4. Sept. 1998 – Larry Page und Sergey Brin gründen das Suchmaschinen-Unternehmen Google Inc.

“Die Frage ist nicht, ob Gott googelt. Die Frage ist: Ist Google Gott? Antwort: Ja. Das Netz ist ein Gott: allgegenwärtig und allwissend und unsterblich. Es kennt alle Informationen, alle Seiten, die ich besucht, alle Suchanfragen, die ich gestellt habe, und alle Vorlieben, die daraus folgen. Nichts ist verborgen. Nichts geht verloren. Kein noch so kleines Informationsschnipselchen geht je verloren. Mein digitales „Ich“ ist unsterblich. Ich kann nicht entkommen. Das Netz und all die genannten Dienste sind wie Gott. Man muss das in aller Klarheit sagen. Und sie sind es in mehr als einer Hinsicht. Sie besitzen das, was man seit langen Zeiten die Eigenschaften Gottes genannt hat: sie sind unsterblich, allgegenwärtig, allwissend.”

“Wir, die „User“, die „Nutzer“, dienen dieser Gottheit, indem wir uns ihrer bedienen. Wir dienen ihr freiwillig, indem wir uns völlig ausliefern. Wir glauben an sie, wir bewundern sie, wir hoffen auf ihren Segen: Wohlstand, Lebensbewältigung, Gesundheit, Glück. Es ist eine Hingabe, die an Selbstaufgabe grenzt. Das Selbstwertgefühl von Menschen, die Twitter oder Facebook nutzen – oder die einen Youtube-Kanal haben, hängt von den „Likes“ und Followern ab, die sie bekommen und haben. Was geben wir nicht alles preis, was geben wir nicht alles her, was gestehen wir nicht alles! Es ist eine tägliche Beichte: Sieh, mein Gott, so bin ich und so stehe ich vor Dir. Erkenne mich und bewerte mich, rechtfertige mich, vergib mir all meine dunklen Seiten und erhebe mich in dein Licht: Gib mir „Likes“! Unsere Konsumwünsche, unsere Neugier, unsere Pläne, unsere dunklen und unsere hellen Seiten. Wir stellen uns ins Netz – wir geben uns damit preis und sind tief beunruhigt, wenn diese Gottheit nicht antwortet und auf WhatsApps nicht reagiert wird. Netz ist Gott. Und von so einem Gott spricht auch der alte Psalm. Oder? Ich habe einen Freund, der versteht Gott genau auf diese Weise. Er versteht aber den biblischen Gott falsch. Er denkt, Gott ist allwissend, und mir bleibt nichts Persönliches, kein Ausweg, nichts Privates. Alles, wirklich alles, wird gespeichert, nichts wird vergessen, alles ist vor Gott gegenwärtig, und alles wird bewertet und beurteilt. Ein Gericht wird sein. Ein solcher Gott ist allwissend und gnadenlos. Ich aber frage: Ist das wirklich die Art, wie der Gott der Bibel um uns weiß? Sind die Maschinen, die wir bauen, Abbilder der Gottheit, die die biblischen Schriften meinen? Sind die Gottesbilder aus unserer Hand mittels unserer Technik das, was die Menschen der Bibel als „Gott“ bezeichnen? Ist dies die Eigenart Gottes: dass seine Aufmerksamkeit den Informationen  über uns gilt, aufgeschrieben in dem „Buch des Lebens“, wie die Offenbarung des Johannes es nennt? Dort als Information gespeichert? Ist das wirklich die Art von Wissen , die Gott von uns wissen will? Daten, Fakten? Sie ahnen, dass ich darauf aus bin, dies zu verneinen. Wenn Gottes Wissen über uns diese Qualität hätte, dann wäre Gott nicht glaub- oder vertrauenswürdig. Von solch einer Allwissenheit würde ich jedenfalls nichts wissen wollen. Und von solch einem Gott schon gar nicht. Ich würde vielleicht annehmen, dass es ihn gäbe: aber ich würde ihm weder glauben noch vertrauen. Keinen Gedanken würde ich an ihn verschwenden. Mein hauseigenes Antiviren- Programm würde mir melden: „Zugriff von Gott verweigert und geblockt.“ Dieser Gott wäre ja noch unangenehmer als das, was ich übers Netz gesagt habe. Das Netz sammelt ja nur, um Geld zu machen (indem es mir sagt, was das gute Leben sei) – dieser Gott wäre aber ein Aktensammler, um mich fertig zu machen und abzuurteilen.”

“Denn Gott ist weder eine Aktensammlung noch eine Festplatte. Gott ist Geist, der mir begegnet. Der mit mir geht. Der in meine Dunkelheiten geht, um sie zu erleuchten und hell zu machen. Gott ist Geist und begegnet meinem Geist. Und das tröstet, ermutigt, hilft und verändert alles. Bloßes Wissen würde mich zu einem Gegenstand wie alle anderen Gegenstände machen. Zu einem Ding. Zu einem Teil der Sammlung. Verstehen aber bedeutet, dass man ein Stück des Weges mitgeht – ins Unbekannte, Verzweifelte, Fragende, Ungewisse. Das macht jeder gute Seelsorger, jeder gute Freund, das passiert in jeder guten Partnerschaft und Ehe, das ist das höchste, was Menschen einander tun können. Das ist das Göttliche in unserer Welt. Dass man geht und versteht. Leben ist Wanderschaft, das Wissen der Daten geht nicht mit, sondern hemmt Veränderung, stellt im wahrsten Sinne fest. Bei Gott aber bekommen wir es mit einer Aufmerksamkeit zu tun, die uns gilt. Ach, was sage ich: uns? Genauer muss ich reden. Sie gilt dir und mir. Nicht einfach nur „uns“. Jedem und jeder Einzelnen. Es geht nicht um unsere Daten, es geht um dich und mich. Um dich und mich kann es aber nur gehen, wenn einer tatsächlich, mit allem, was er ist, mit mir geht. Ein Stück meines Lebensweges, meiner Traurigkeit, meiner Fragen, meiner Schuld und meiner glücklichen Stunden. Meiner Verlorenheit auch, die im Dunkeln wohnt. Auch dahin geht Gottes Kenntnis und Verstehen – nicht um daraus einen Vorteil zu schlagen oder Gewinn zu machen, sondern um mein Leben zu erhellen. Damit ich frei werde und selber mein Leben führen kann. Das ist Gottes große Sehnsucht, sein Begehren, seine Liebe. Das ist seine urteilsfreie Bereitschaft, uns aufzunehmen, kennenzulernen, auf uns zu warten und dabei zu sein, was und wie unser Weg ist.” Weiter: https://www.ojc.de/salzkorn/2019/digitalisierung-christen-werte/psalm139-google-predigt/

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