Auch Wissenschaftsgläubige sind gläubig. Und wie.

Der Professor wollte seinen
Studenten klarmachen, dass all ihre „Kenntnisse“ über historische
Ereignisse, die sie nicht selber wahrgenommen hatten, auf dem Glauben
an die Aussagen von Zeugen beruhen. Ob wir Zeugen Glauben schenken, ist
von ihrer Anzahl, Einstimmigkeit, Fähigkeit, Aufrichtigkeit und
Glaubwürdigkeit abhängig und nicht zuletzt davon, was wir für möglich
halten. Deshalb sind Zeugenaussagen über Ereignisse der Vergangenheit
nie ein absoluter Beweis, dennoch sind sie oft so stark, dass das
Bezeugte sich kaum leugnen lässt.

Wir sind ein recht „gläubiges“ Volk, wenn man es sich ein wenig
überlegt. Unsere „Kenntnisse“ der Tagesereignisse sind größtenteils
Glaube an die Aussagen von Journalisten. Das „Geschichtswissen“ erweist
sich letzten Endes als Glaube an die Berichterstattung von Augenzeugen
vergangener Ereignisse. Gerichtsurteile beruhen auf dem Glauben an
Zeugenaussagen. Wir schlucken Medikamente, die sogar gefährlich sein
könnten, weil wir dem Arzt und den Angaben auf dem Etikett der
Herstellungsfirma glauben. Wir glauben Verwandten, Bekannten, Lehrern
und sogar Fremden, wenn sie uns etwas erzählen. Aus Erfahrung haben wir
erkannt, dass wir uns, ohne naiv zu sein, auf Zeugen durchaus verlassen
können und müssen. Ohne Glauben geht es überhaupt nicht in dieser Welt!
Allerdings wird der Begriff Glauben plötzlich verpönt und als
leichtgläubige, gefühlsmäßige Flucht in die Unvernunft abgetan, sobald
wir auf den Glauben an Gott, Jesus Christus oder die Bibel zu sprechen
kommen. Selbst viele engagierte Gläubige bezeichnen die Entscheidung,
an Jesus zu glauben, als ein „Wagnis“ und ein „Hineinspringen“, das mit
Beweisen, Argumenten und logischen Schlussfolgerungen nicht begründet
werden kann. Muss man wirklich im Glauben den Verstand ausschalten?
Schließen sich Glaube und kritisches Denken gegenseitig aus?
Wir beantworten diese Frage entschieden mit Nein. Sicherlich lässt sich
der Glaube an Jesus Christus nicht wie eine mathematische Formel
lückenlos beweisen, ebenso wenig, wie der Glaube an Geburtsurkunden,
Zeitungsberichte und Zeugenaussagen im Gerichtssaal. Auch wollen wir
nicht behaupten, dass man nur durch logische Argumente zum Glauben
kommen kann, denn es gibt viele Aspekte des Evangeliums, die zum echten
Glauben führen können. Dennoch kann die Entscheidung, Jesus unser Leben
anzuvertrauen und Ihm und Seinem Wort in allen Dingen zu folgen,
begründet werden. Der Verfasser des Hebräerbriefes hat es so
ausgedrückt:
„Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, ÜBERZEUGTSEIN von Dingen, die man nicht sieht“ (Hebräer 11, 1).
Das altgriechische Wort für Überzeugtsein aus diesem Zitat wird auch mit Überführtsein, Überzeugung und Nichtzweifeln übersetzt. Es hebt hervor, dass man von der Wahrheit der unsichtbaren Elemente des Glaubens überführt worden ist und nicht mehr zweifelt. Es geht darum, dass einer sich überzeugen lässt.
Auch Jesus hat den Glauben so aufgefasst. Er legte viel Wert darauf,
durch Wort und Tat die Menschen von Seiner Göttlichkeit und der
Wahrheit Seiner Botschaft zu überzeugen. Wir wollen aufzeigen, dass
Jesus kein blindes Hineinspringen in den Glauben an das Evangelium im
Sinn hatte, sondern dass Er für diesen Glauben Beweise geliefert hat.
Ob diese Beweise überzeugend oder stichhaltig sind, ist eine Frage, der
wir nicht in dieser, sondern in weiteren Predigten nachgehen wollen.
Heute sollten wir lediglich erkennen, wie Jesus durch Wunder, erfüllte
Prophezeiungen, die Auferstehung und die Zeugenaussagen Seiner Apostel
den menschlichen Verstand ansprechen wollte, um Seine Göttlichkeit und
die Wahrheit Seiner Botschaft zu beweisen. chr.gem. trier

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