Am 9. Oktober 1991 starb Roy Black mit 48 Jahren.

»Ich war eine Marionette. Wer ich wirklich war, dafür hat sich niemand interessiert.« Roy Black

Wer aber soll diesem Schlagersänger Liebeslieder wie „Ganz in weiß“ oder: „Schön ist es, auf der Welt zu sein“ glauben? Sein vieles Geld verschwand so schnell, wie es gekommen war. Er trat sogar nur darum aus der Kirche aus, weil er Kirchensteuer sparen wollte. Nach fünf Jahren Ruhm kam ein langes Schweigen. Dann startete die Sehnsucht nach dem Heil der Welt von neuem mit der Fernsehserie „Ein Schloss am Wörthersee“. Darin spielte er den Chef eines Hotels, der seinen Gästen das Leben schön machte. Sein eigenes Leben war nicht schön. Die Ehe misslang, sein Vater nahm sich das Leben. Roy Black, der nie so genau wusste, ob er ein großer Schlagerkönig ist oder ein großer Junge, starb vor gut 32 Jahren mit drei Promille Alkohol im Blut in einer Fischerhütte in Oberbayern. Seine Sehnsucht aber lebt weiter: die Welt möge heil sein. Es gibt natürlich keine heile Welt und gab sie nie. Aber die Sehnsucht danach gab es und gibt es bis heute Morgen. Sie sieht bei jedem Menschen anders aus: die einen hören Schlager, andere stellen sich viele Engelsfiguren ins Regal, wieder andere beschwören die ewige Liebe oder basteln nur Püppchen, die glücklich aussehen. Auch wenn manches davon kitschig aussieht – Sehnsucht ist nie kitschig. Sie hält uns am Leben. Die Welt und mein Leben sollen heil werden, heil sein. Schmerzen sollen überwunden werden, das Böse soll bestraft werden. Alle Menschen sollen sich versöhnen und lieb haben.

Was könnte an dieser Hoffnung schlimm sein? Es ist leicht, über andere zu lächeln, die auf seltsame Weise von der heilen Welt träumen. Dabei träume ich doch selbst davon. Und sei es nur wie in dem Lied „Du bist nicht allein“ von Roy Black. Wenn die Welt schon nicht heil wird, will ich wenigstens nicht allein sein. Es ist furchtbar, wenn einer mutterseelenallein in einer Fischerhütte stirbt. Es ist schrecklich, wenn Familien sich bekämpfen oder Kinder hin- und hergezerrt werden. Es ist bitter, wenn Schuld hin- und hergeschoben und aufgerechnet wird statt verziehen und Verfolgung Andersdenkender kein Ende findet. Dann muss einer kommen, der mich wenigstens hoffen lässt auf Heil. Wie damals, als sich die Mühseligen und Beladenen um Jesus drängten und hörten, wie er sagte (Matthäusevangelium 11,29): Lernt von mir, dann werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Das ist doch mal eine Hoffnung. So beginnt ja das Heil der Welt: mitten in meinem Herzen. Jemand nimmt meine Sehnsucht ernst und lädt mich ein zu vertrauen. Vertrauen darauf, dass Gott die Seelen heilt, die nach seinem Willen leben. Michael Becker

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