“Gott stirbt nicht, wenn wir aufhören, an ihn zu glauben.”
Als UN-Generalsekretär bewegte sich der Schwede Dag Hammarskjöld ebenso sicher auf diplomatischem Parkett wie in den Hallen literarischer und theologischer Gelehrsamkeit. Er beriet das Nobel-Komitee zu potentiellen Preisträgern in Bereich Literatur, übersetzte Martin Bubers „Ich und Du“ ins Schwedische und sah in Dietrich Bonhoeffer einen geistigen Seelenverwandten. Zu seinem 50-jährigen Todestag am 18. September 2011 ist bei adeo eine „biografische Skizze mit Tagebuchauszügen“ erschienen, wie es der Verlag nennt.
Diplomat und Gottessucher
Wer Werk und Wirken des 2. Generalsekretärs der Vereinten Nationen verstehen will, merkt schnell, dass er sich von verschieden Wegen an den hochbegabten Schweden annähern muss. Da ist zum einen der erfolgreiche Diplomat, der aus einer angesehenen Familie stammt und scheinbar mühelos die politische Karriereleiter erklimmt. Zum anderen ist da der einsame, sensible Beobachter und Gottessucher, der sich nicht von der Hoffnung auf eine friedliche Welt abbringen lässt. Er hält an seinem Traum fest – trotz aller politischer Gier und Intrigen, denen er begegnet. Auch wenn ihn diese Spannung mehr und mehr aufreibt.
Oliver Kohl, Herausgeber des Buches „Die längst Reise ist die Reise nach innen.“ ist ein guter Begleiter für all diejenigen, die sich auf den Weg machen möchten, das politische und geistliche Vermächtnis Dag Hammarskjölds zu verstehen oder vielleicht zum ersten Mal überhaupt kennen zu lernen. Kohler, der auch Veröffentlichungen zu Jochen Klepper, Albrecht Goes und Dietrich Bonhoeffer herausgebracht hat, legt in diesem Werk den Schwerpunkt weniger auf die politischen Errungenschaften des unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen UN-Generalsekretärs, sondern auf das spirituelle Vermächtnis Hammarskjölds.
Die Geilheit der Mächtigen
Er tut dies behutsam, indem er zuerst eine biografische Einleitung gibt und dann den Leser auf eine literarische, politische und spirituelle Reise durch die Tagebuchaufzeichnungen Dag Hammarskjölds mitnimmt. Dabei kommt ein hochsensibler Mann zum Vorschein, der sich inmitten seiner Bemühungen um Frieden keine Illusionen um die Absichten der Mächtigen macht: „Als Kurier der Verständigung besuche ich die Mächtigen des Kongo: In dieser kargen Erde schlummern Schätze, nach denen die Investoren der reichen Halbkugel geilen. Immer gibt es in deren Schaltzentralen Berater im Dienst der Habgier. Du erkennst ihre Gesichter, gepflegt und verwüstet, wie männliche Prostituierte, die nichts mehr rückgängig machen können. Tabellen quellen aus ihren Aktenkoffern. Bedarf und Vorkommen eines Rohstoffs geben eine selbst den Ministern verständliche Gleichung, die gerade vom Postenkarussel abgesprungen sind. Stets finden sie dafür ein Ohr. Ein Anruf dann. Die Einsätze werden gesetzt.“ Durch die Auswahl der Tagebucheinträge wird schnell klar: Hammarskjöld war weder weltfremder Träumer oder naiver Zeitgenosse. Dass er inmitten aller Intrigen und Widerstände immer wieder den Mut findet, für Frieden und Freiheit zu kämpfen, liegt an den traditionellen Werten, die in seiner Familie hochgehalten wurden. Das ist vor allem die Bereitschaft, sich in den Dienst einer größeren Sache zu stellen, sei dies die Heimat oder der weltweite Frieden. www.erf.de/index.php?node…542-3797&fpc=547-2154