2009 – Kirche ist am Ende

"Die Paffen gleichen
heute den Besitzern eines Dampfers, der im Hafen liegt, schon lange
nicht mehr fährt und vermutlich nie wieder fahren wird, weil der Motor
kaputt ist. Es gibt eine Crew, die jeden Tag mehr oder weniger eifrig
das Schiff putzt, Lecks abdichtet, das Dach streicht und tausend andere
Dinge tut, um den alten Kasten zu erhalten, aber niemand aus der Crew
kümmert sich um den Motor. Der Versuch, ihn zu reparieren oder
auszutauschen, unterbleibt.
Finanziert wird die Mannschaft aus Tradition von jenen vielen Menschen,
die ganz woanders arbeiten. Die Mannschaft hofft, ihre Finanziers für
ihre Arbeit zu interessieren und in das Schiff zu locken. Diese aber
sehen nicht recht ein, warum sie ein Schiff besteigen sollen, das nicht
einmal für eine Hafenrundfahrt taugt.
Noch zahlen sie für den alten Kasten, wenn auch mit sinkender
Bereitschaft, sinkender Überzeugung und wohl eher aus Gründen der
Nostalgie und Tradition, auch aus dem pragmatischen Grund, die
besonderen Anlässe des eigenen Lebens -Taufe, Hochzeit, Begräbnis – in
den repräsentativen Räumen dieses Museumsschiffs mit dem dort üblichen
Zeremoniell feiern zu können, ein teurer Luxus, wenn man die Beiträge
addiert, die im Lauf eines Kirchensteuerzahlerlebens zusammenkommen.
Weil die Zahl der Finanziers sinkt und zugleich deren Bereitschaft,
diesen Museumsbetrieb weiter zu unterstützen, ist die Crew jetzt mit
viel Eifer dabei, das stillgelegte Schiff neu aufzumöbeln,
Versammlungsräume herzurichten, einen gastronomischen Service zu
bieten, mit Promis, Konzerten, Partys und Events zu locken. Man
entwirft auch dauernd neue, modern aussehende, auf unterschiedlichste
Zielgruppen abgestimmte Kleinschiffe, Vergnügungsboote, Rettungsboote,
baut zuweilen sogar den einen oder anderen Prototypen – fahren tun sie
alle nicht.
Sonntags, wenn sich eigentlich alle versammeln sollten, aber die
meisten daheim bleiben, erzählt der Pfarrer den Wenigen, die
erscheinen, Geschichten aus den Zeiten, in denen das Schiff noch über
alle Meere fuhr. Wer aber tatsächlich sein Fernweh stillen will, geht
dann realistischerweise doch besser ins Reisebüro.
Einmal aber, in ferner Vergangenheit, muss das Schiff tatsächlich
seetüchtig gewesen sein … das Wissen wäre da. Es müsste nur
ausgegraben werden. Und dann bedürfte es nur noch des Willens, das
Wissen anzuwenden. Wenige würden genügen, um einen Anfang zu machen.
Damals, als alles anfing, hatte einer genügt."
Christian Nürnberger (21. September 2007, Das Christentum. Was man wirklich wissen muss.)
"Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun."
Jesus Christus (Johannes 15, 5)

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