60. Todestag des «Narnia»-Autors C. S. Lewis.
Geboren wurde Lewis am 29. November 1898 im nordirischen Belfast. Nach dem frühen Tod der Mutter schickte der Vater den Zehnjährigen in ein Internat, wo er eine jahrelange Leidenszeit verbrachte. Als sein Vater das begriff, sorgte er in den beiden letzten Schuljahren für Einzelunterricht.
Der neue Lehrer erkannte schnell das Talent des Schülers und seine umfangreichen Literaturkenntnisse. Was Lewis einmal gelesen hatte, vergaß er nie wieder; er konnte Texte seitenlang aus dem Kopf zitieren. Seit seiner Kindheit schrieb der sensible, fantasiebegabte Junge Geschichten. Vor allem die nordischen Sagen begeisterten ihn.
Lewis hatte gerade sein Studium in Oxford begonnen, als er 1917 zum Militär eingezogen wurde. Mit seinem Freund Paddy Moore traf er ein Abkommen: Sollte einer von ihnen im Krieg fallen, würde sich der andere um die Hinterbliebenen kümmern. Paddy starb, und von da an wurden seine Mutter und Schwester zu Lewis‘ Ersatzfamilie. Die drei lebten über Jahrzehnte als Familie zusammen.
Nach dem Krieg studierte Lewis Literatur. 1925 wurde er Tutor am Magdalen College in Oxford. Seine Vorlesungen waren überfüllt; Lewis hatte rhetorisches Talent, und seine Begeisterung für die Literatur steckte an. In den 30er Jahren nahm auch seine schriftstellerische Karriere Fahrt auf. Ab 1933 traf er sich regelmäßig mit den «Inklings», einer Gruppe von Wissenschaftlern, zu denen auch J. R. R. Tolkien gehörte. Diese Zusammenkünfte waren für Lewis außerordentlich anregend. Eine Science-Fiction-Trilogie, diverse Erzählungen und die siebenbändige «Chronik von Narnia» nahmen hier ihren Ausgang. Lewis arbeitete ab 1939 an den Romanen, in die auch viele eigene Kindheitserlebnisse einflossen. Mehr als 100 Millionen Mal gedruckt und mehrfach verfilmt, wurde «Narnia» zu einem Klassiker der Fantasy-Literatur.
Von anderen Werken dieses Genres unterscheiden sie sich vor allem durch ihre christliche Grundierung. Nach Jahren der Entfremdung vom Glauben hatte Lewis sein atheistisches Weltbild allmählich abgestreift. Ein Schlüsselerlebnis war ein langes Gespräch mit Tolkien und Hugo Dyson im September 1931. Von da an bekannte er sich zum Glauben.
Lewis hatte sich vor allem als Wissenschaftler für englische Literatur des Mittelalters einen Namen gemacht; nun wurde er auch zum streitbaren Kämpfer für das Christentum. Sein Talent, theologische Probleme präzise zu benennen und anschaulich darzustellen, kam ihm dabei zupass. «Der wirkliche Test ist die Umgangssprache,» schrieb er in einem Brief. «Wenn Sie das, was Sie glauben, darin nicht ausdrücken können, dann haben Sie es entweder nicht verstanden, oder Sie glauben es in Wirklichkeit gar nicht.»
Die «Screwtape Letters» (Dienstanweisungen für einen Unterteufel), die 1941 in Fortsetzung im «Guardian» erschienen, wurden ein fulminanter Erfolg, ebenso Lewis‘ Rundfunkansprachen in der BBC. Reich wurde er nicht – denn er spendete konsequent alle Einnahmen aus seinen christlichen Büchern für wohltätige Zwecke.
In einer wahren Briefflut baten ihn Wildfremde um seelsorgerischen Rat. Auch die US-amerikanische gebürtige Jüdin Joy Gresham, die eine ähnliche Glaubenskarriere durchlaufen hatte wie Lewis. Ihre freundschaftliche Beziehung änderte sich 1956: Weil Joy als Ausländerin die Ausweisung drohte, heirateten sie und Lewis. Was als formaler Akt gedacht war, wurde zur späten Liebesehe. Doch sie war kurz: Joy starb 1960 an Krebs. Lewis durchlebte die Zeit der Trauer aus dem Glauben heraus. Drei Jahre später starb auch er in seinem Haus in Oxford.
Auf dem Gedenkstein in Westminster Abbey steht künftig ein Zitat: «Ich glaube an das Christentum, wie ich daran glaube, dass die Sonne aufgeht. Nicht nur, weil ich es sehe, sondern weil ich dadurch alles andere sehe.» Birgitta Negel-Täuber (KNA)