Die Tyrannei der Toleranz

Toleranz kommt vom Lateinischen „tolerare“ und bedeutet etwas erdulden. Früher bedeutete es, dass man eine Last trägt, in dem man einen anderen toleriert, ihn annimmt, obwohl man unterschiedlicher Meinung ist. Wir als Christen respektieren die legitimen Rechte anderer Menschen, ihre Sichtweisen, Meinungen, Kulturen, Religion und Weltanschauungen, jedoch ohne sie zu teilen. Die Bibel fordert uns dazu auf, solch eine Gesinnung zu haben! Paulus sagt, „die Liebe erduldet [toleriert] alles“ (1. Korinther 13,7) und dass wir einander mit aller Demut und Langmut in Liebe ertragen [tolerieren] sollen (Epheser 4,2).


In Gewissensfragen ist also Toleranz wichtig. Sie bedeutet, dass man die Person achtet, obwohl man anderer Meinung ist. Aber in Wissensfragen ist Toleranz unsinnig. Nehmen wir an, jemand glaube, zwei und drei wären sechs. Dann wäre es nicht unbedingt ein Zeichen von Toleranz, wenn man ihn Häuser und Brücken bauen ließe, weil die Sache aufgrund seiner Berechnungen wahrscheinlich ziemlich übel ausgehen würde. Und was heißt denn Toleranz, wenn jemand sagt: „Ich muss in die Hauptstadt Russlands“ und sich ein Ticket nach Kiew kauft? Soll man ihn auf den Irrtum aufmerksam machen? Er wird es ja schließlich bei der Ankunft schon merken, dass er nicht dort angekommen ist, wo er hin wollte. Das wäre keine Toleranz, sondern lieblose Gleichgültigkeit.


Das bedeutet, dass wir nicht alles gleich für wahr halten. Wir sind dazu aufgefordert, alles zu prüfen und es zu bewerten (was du ja auch machst, indem du unsere Texte kritisiert und bewertest). Der einzige Unterschied ist, dass wir alles an der Bibel messen, weil uns Gott darin absolute, universale und ewig geltende Wahrheiten vermittelt. Aber laut der „neuen Toleranz“ dürftet ihr unsere Texte gar nicht bewerten, denn die sagt: „… dass die Überzeugungen, Werte, der Lebensstil und die Wahrnehmungen von Wahrheit bei jedem Einzelnen gleich sind. Es gibt keine Hierarchie der Wahrheit, Ihre Überzeugungen und meine Überzeugungen sind gleich und alle Wahrheit ist relativ.“ (span. Philosoph Fernando Savater in El Mito Nacionalista).


Das ist aber nicht Toleranz, sondern Intoleranz. Angenommen es würde die Wahrheit geben (was wir als Christen ja glauben), dann würde diese „Toleranz“ die Wahrheit unterdrücken und wäre somit selbst ein Tyrann. Sie duldet nicht die Auffassung, dass es eine Wahrheit gibt. Im Namen der Toleranz wird es letztendlich auf eine totalitäre Gesellschaft hinauslaufen, die jene unterdrückt, die nicht „tolerant“ sein wollen, weil sie an eine absolute Wahrheit glauben. Wer nicht „tolerant“ sein will, wird gezwungen „tolerant“ zu werden.


Die Folgen einer solchen Sicht sind heute schon zu sehen: der Tod der Wahrheit (denn alles ist gleich wahr und es gibt keine absolute Wahrheit!); Goethe hat gesagt, Toleranz dieser Art heißt, dass man den Menschen nicht ernst nimmt, das Verschwinden von Werten, das Ablegen der Gerechtigkeit, der Verlust der Überzeugung („Toleranz ist die Tugend eines Menschen ohne Überzeugung“, C.S. Lewis), die Privatisierung des Glaubens, die Tyrannei der Einzelperson, der Zerfall der Menschenrechte (keine Kultur oder Volk ist besser oder schlechter, sondern alle sind gleich gut, deshalb können wir das Kastensystem in Indien nicht als schlecht bewerten, oder die Beschneidung von Frauen in vielen islamischen Ländern kritisieren), die Dominanz des Gefühls (man entscheidet nach Gefühlen und nicht nach Fakten), die Erhöhung der Natur (ein Kind ist von Natur aus nicht besser und hat keine höheren Vorrechte als ein Hund), der Abstieg ins Extreme usw.


Die Folgen der neuen Toleranz sind Unterdrückung und Tyrannei, aber Jesus sagt: „und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8,32)

Kommentare

  1. ali

    Wenn dir jemand von einem großen Schatz erzählt, wie wirst du darauf reagieren? Vertraust du blind und ziehst los? Schaust du dir den Überbringer dieser Botschaft erst einmal genauer an? Prüfst du seine Aussage? Verwirfst du die Botschaft gleich als unglaubwürdig?

    Erst wenn du den Schatz in den Händen hältst, hast du vermeintlich einen Beweis, es sei denn, du hast Zweifel, ob dieser Schatz echt ist. Also musst du dich an jemanden wenden, der Fachmann ist und den Wert und damit den Wahrheitsgehalt des dir Berichteten benennen kann. Doch ist dessen Aussage auch glaubwürdig? Und wenn viele andere ebenfalls von diversen Schätzen berichten, erhöht das das Vertrauen? Oder wächst gar die Skepsis?

    Mit Gott ist es wie mit diesem Schatz: Die Sache mit Wissen und Gewissheit ist nicht so einfach. Und doch nimmt Gott auch solche Fragen sehr ernst. Nathanael hörte vom Philippus von Jesus dem Messias und zweifelte. Philippus lud in ein “Komm und sieh”. Schau dir den an, von dem als Erlöser berichtet wird. Und Nathanael ging hin und sah, und Jesus hieß ihn willkommen (Johannes 1,43-50).
    nikodemus.de

  2. Leyla

    Zum Leserbrief von Munchkin

    Ich möchte mich einmal auf den Leserbrief von Munchkin beziehn. Es stimmt, keiner kann Gott sehen, aber wir sehen Gott in seiner Schöpfung. Ich habe nicht gesehen, wie die Erde gemacht wurde, aber sie ist da und ich weiß, dass sie gemacht wurde. Wer sonst, ausser Gott, ist in der Lage etwas so Großartiges zu erschaffen? Ich sehe auch ein Auto. Ich habe nicht gesehen, wie dieses Auto gemacht wurde, aber ich sehe das Auto und weiß, jemand hat es zusammen gebaut. Warum können viele Menschen Gott kein Vertrauen entgegenbringen? Ich weiß es ist schwer und ich habe selbst jahrelang gezweifelt, aber als ich Gott gefunden haben und in meinem Innern gespürt habe, war das ein wunderbares Erlebnis. Vielleicht können manche das nicht verstehen, aber ich sage Euch, gebt die (heimliche) Hoffnung nicht auf. Liebe Grüße an das Soulsaver-Team, laßt Euch nicht unterkriegen!!!!

  3. goldfisch

    stimmt!

    Oktay, du bringst das voll auf den Punkt! Danke!! Das Thema bleibt aktuell. Hier hat unsere Gesellschaft echt Aufklärungsbedarf. Bin froh über die klaren und starken Worte. goldfisch

  4. millhouse

    geiler Artikel……

    Je mehr wir uns von den absoluten Werten der Bibel entfernen, die bis vor wenigen Jahrzenten wenigstens noch auf dem Papier galten, mutiert die neue Toleranz zum Tyrann, da sie zum Relativismus führt und somit Intoleranz gegen jedes Absoluta fordert. Damit wird jeder Art von Kommunikation und Denken die Grundlage genommen, womit wir nach und nach im Chaos versinken. Wer der Urheber des Chaos ist, dass wissen ja alle, zumindest diejenigen unter uns die die Bibel ein kleinen wenig kennen……….

    Gott segne euch und gebe uns Christen Kraft die kommende Zeit zu überstehen…. Wird nicht mehr lange dauern, dann sorgt Gott für Ordnung.

  5. chris

    ich weiß in der Tat nur wenig von Gott. Aber das ist kein Defizit. Natürlich ist Gott mehr, als in unsere kleinen Köpfe hineinpasst – das gilt für dich und für mich. Aber Gott hat uns das von sich offenbart, was für uns wichtig ist zu wissen – und das ist in der Person von Jesus zu finden. Ihn kannst du kennenlernen und über Ihn reden wir.
    Lg, Chris

  6. Munchkin

    Und genau deshalb…

    …werde ich euer Wissensdefizit nicht tolerieren. Was WISST ihr denn wirklich über Gott? Habt ihr ihn schon mal gesehen? Ich meine nicht vor eurem geistigen Auge sonder wirklich und wahrhaftig? Nein habt ihr nicht. Ihr kennt doch nur irgendwelche Zerrbilder einer neuen Bibelübersetzung, deren Fanatismus ihr euch verschrieben habt. In eurer sklavischen Verehrung von Jesus verblendet ihr euch selbst vor der Realität.
    Wie von einem pavlovschen Reflex getrieben versucht ihr JEDEM Thema euren fundamentalistischen Stempel aufzudrücken, egal wie absurd oder weit hergeholt eure Schlussfolgerungen auch sind. Ich kann und werde nicht tolerieren, wie ihr hier solchen Müll verzapft.

  7. Pegasus

    Guter Artikel

    Guter Artikel! Das sage sogar ich als Tierrechtler, der keinen PRINZIPIELLEN Unterschied zwischen den Rechten von Menschen und nichtmenschlichen Tieren sieht.

    Ihr bessert Euch… Hut ab!

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