"Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse sind Hypothesen. Das rät
zur Vorsicht. Man muss sich über folgendes klar sein: Wissen ist das, was man
weiß, bevor man mehr weiß. Wenn man nicht alles weiß, weiß man nicht, ob das,
was man weiß, zutrifft. Alles aber weiß man nie. Also bleibt alles Wissen immer
fraglich. Dass das Wissen funktioniert – wie das ganze mechanistische Weltbild
funktionierte, bevor es vom Relativitätswissen und von der Quantenphysik
überholt wurde -, hängt damit zusammen, dass man nicht alles wissen muss, um zu
bestimmten Ergebnissen zu gelangen. Ob das Licht eine Welle ist oder aus Teilen
besteht, ist so lange nebensächlich, wie davon keine Anwendung abhängt. Die
Kirche hatte völlig recht, gerade auch wissenschaftlich, als sie Galilei
verpflichtete, seine Auffassungen als Hypothesen zu vertreten. Galilei hatte das
zugesagt. Die Krise entstand daraus, dass er sich nicht an diese Verpflichtung
gehalten hat. Dass die Evolutionstheorien Hypothesen sind, wird schon daran
erkenntlich, dass sie aufgestellt werden, ohne dass man weiß, was Zeit ist –
nach der Relativitätstheorie jedenfalls nichts Absolutes." (FAZ vom 10.07.07)