Das schwarze Herz

„Odi et amo. Quare id faciam, fortasse requeris. Nescio, sed fieri sentio, et excrucior.“
(Ich liebe und hasse zugleich. Warum ich das tue, fragst du? Ich weiß es nicht, doch es glüht in mir, und ich vergehe.)


Catull


Wer wagt es, einen tiefen Blick in das eigene Herz zu werfen? Wer die Worte Catulls nachvollziehen kann, hat das schon einmal getan. Hass, weil man sein eigenes Leben hasst, die Mühsal, Schmerzen und Enttäuschungen, vielleicht das eigene Versagen. Liebe, weil es doch immer wieder etwas gibt, das einen im Leben hält: geliebte Menschen, schöne Momente, Augenblicke der Hoffnung. Doch niemand kann die Achterbahnfahrt zwischen, um es mit Goethe zu sagen, „himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt“ ewig mitmachen. Jedes Material gibt nach ständigen Wechselbelastungen irgendwann nach. Auch die Seele (auch wenn sie natürlich nicht aus Materie besteht).


Die Gesellschaft kümmert sich kaum darum. Hauptsache Kohle, Ansehen und Aussehen. Wie du dich fühlst, zählt nicht mehr, Hauptsache du funktionierst! Und wer fragt dich schon nach deinem Wohlergehen? Eltern haben oft keine Zeit, leben getrennt oder in Dauerstreit. Freunde erweisen sich als Ähren im Wind. Beziehungen scheitern, zurück bleiben innere Wunden, Enttäuschungen und tiefe Traurigkeit, sowie die Erkenntnis: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.


Bei wem das Misstrauensvotum gegen die schnelllebige Spaßgesellschaft eine Mehrheit im eigenen Herzen erlangt hat, der sucht nach einem Ausstieg. Es gibt unterschiedliche Wege, die innere Traurigkeit erträglich zu machen. Manche ignorieren sie einfach und laufen vor sich selber weg, indem sie ihren Seelenkummer mit Drogen oder Extremsport betäuben. Andere aber bleiben vor dem schwarzen Loch in ihrem Herzen stehen und versuchen es zu ergründen. Ihre Ergebnisse sehen dann ungefähr so aus:


„mein herz es will noch hoffen
verzweifelt ruft es dich
mein grab es steht schon offen
es wartet nur auf mich
ich entfliehe jetzt dem leben
die seele steigt empor
ich kann dir nichts mehr geben
weil ich alles verlor …“


Ein Gothic namens „blackrose“


Doch das Leid ist der Ausgangspunkt allen echten Tiefgangs, so wie Gold durchs Feuer gehen muss um rein zu werden.


„Ich bin der Mann, der Elend gesehen durch die Rute seines Grimmes. Mich hat er geleitet und geführt in Finsternis und Dunkel. Nur gegen mich kehrt er immer wieder seine Hand den ganzen Tag. Er hat verfallen lassen mein Fleisch und meine Haut, meine Gebeine hat er zerschlagen. Bitterkeit und Mühsal hat er wider mich gebaut und mich damit umringt. Er ließ mich wohnen in Finsternissen, gleich den Toten der Urzeit.“ (Klagelieder 3,1-6)


Sind das die Worte eines besonders deprimierten Gruftis? Nein, sie stammen vom Propheten Jeremia. Einem gottesfürchtigen Menschen sollte es doch immer gut gehen, nicht? Glaube an Gott bedeutet doch beschauliche Sonntagvormittage mit frommer Maske im gutbürgerlichen Ortstreff, auch landläufig Kirche genannt, oder? Tiefpunkte sind elementare Bestandteile des Lebens. Doch richtig Sinn machen sie nur, wenn sie zu Wendepunkten werden.


Wer innerlich zerstört ist, sucht sich meistens Menschen, mit denen er sein Leid teilen kann. Es ist einfach gut zu wissen, dass man nicht alleine ist, dass andere auch so fühlen. Nur kann einem auch ein anderer Mensch nicht das eigene Unglück nehmen. Das Problem ist nämlich, dass keiner eine Antwort auf den Tod hat. Obwohl sich viele Menschen den Tod als Lösung herbeisehnen, begehen doch nicht alle Selbstmord, weil der Tod doch eine ehrfurchtgebietende Schranke ist, die man nicht einfach so passiert. Beschäftigung mit dem Tod heißt noch lange nicht, dass man eine echte Antwort auf ihn hat.


Erst wenn einer durch die richtige Hölle gegangen, kann er die Hölle auf Erden verstehen, die viele Menschen mitmachen. Erst wenn einer alle Schmerzen dieser Welt getragen hat, kann er jeden einzelnen in seiner Situation verstehen. Erst wenn einer in den Tod gegangen und wieder auferstanden ist, kann er eine Antwort darauf bieten. Erst wenn einer sein Leben für seine Freunde gegeben hat, kann er von echter Liebe sprechen.


Vielleicht ist es an der Zeit, über vom Hörensagen Bekanntes ganz neu nachzudenken.

Kommentare

  1. alin

    “Ein gewisser Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Räuber, die ihn auch auszogen und ihm Schläge versetzten und weggingen und ihn halbtot liegen ließen. Aber ein gewisser Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin; und als er ihn sah, wurde er innerlich bewegt; und er trat hinzu und verband seine Wunden und goß Öl und Wein darauf; und er setzte ihn auf sein eigenes Tier und führte ihn in eine Herberge und trug Sorge für ihn. Und am folgenden Morgen [als er fortreiste] zog er zwei Denare heraus und gab sie dem Wirt und sprach [zu ihm]: Trage Sorge für ihn; und was irgend du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkomme.”

    Ist das deine Vorstellung von Nächstenliebe?

  2. Belshirash

    Meine Meinung

    Meint ihr eigentlich Gothics wären von irgendeiner überweltlichen Kraft gelenkt, die sie hoffnungslos und damit zu Gothics macht? Findet ihr nicht vielleicht, dass manche diesen Weg freiwillig und aus eigenem Antrieb gehen? Muss denn wirklich alles an euren Gott glauben? Warum wollt ihr alles bekehren, was nicht bei 3 auf dem Baum ist? Die frohe Botaschaft der Bibel? Ein eher sehr unzuverlässiges Buch, was von einer halb-weltlichen Institution (einem Konzil) zusammengestellt wurde und in dem Mord und Totschlag, Blutrache und Frauenfeindlichkeit gepredigt werden? Warum nicht einfach die Menschen tolerieren, die das Dunkle fasziniert? In einer Religion der Nächstenliebe? Aber die Toleranz ist bei euch wohl etwas zu kurz gekommen!

  3. alin

    Liebes “Girl”,

    ich glaube dir aufs Wort, dass auch du ein sehr netter Mensch bist, genauso wie viele andere Gothics. Ich weiß das, weil einige meiner Freunde Gothics sind.
    Doch um nett oder nicht nett geht es gar nicht, sondern um die Frage ob dein Leben von Freude und Liebe überfließt. Wenn es das nicht tut, wofür lebst du denn? Für deine Beziehung, die nach ein paar Monaten eh wieder zerbricht und ein zerstörtes Herz hinterlässt? Für das WGT? Für morbide Musik?

    Ich wünsche dir den echten Frieden, der allen Verstand übersteigt.

    Alin

  4. apb_girl

    die medien machen uns schlecht.

    wir sind nicht immer so wie es viele denken. das wir vielleicht eine andere lebensaufassung haben wie andere menschen will ich nicht bestreiten. aber wir sind weder böse noch denken wir ständig an selbstmord. ein großer teil meines freundeskreises gehört der gothic szene an und das sind ganz liebe und nette menschen!!!

  5. alin

    Na, wenn du so ein schwarzes Herz hast, dann trifft der Titel meines Artikels doch zu.
    Du schreibst es ja selbst: du lehnst eine Weiterexistenz nach dem Tod ab, weil du Angst davor hast, nicht weil du Beweise dafür hast. Somit ist deine momentane Lebensweise eine Flucht vor etwas, dem du dich nicht stellen willst.

    Ich kann das verstehen. Das ist seit dem Sündenfall die normale menschliche Reaktion auf Gottes Rufe. Auch Adam versteckte sich, als Gott ihn rief – als ob man vor Gottes allgegenwärtigen AUgen fliehen könnte. Wie lange wirst du fliehen? Auch schwarze Klamotten, böser Blick und Gothicszene werden dich nicht schützen.

    Mach’s doch wie der verlorene Sohn, der zum Vater umkehrte, als ihm sein eigenes Elend bewusst wurde.

    “Lk 15,17 Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluß an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger.
    Lk 15,18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen, und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir”

    Alin

  6. Astatos

    Warum ich ein Gothic wurde…

    Ich habe vor einigen Monaten bereits einen Artikel mit diesem Titel auf der Stammdomain zum Thema WGT geschrieben.
    (Mein damalig verwendeter und nicht mehr aktueller Name: Dragon-fire6).

    Das Problem ist nicht der Glaube/Nichtglaube an Gott, das Problem ist, dass sich viele Menschen für etwas besseres halten. Solange es ihnen gut geht, ist alles in Ordnung… Die Spaßgesellschaft, das Feiern der Sinnlosigkeit ihrer eigenen Existenz, ihre schreckliche Einfältigkeit, ihr Konsumwahn…
    Glkeichzeitig verleugnet sie ihre eigene Vergänglichkeit…
    Was kommt nach dem Tod? Die Frage die jeder stellt und doch kaum einer ausspricht. Für mich persönlich existiert kein “Nach dem Tod”. Nein nicht weil ich nicht an Gott glaube, vielmehr weil es meinem inneren total wiederspricht, die Möglichkeit einer ewigen Existenz meiner Selbst, meiner eigenen armseligen Existenz verursacht bei mir Angst. Angst vor mir selbst. Ob dies jemand richtig nachvollziehen kann, weiß ich nicht…
    Irgendwann wird der Moment kommen, an dem es aufhört, die Erinnerungen an die Vergangenheit, das Ende des Schmerzes…
    Viele sagen, im jenseit wird ales gut, dass würde bedeuten, dass man seine negativen Seiten und Gedanken, Gefühle und seelische Schmerzen verliert…
    Doch was bleibt dann noch von mir übrig? Spüre ich das Glück nicht mehr? Oder ist es schon vor langer Zeit fortgegangen?
    Ich sehe sie, sie gehen durch die Straßen und Gassen… geprägt von Hass, Dummheit…
    Sie suchen das ewige Glück… die ewige Existenz…

    Nun vor einigen Jahren wusste ich überhaupt noch nciht was Gothic überhaupt ist, doch war ich bereits in meiner Kindheit anders als meine Umgebung, oder sie hat mich anders gemacht.. so genau kann ich das nicht mehr sagen…
    Ich wollte mit anderen nicht viel zu tun haben, sie mieden mich, ich sie… ich wurde ein jahr früher eingeschult, mein Wissensdrang wurde immer größer… Mit etwa 4 Jahren erfuhr ich die “Wahrheit” über die Zeugung menschlichen Lebens, zumindest soweit meine Mutter darüber bescheid wusste. Später nahm ich mein Wissen aus fachbüchern, meine Eltern konnten mir meine Fragen nicht mehr beantworten. Obwohl ich bereits etwas sonderbar wahr, viel ich nicht besonders auf. Abgesehen davon, dass ich mich ungern an Aktivitäten anderer Kinder beteiligte.

    Doch im Laufe der Zeit an der Grundschule wurde es immer offensichtlicher… langsam begannen die Stichelleine, das Hänseln… In der vierten Klasse kamen meine ersten Suizidgedanken auf, ich schwänzte manchmal die Schule, jedoch recht selten…

    An der gesamtschule sptzte sich die Situation in der 6. Klasse zu, ständiges Schikanieren, Ausgrenzen. Meine schulischen Leistungen vielen innerhalb eines Halbjahres um 2-3 Noten. Ich schaffte die Versetzung in die 7. Klasse (Gymnasialstufe). Von da an begann der blanke Horror… ich schwänzte regelmäßig zum Teil für Wochen die Schule, dann Drohung ducrh meine Eltern und der Schule… ständige Selbstmordgedanken, einsetzende Selbstverletzung. Schließlich mehrfache Vorbereitungen von Selbstmordversuchen… ständige Depressionen, schließlcih drehte ich in Schule mehrfach durch, brach in Tränen aus… ich musste die Klasse wiederholen, das ganze ging bis in die 8. Klasse weiter, welche ich auch wiederholen musste. ich ging von der Gymnasialstufe auf Realschulstufe runter, blieb aber an der Schule, somit konnte ich zumindest die 8. Klasse im zweiten Anlauf schaffen, auch wenn das Mobbing nicht endete.

    Dann zog ich um… 150 km von meiner alten Heimat entfernt. Ich dachte, jetzt ist endlich Ruhe, jetzt wird alles gut. Ich kam in die 9. Klasse an einer neuen Schule…
    Es änderte sich nichts… nach ein paar Wochen begann das Mobbing wieder… Schuleschwänzen, regelmäßig zu spät kommen, Depressionen… Ich stand das jahr zwar durch, aber mittlerweile war ich wohl vollkommen verstört. In der 10 Klasse ging das ganze weiter, es wurde immer unerträglicher… Etwa zum Halbjahr der 10 ging nichts mehr, ich brachte nichts mehr auf die Reihe, ich hatte Angst… ich rastete einige male aus… schließlich folgte wieder die Vorbereitung eines Selbstmordversuches. Ich hatte nur noch ein Ziel, ich setzte mich in den Zug, fuhr in die nächste Großstadt in der Nähe meines damaligen Heimatortes… Von dort aus wollte ich in meinen alten Heimatort fahren und mich von einer etwa 25-30 Meter hohen Eisenbahnbrücke Bergen stürzen. Doch dort kam ich nie an… ich rannte nur noch durch das Zentrum der Großstadt, auf und ab… stundenlang…

    Der Vorfall beendete das Mobbing… ich machte meinen Abschluss… dannach ging ich wiedr aufs Gymnasium um mein Abitur zu machen. Kein Mobbing mehr, keine Angst mehr… Die Depressionen verschwanden für einige Zeit… Doch letzendlich holte mich meine Vergangenheit wieder ein, diesmal nicht mehr von außen, sondern in mir… ich war total fertig… die Depressionen kamen zurück…

    Heute leide ich immer noch darunter… die Erinnerungen sind da… der Schmerz…

    Damals dachte ich, ich wäre alleine… ausgeschlossen von der Welt… erst nachdem ich dem Mobbing nicht mehr ausgesetzt war, begriff ich eigenlich, was die ganzen Jahre passiert war… Im Kindergarten begann es, wenn auch noch unscheinbar… An das davor kann ich mich nicht mehr erinnern… auch an den Kindergarten kann ich mich kaum nicht erinnern nur Bruchstückhaft.
    Am Ende der 10 Klasse hörte ich unter einigen aus dem Internet heruntergeladenen MP3s einen Titel, was es war weiß ich nicht genau, nur fand ich unter den Downloaddateien noch mehr davon. Ich stellte fest, dass diese Musik meinen Seelenzustand wiederspiegelt… ich informierte mich darüber… so nahm es seinen Lauf…
    Ich entdeckte immer mehr Paralellen, auch wenn ich früher nicht wusste, was Gothic ist… Die Verneinung der Konsum- und Spaßgesellschaft, Diskussionen über anspruchsvollere Dinge als nur Handys…
    Im Laufe der damaligen Zeit wurde meine Seele wohl schwärzer als viele es sich nur vorstellen können…

    Ich mache kein geheimnis daraus, dass ich bis vor etwa anderthalb Jahren noch nie etwas davon gehört habe… Überhaupt habe ich in dieser Zeit nicht mehr viel mitbekommen, vorallem von der 7. – 10. Klasse…
    Somit fand ich langsam Zugang zur Szene, sofern diese “eine” Szene überhaupt existiert…

    Ach ja, nicht alle, die sich der Szene zugehörig fühlen, laufen nur schwarz durch die Gegend… obwohl, des öfteren tue ich das auch, aber nicht immer…

  7. alin

    Hallo E.T.,

    Gott ist ja für alle da, auch für die welche nicht an Ihn glauben. “denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.” (Matthäus 5,45) Ist es nicht so? Hast nicht auch du Sonne und Regen abbekommen genauso wie jeder andere? Oder war genau über deinem Kopf stets eine Wolke bzw. ein Wolkenloch? Hast nicht auch du gute Dinge empfangen in deinem Leben? Und sage nicht, für die wäre nicht Gott verantwortlich. Wenn du behauptest, dass Gott das Leid zulässt, musst du Ihm konsequenterweise auch das Gute zuschreiben.

    Woher Gott unser Leid verstehen kann? Er kann es verstehen, weil Er selber Mensch geworden ist. “denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde.” (Hebr 4,15) Natürlich bist du nicht gezwungen, Gott zu suchen – aber bedenke, wenn du dich nur auf dich und andere Menschen verlässt, ist deine Hilfe da zu Ende, wo menschliche Kapazitäten zu Ende sind. Und das geht ziemlich schnell.

    Ich wollte mich einige Male umbringen, war völlig am Ende. Menschen konnten mir nicht helfen. Verließ ich mich auf sie, waren sie wie ein Rohr, das einem die Hand durchstößt, wenn man sich darauf lehnt. Erst Jesus Christus, der treue Gott, half mir aus meinem Elend. Niemanden, der sich Ihm anvertraut hat, hat Er jemals im Regen stehen lassen, das kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen.

    Alin  

  8. E.T.

    Das schwarze Herz – Meinung

    Hallo, ich möchte gern mal meine Meinung zum Thema Schwarzes Herz loswerden. Ich selbst bin eine Gothic, ich glaube allerdings nicht an Gott und ich werde nie an ihn glauben und das aus gutem Grund. Jedoch bin ich auch nicht gegen Gott, jeder soll tun was er für richtig hält und wenn es ihn ausfüllt und ihm das Leben erleichtert oder lebenswert macht, dann ist das doch okay. Soviel zur beiderseitigen Verständigung vor dem, was jetzt kommen wird.
    Ich möchte Dir mal erzählen, warum ich woran glaube. Ich glaube an mich und an niemand anderen. Ich verlasse mich auch nur auf mich selbst, im Notfall noch auf meine Familie und Freunde, aber niemals auf Gott. Denn er hat mir in meinen schlimmsten Zeiten nicht beigestanden. Es heißt, Gott liebt alle Menschen und kann alles Leid der Welt auf sich nehmen. Dann müsste er aber auch für alle da sein, selbst für die, die nicht an ihn glauben und dann hätte er nie zulassen dürfen, dass das Leid der Welt so groß wird wie es jetzt ist. Warum tut er nichts dagegen? Woher will er außerdem das Leid eines jeden einzelnen kennen oder gar verstehen? Woher weiß er, wieviel Leid jeder Mensch ertragen kann, wie schlimm es für ihn ist? Was ist echtes Leid? Ist es das, was der Prophet Jeremia erlebt hat? Wohl kaum. Das ist nicht das Leid, an dem man sich messen kann.
    Ich bin krank, ich habe eine schwere Krankheit, mir ging es oft so schlecht, dass ich dem Tod nahe war. Dann bin ich durch die seelische Hölle gegangen, da hat sich niemand von oben mir angeboten, auch wenn ich in einigen Momenten gefleht habe. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass ich, und nur ich allein mit menschlicher Hilfe, einen Weg aus dem seelischen Tief finden kann und den habe ich gefunden. Und ich kann jeden einzelnen verdammten Schritt nachvollziehen und verstehen und bin in der Hinsicht stolz auf mich, weil ich es aus eigenen Kräften, Schritt für Schritt, geschafft habe. Dass eine gewisse Enttäuschung vom Leben geblieben ist, was sich unter anderem in meiner Einstellung und dem Äußeren sowie der Musik ausdrücken lässt, bleibt natürlich nicht aus. Aber deswegen habe ich keine Anti-Einstellung zum Leben. Ich lebe und genieße es in vollen Zügen.

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