankfurt a. M., 1981.