Zu dem bekannten Professor Tholuck, der viel von der Notwendigkeit der „Bekehrung“ redete, kam einst ein Student mit der spöttischen Frage: „Herr Professor, wann soll ich mich eigentlich bekehren?“ Tholuck blickte den Spöttling ruhig an und sagte: „O, das hat noch Zeit bis einen Tag vor Ihrem Tode!“
Verblüfft und etwas nachdenklich ging der Frager seine Wege. Komisch, er hatte gedacht, der Herr Professor werde ihn eifrigst ermahnen: „Heute – heute noch musst du dich bekehren!“
Und nun hatte die Antwort ganz anders gelautet. – Einen Tag vor seinem Tode? Das war ja noch unübersehbar lange. Hatte die Sache bis dahin Zeit, so war alles gut. Jawohl!
Oder – oder am Ende doch nicht? Der Student grübelte. Wie kam der Professor zu dieser merkwürdigen Antwort, die allem widersprach, was er von Tholuck erwartert und gehört hatte. Es hatte noch Zeit bis – bis – bis einen Tag vor dem Tode?
Mit einem Mal blieb der junge Mann erschrocken stehen. War nicht neulich seinFreund ganz plötzlich beim Baden ertrunken? Wenn er nun an dessen Stelle gewesen wäre? Einen Tag vor seinem Tode? Kann er nicht morgen sterben? Dann war der “Tag vor seinem Tode“ – heute! Also hatte Tholuck doch nichts anderes gesagt als was er immer lehrte: „Heute, so ihr Gottes Stimme höret, verstocket eure Herzen nicht!“
Autor unbekannt