Afroamerikanischer Straßenprediger versöhnt Southern Baptists mit ihrer Geschichte

Fred Luter, ein Afroamerikaner, ist von 8000 Deligierten zum neuen Präsidenten der Southern Baptists gewählt worden. Diese größte aller protestantischen Kirchen der USA spaltete sich ursprünglich von den Baptisten im Norden ab, weil sie die Sklaverei nicht abschaffen wollten und sie sogar biblisch begründeten. 1995 entschuldigte sich die Kirche für alle Unterstützung von Sklaverei und Rassismus und bat „alle Afroamerikaner“ um Vergebung.

Fred Luter gehört zu einer selten gewordenen Gruppe von Pastoren. Er glaubt, dass die Bibel Gottes Wort ist und er betont die Notwendigkeit einer persönlichen Bekehrung. Über seine eigene Lebensgeschichte berichtet die FAZ:

Luter versprach nach seiner Wahl, alles dafür zu tun, dass sich dieser Trend fortsetzt: „Wenn wir künftig nicht mehr Schwarze, Asiaten und Latinos in Führungspositionen wählen, dann sind wir gescheitert.“ An Energie und Charisma jedenfalls fehlt es dem neuen Kirchenpräsidenten aus New Orleans nicht. Der heute 55 Jahre alte Luter wurde in dem überwiegend schwarzen Viertel Lower Ninth Ward geboren, das vom Hochwasser des Hurrikans „Katrina“ im August 2005 fast vollständig zerstört wurde. Die Eltern ließen sich scheiden, als Fred sechs Jahre alt war. Die Mutter versuchte mit zwei bis drei Jobs die Familie zu ernähren, zum Erziehen der fünf Kinder blieb keine Zeit. „Ich bin der Mittlere von uns fünfen, und wir haben uns selbst erzogen. Dass man dabei falsche Entscheidungen trifft und mit den falschen Leuten zusammenkommt, ist unvermeidlich“, erzählt Luther.

 

Wie er an das Geld für sein Motorrad kam, das er sich mit 21 Jahren kaufte, will Luter nicht erzählen. Das Glück auf zwei Rädern dauerte nur wenige Monate: Bei einem schweren Unfall wurde sein linkes Bein zerschmettert, er erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Ein Diakon der Kirche seiner Mutter besuchte ihn im Krankenhaus und sagte: „Mein Junge, gehorsam sein ist besser als Opfer sein. Du musst deiner Mutter gehorchen.“ Sein erster Gang auf Krücken führte Luter nach der Entlassung aus dem Krankenhaus in die Kirche, wo er sein Leben Jesus Christus weihte.

Luter heiratete seine Jugendliebe Elizabeth, nahm einen Bürojob bei einem Immobilienmakler an und ging jeden Sonntag zur Kirche. Dazu begann er selbst zu predigen – mit einem Megafon auf der Straße. Diese frühe Erfahrung präge den Stil seiner Predigten bis heute, sagt Luter: „Wenn du an einer Straßenecke predigst, musst du schnell reden, denn die Leute bewegen sich schnell.“ 1986 wurde Luter – damals 31 Jahre alt und Vater zweier kleiner Kinder – die Übernahme des Predigeramts in der Franklin Avenue Baptist Church im benachbarten Stadtteil Gentilly angeboten.

Die Kirche hatte seinerzeit nur noch 65 Mitglieder, weil die meisten Weißen fortgezogen waren in die Vororte. Die Vorbehalte mancher Gläubigen gegen den jungen Pastor, der keine theologische Ausbildung vorzuweisen hatte, verflogen bald. In den kommenden zwei Jahrzehnten wuchs die Kirche unter Luters Führung auf 8.000 – fast ausschließlich schwarze – Mitglieder und mithin zur größten und am schnellsten wachsenden Kirche der SBC in Louisiana.

 

Bis der Hurrikan „Katrina“ Anfang August 2005 alles zunichtemachte. Luters Kirche stand drei Meter tief unter Wasser. Die Mitglieder seiner Gemeinde waren in alle Himmelsrichtungen aus der versunkenen Stadt geflohen. „Ich dachte, mein Predigerdienst, mein Leben sei zu Ende“, sagt Luter. „Doch durch die Gnade Gottes konnten wir zurückkehren.“ Der weiße Pastor David Crosby, dessen First Baptist Church von den Fluten verschont geblieben war, lud Luter und dessen Gemeinde in sein Gotteshaus ein. Den ersten Gottesdienst in seiner renovierten Kirche an der Franklin Avenue konnte Luter im April 2008 feiern. Heute hat seine Gemeinde wieder gut 5.000 Mitglieder.

Auch am Ernest-N.-Morial-Kongresszentrum herrschten nach dem Hurrikan unbeschreibliche Zustände. Die Messehallen waren ein Sammelplatz für die in New Orleans Gestrandeten. Es waren fast ausnahmslos Schwarze. Dass knapp sieben Jahre später an gleicher Stelle ein Schwarzer zum Präsidenten einer einst weißen Kirche gewählt wird, kann sich Luter nur als Gnadenakt erklären. „Seit mehr als 25 Jahren halte ich Gott, dem Wort Gottes und auch meiner Frau die Treue“, sagt er: „Wer Gott treu bleibt, dem bleibt Gott auch treu.“

www.faz.net/aktuell/polit…n-einigkeit-11793217.html

Siehe auch: thegospelcoalition.org/bl…nterview-with-fred-luter/

 

 

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